Frauen und Finanzen – diese Beziehung ist leider noch mit vielen Vorurteilen behaftet. Das muss sich ändern, denn gerade für Frauen ist es wichtig, die Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Wir haben sieben Tipps für die finanzielle Unabhängigkeit.
Mach Finanzen zur Mädchensache
Um mit dem Thema Finanzen keine Berührungsängste zu haben und es später in einer Beziehung nicht dem Partner zu überlassen, die Geldangelegenheiten zu klären, können Eltern schon bei ihren Töchtern früh über finanzielle Selbstbestimmung sprechen. Sie können ihnen vermitteln, wie wichtig und erfüllend es ist, unabhängig zu sein. Denn, ob wir es glauben oder nicht, beim Thema Geld findet sich die klassische und veraltetet Rollenverteilung auch heute noch häufig. Und die Basis wird in der Kindheit gelegt.
Fang früh an, Geld zurückzulegen
Egal ob Eltern, Großeltern oder Pat:innen – wer die finanziellen Möglichkeiten hat, kann schon von Geburt an für das Kind vorsorgen. Es reicht auch schon ein kleiner Betrag pro Monat oder Jahr. Den könnt ihr zum Beispiel in einen nachhaltigen Fonds investieren. Bis zum 18. Geburtstag kommt ein gutes Sümmchen zusammen und gleichzeitig habt ihr die Welt mit etwas Gutes finanziert. Wer freut sich nicht über ein kleines finanzielles Polster, das den Start ins Studium, Ausbildung oder Berufsleben erleichtert.
Jetzt klimaneutral investieren!
Verlass dich nicht nur auf deine Rente
Einmal im Beruf, sollte Frau sich unbedingt klar werden, dass die gesetzliche Rente allein nicht reicht, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Manchmal reicht sie nicht einmal, um über die Runden zu kommen. Zum Vergleich: Noch 1980 betrug das Rentenniveau – also der Prozentsatz des Bruttolohns, der als Rente ausgezahlt wird – 57,6 Prozent. Bis 2030 wird das Rentenniveau nur noch 44 Prozent betragen, Tendenz: sinkend. Deshalb ist eine private Altersvorsorge extrem wichtig, zumal eine betriebliche Rente nicht von allen Arbeitgebern gewährleistet wird.
Sorge für finanzielle Gleichberechtigung in der Partnerschaft
Insbesondere in Partnerschaften mit Kindern, solltet ihr die Finanzplanung und die Altersabsicherung zusammen genau unter die Lupe nehmen. Denn in klassischen Partnerschaften und Ehen läuft es überwiegend noch so: Die Kinder kommen auf die Welt und die Frau bleibt zu Hause. Sind die Kinder größer, arbeiten viele Frauen in Teilzeit. 2019 hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in einer großen Studie die Lebensrealitäten von Frauen zwischen 30 und 50 Jahren untersucht. Ein eigenes Nettoeinkommen über 2.000 Euro haben demnach nur 10 Prozent der Frauen dieser Altersphase. Von den verheirateten Frauen wiederum haben 19 Prozent gar kein eigenes Einkommen und insgesamt 63 Prozent verdienen unter 1.000 Euro im Monat.
Das bedeutet: Während Frauen sich um die Kinder kümmern, können Männer Karriere machen. Ihre Gehälter steigen viel schneller – und auch im Falle einer Scheidung starten sie finanziell auf einem ganz anderen Niveau als die meisten Frauen. Oft sind es auch die Frauen, die sich nach einer Trennung größtenteils um die Kindererziehung kümmern und damit weiter nur eingeschränkt arbeiten können. Traurig aber leider (noch immer) die Regel. Deshalb ist es ratsam, sich auch in einer Partnerschaft oder Ehe finanziell abzusichern. Auch wenn es wenig romantisch klingt: ein Ehevertrag kann sich als Segen herausstellen.
Entdecke was Geld leisten kann
Hol dir die Kontrolle und den Notgroschen
Egal in welcher Lebenssituation oder Konstellation du dich befindest, für später vorzusorgen, ist immer wichtig. Bevor du damit startest: verschaffe dir einen Überblick über deine finanziellen Möglichkeiten. Dafür eignet sich zum Beispiel ein klassisches Haushaltsbuch. So wird schnell klar, wieviel du regelmäßig zum Sparen übrig hättest. Wichtig ist auch ein Notgroschen, den du wirklich nur im äußersten Notfall antastest. Ratsam dafür ist ein Umfang von ungefähr zwei bis drei Netto-Monatsgehältern.
Einfach mal anfangen
Das Wichtigste bei der privaten Altersvorsorge ist, einfach anzufangen. Ist der Notgroschen zum Beispiel auf einem Tagesgeldkonto hinterlegt, geht es ans Investieren. Denn ganz ehrlich: Zinsen gibt es auf absehbare Zeit nicht mehr. Langfristig gesehen, können sich mit (Aktien-) Fonds höhere Renditen erzielen lassen als mit Tagesgeldkonten. Es besteht aber – insbesondere kurzfristig – das Risiko einbrechender Kurse. Dennoch: Wer Rendite will, muss ein gewisses Risiko eingehen. Das gehst du am besten mit dem Geld ein, das du kurz- bis mittelfristig nicht brauchst. Also Geld, auf dass du gut für eine Weile verzichten kannst, ohne dass es dir weh tut. Und auch hier gilt: Kleinvieh macht auch Mist. 25 ,- Euro regelmäßig in einen Sparplan zu investieren, sind ein toller Anfang.
Jetzt klimaneutral investieren!
Mach Schluss mit überholten Denkmustern
Wie oft hören wir, dass Geld angeblich den Charakter verdirbt? Oder wir reden uns selbst ein, dass wir sowieso nicht mit Geld umgehen können oder dass wir nicht durchhalten und es am Ende doch wieder auf den Kopf hauen usw. Höchste Zeit, damit Schluss zu machen! Gerade Frauen sollten über Geld sprechen, egal ob privat oder beruflich. Die meisten Männer machen das schließlich schon immer so. Und hier liegt es tatsächlich einmal ganz alleine an uns, alte Denkmuster zu ändern: Fordert selbstbewusst das ein, was euch zusteht.
Übrigens: Claudia Müller, die Gründerin des Female Finance Forums spricht grundsätzlich von Altersvorfreude und nicht Vorsorge. Freut euch auf das Alter mit finanzieller Freude und läutet es jetzt ein.
Das könnte dich auch interessieren:
War dieser Artikel interessant?
- 🎧 Podcast: Besser spenden – sinnvoll & effektiv helfen
- Nachhaltige ETFs: Wie grün sind sie wirklich?
- Fair Finance Week 2019: CumEx, Klima, Menschenrechte
- Ethische Banken: Warum sie wichtig sind, um die Welt zu verändern
- City-Ticket der Bahn: So funktioniert's
- Utopia-Podcast: Ethische Geldanlagen? Ein Interview mit "ECOreporter" Jörg Weber
- Was ist ein P-Konto? Wann und für wen ist es sinnvoll?
- Warum Regionalwährungen eine gute Sache sind
- Warum wir alle nur 20 Stunden arbeiten sollten - Niko Paech im Interview