Christian Hofmann ist Firmenkundenbetreuer für Pflege- und Altersheime bei der Triodos Bank. Wir haben mit ihm über den demographischen Wandel gesprochen und ihn gefragt, wie es möglich ist, würdevolles Altern mit qualitativ hochwertiger Pflege zu finanzieren.
Unser Ziel als Nachhaltigkeitsbank ist es nicht nur ökologische, sondern auch soziale Nachhaltigkeit zu finanzieren. Eine der großen Herausforderungen unserer Gesellschaft ist es, Menschen ein Altern in Würde zu ermöglichen. Wir wollen, dass es hilfs- und pflegebedürftigen Menschen gut geht, dass sie ein liebevolles Umfeld erfahren, sich entfalten können, angenommen fühlen und ihnen mit Zeit begegnet wird – all das ist machbar. Einer der weiß wie, ist Christian Hofmann, Firmenkundenbetreuer für Pflege-und Altersheime bei der Triodos Bank.
Pflegerische Ausrichtung kann mit Wirtschaftlichkeit einhergehen
Michael Rebmann: Christian, der demografische Wandel ist eine immense Herausforderung für unsere Gesellschaft. Die Triodos Bank will nicht allein den damit verbundenen steigenden rechnerischen Bedarf an Heim- und Pflege-Kapazitäten finanzieren, sondern Orte mit Lebensqualität. Orte an denen Menschen in Würde altern können. Was charakterisiert Pflege- und Altersheime, die die Triodos Bank finanziert?
Christian Hofmann: Als Nachhaltigkeitsbank legen wir größten Wert auf Pflegekonzepte, die in ihrer täglichen Arbeit den zu pflegenden Menschen und seine Würde in den Mittelpunkt stellen. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass ein Pflegeheimbetreiber, der den zu pflegenden Menschen in den Mittelpunkt stellt, nicht wirtschaftlich arbeiten kann. Aus unseren Erfahrungen wissen wir, dass eine solche pflegerische Ausrichtung mit profitabler Wirtschaftlichkeit einhergehen kann. Ein positiver Wandel in der Altenpflege benötigt Konzepte, in denen Würde, Selbstbestimmtheit und Respekt verankert sind – auch für die Mitarbeiter. Wir empfinden es als essentiellen gesellschaftlichen Beitrag, Einrichtungen zu finanzieren, in denen Menschen diesen Einklang leben können
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Du bist ein genauer Beobachter des Pflegesektors. Wie entwickelt er sich in den kommenden Jahren in deinen Augen weiter?
Das große Zauberwort heißt momentan “Demografischer Wandel”. Viele Beratungsfirmen gehen von einem zusätzlichen Bedarf an neuen Pflegeplätzen von rund 340.000 bis zum Jahr 2030 aus. Darüber hinaus liegt der Substitutionsbedarf für nicht mehr marktgängige Einrichtungen bei weiteren 210.000 Pflegeplätzen. Aktuell beobachten wir daher eine merkliche Zunahme der Anzahl von Neubauten. Darüber hinaus investieren aber auch Betreiber (Immobilieneigentümer) in die Substanz der Pflegeimmobilie, um den gesetzlichen Vorschriften genüge zu tragen. Für die Zukunft wird es wichtig werden, die richtige Balance zwischen ambulanten und stationären Angeboten zu finden, um an den jeweiligen Standorten die richtigen Versorgungsformen anbieten zu können. Ein Bereich der sicherlich stärker wachsen wird, sind Wohn-Pflege-Kombinationen. Letztere bieten Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit einen hohen Grad an Eigenständigkeit aufrechterhalten zu können.
Kannst du ein Beispiel für eine Wohn-Pflege-Kombination geben?
Ende des Jahres 2017 haben wir in Rheinland-Pfalz ein tolles Pilotprojekt finanziert. Unser Kunde, das Pflegeheim Kesseler Handorn, errichtet seit Anfang 2018 in Kaiserslautern-Siegelbach einen Pflegeheim-Neubau, mit sämtlichen Versorgungsformen. Die Immobilie verfügt nach Baufertigstellung über 50 Plätze vollstationäre Pflegeplätze, zehn Plätze für Kurzzeitpflege, 16 Tagespflegeplätze, zwei ambulant betreute Wohngruppen mit insgesamt 24 Apartments sowie 37 betreute Wohneinheiten. Die Fertigstellung ist für Mitte 2019 geplant.
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Pflegeheime sorgen immer wieder für negative Schlagzeilen. Was muss sich ändern, damit es besser wird?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Pflegeheime in die Schlagzeilen geraten. Ein wichtiger Aspekt wird für die Zukunft sein, den Fachkräftemangel – den es auch in anderen Bereichen gibt – nachhaltig einzudämmen. Der Dienst am Menschen sollte in der Öffentlichkeit mehr Anklang finden. Darüber hinaus sollten in meinen Augen auch finanzielle Anreize geschaffen werden, sodass gerade junge Menschen sich für den Bereich “Altenhilfe” interessieren. Aktuell wird in der Pflege zu wenig bezahlt.
Ich glaube, dass viele von uns das Thema Pflege verdrängen. Dabei wäre es sehr wichtig, sich mehr damit zu beschäftigen. Wir sollten uns bewusst machen, wie grundlegend es ist, dass wir den Menschen, die in ein Pflegeheim umziehen müssen, einen sicheren Ort zur Verfügung stellen, an dem sie in Würde altern können.
Das Gefühl haben, etwas richtig gemacht zu haben
Was ist für dich die größte Herausforderung und was die größte Freude in deiner täglichen Arbeit?
Ich mag die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden und die gemeinsame Fokussierung zum Wohle der Menschen Einrichtungen entstehen zu lassen. Das Besondere an der Triodos Bank ist, dass wir hier immer zuerst auf die Wirkung schauen, wenn wir einen Kredit vergeben – und erst mit dem zweiten Blick auf das Finanzielle. Zuerst prüfen wir, was wir mit dem Geld, das wir vergeben, bewirken.
Bauphasen haben Höhen und Tiefen, was herausfordernd ist. Gemeinsam mit dem Kunden führen wir uns in solchen Phasen immer wieder das gemeinsame Ziel vor Augen und beseitigen die meisten Probleme. Wenn ich nach der Inbetriebnahme eines neuen Pflege-/Wohnheims in die Augen der zu pflegenden Menschen und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaue, möchte ich das Gefühl haben, dass wir es richtig gemacht haben.
Interview: Michael Rebmann
Der Beitrag erschien ursprünglich im Triodos-Bank-Blog diefarbedesgeldes.de
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