Mental Load, also die Überlastung von Müttern und Familien, erreicht in der Adventszeit häufig ihren Höhepunkt. Eigentlich eine Zeit, die durch Ruhe und Besinnlichkeit bestechen sollte, dominiert in der Realität in der Vorweihnachtszeit allzu oft Hektik, Stress und Überlastung den Alltag. Wie Mütter und Familien Mental Load vermeiden können und was ihr dagegen tun könnt, verraten wir hier.
„Was macht ihr eigentlich an Weihnachten?“ oder „Was schenken wir XYZ zu Weihnachten?“ sind Fragen, wie sie in der Vorweihnachtszeit oft gestellt werden – und zwar meist den weiblichen Mitgliedern eines Haushalts. Denn sie sind immer noch die „Familienmanager:innen“, neben ihren beruflichen Aufgaben, versteht sich. Frauen organisieren traditionell sehr häufig alle Termine der Familie und den Haushalt, haben Wünsche, Vorlieben und Abneigungen im Hinterkopf, erinnern ihren Partner:innen oder die Kinder an alles Wichtige und tragen die Verantwortung für ein reibungsloses Zusammenleben.
Klingt anstrengend und kompliziert? Ist es auch. Das Phänomen heißt „Mental Load“ und kann durchaus dazu führen, Frauen heimlich, still und leise in den Burnout zu treiben. Damit das nicht passiert, geben wir Tipps, wie sich die Aufgabenverteilung in der Familie besser gestalten lässt, damit Mental Load vermieden oder zumindest reduziert werden kann.
Was ist „Mental Load“?
Mental Load meint die unsichtbaren, „mentalen“ Aufgaben, die in Partnerschaft oder Familie zumeist Frauen aufgebürdet werden. Etwa im Blick zu behalten, welche Lebensmittel bereits knapp werden, den Einkaufszettel erstellen. Oder dafür sorgen, dass regelmäßig das Badezimmer geputzt wird, die Mülltonnen rechtzeitig an der Straße stehen und vieles mehr. Auch dafür zu sorgen, dass die Kinder zur passenden Zeit im Bett sind, für den Sportkurs angemeldet werden oder neue Jacken bekommen, wenn die alten zu klein werden, fällt in diesen Bereich. Einfach immer alles im Kopf oder zumindest im Hinterkopf zu behalten, damit ja kein Chaos ausbricht.
Bei Mental Load geht es weniger um die Tätigkeit an sich, als um das „sich kümmern“, daran denken und dafür sorgen, dass es erledigt wird. Selbst wenn beide Teile eines Paares den Haushalt gemeinsam erledigen, sind es doch fast immer Frauen, die ihre Männer einkaufen schicken oder zum Staubsaugen und Aufräumen „einteilen“. In der Weihnachtszeit erreicht die Belastung gerne mal ihren Höhepunkt. Denn, für ein schönes Fest muss einfach zu vieles bedacht, organisiert, geplant und besorgt werden. Zusammen mit der Verantwortung, der Organisation und dem Stress im Berufsleben kann der Druck, auch daheim immer alles im Blick haben zu müssen, vor allem für Frauen schnell zu groß werden und im schlimmsten Fall im Burnout enden.
Ursachen für Mental Load
Um Wege und Lösungen zum besseren Umgang mit Mental Load zu finden, ist es wichtig, zu verstehen, wie das Problem entsteht. Schuld daran sind wir alle als Gesellschaft. Das patriarchalische Modell mit dem Mann als Hauptverdiener und der Frau, die daheim den Haushalt macht, ist immer noch tief in der Gesellschaft und auch in unseren Köpfen verankert. Unbewusst werden die kleinen, unsichtbaren Organisationsaufgaben meist den Frauen zugeschoben, die das „besser können“.
Tatsächlich ist es reine Übungssache, den Überblick zu behalten und scheinbar immer an alles zu denken. Weder Frauen noch Männern ist diese Fähigkeit angeboren. Wenn du dir das bewusst machst, ist das schon der erste Schritt, um Mental Load zu verringern oder sogar ganz zu vermeiden.
Wege aus der Mental Load Falle
Wenn nämlich klar ist, dass beide Partner:innen das Familienleben gleich gut organisieren können, dann seid ihr offen für eine gerechte(re) Verteilung der Mental Load Belastung, sodass niemand überlastet wird. Doch dafür gilt es erst einmal herauszufinden, welche unsichtbaren Aufgaben überhaupt anfallen. Am besten gelingt das mit einer Liste, die in tägliche, wöchentliche, monatliche und jährliche Aufgaben unterteilt ist. Die Bandbreite reicht von ganz banalen Dingen wie Wäsche waschen und Planung der Mahlzeiten über eine Putzliste und dem wöchentlichen Einkaufszettel bis hin zu Weihnachtsgeschenken, Reifenwechsel oder Steuererklärung.
Mit der Liste setzt ihr euch gemeinsam hin und besprecht, wer aktuell welche Aufgaben übernimmt, und zwar beides: daran denken und aktiv tun. Dinge, die vielleicht nur fünf Minuten dauern, aber täglich anfallen, etwa die Kinder zu Bett bringen, sind dabei schwerer zu gewichten als solche, die einen halben Tag in Anspruch nehmen, aber nur ein bis zwei Mal jährlich anfallen, zum Beispiel der TÜV fürs Familienauto.
Ziemlich sicher stellt sich heraus, dass einer von beiden deutlich mehr solcher Aufgaben erledigt – und damit die entsprechend größere Mental Load hat. Im nächsten Schritt verteilt ihr die von euch erfassten Punkte möglichst gerecht auf beide Partner:innen. Es ist hier durchaus legitim, sich in einigen Bereichen Hilfe zu suchen, beispielsweise eine Putzkraft, die wöchentlich kommt oder elektronische Helferlein zu nutzen, wie eine Entspannungs-App für Kinder zum Einschlafen oder die Erinnerungsfunktion das Handys für eine Pause oder einen Termin, den man nicht vergessen darf.
Wie ihr die Verteilung regelt, ist euch überlassen. Vielleicht erledigt ihr Dinge abwechselnd, vielleicht hat jede:r seine eigenen Bereiche, vielleicht organisiert ihr den Großteil gemeinsam und teilt euch nur die Umsetzung auf. Es müssen nur beide Partner:innen mit der Lösung zufrieden und weniger belastet sein. Wer dabei Hilfe oder Unterstützung sucht, ist bei Angeboten wie der Techniker Krankenkasse gut beraten. Hier finden überlastete Eltern mit unterschiedlichen Angeboten und Antistress-Programmen langfristig Unterstützung und Hilfe, das TK-Familientelefon ist hingegen für kurzfristige Hilfe und Fragen ideal.
Familienmanagement ist Übungssache!
Steht die neue Aufgabenzuordnung fest, solltet ihr euch auch wirklich daranhalten. Gerade für Frauen, die bisher alles im Griff zu haben meinten, ist das nicht immer ganz leicht. Denn anfangs passieren Fehler, es werden Termine verschwitzt oder Dinge gehen schief. Dann hilft es, sich daran zu erinnern, dass Familienmanagement Übung erfordert und auch Frau lernen muss, einfach mal loszulassen. Wer den Partner ständig mit Argusaugen beobachtet und bei der kleinsten Abweichung eingreift, steht erst recht unter Strom und sorgt eher für Mental Load, anstatt es zu reduzieren.
Besser ist es, die gewonnene Zeit aktiv zum Stressabbau zu nutzen, zum Beispiel mit Ausgleichssport oder einem Onlinekurs für Achtsamkeit und Meditation. So bleiben alle gelassen, wenn die Wäsche verfärbt ist oder die Verwandtschaft überraschend zum Weihnachtsessen erscheint. Solche „Mini-Krisen“ gemeinsam zu bewältigen, kann den Zusammenhalt in der Familie stärken und ist keineswegs ein Zeichen davon, dass eine Frau eine schlechte Mutter (oder Partnerin) ist. Ganz im Gegenteil: wer auf sich und seine psychische Gesundheit achtet, kann umso besser für seine Familie da sein.
Von Rollenbildern lösen hilft gegen Mental Load
Die Vorstellung, Familienmanagement sei Frauensache, ist immer noch viel zu tief in unseren Köpfen und unserer Gesellschaft verankert. Mental Load, also die Belastung von Frauen durch die unzähligen kleinen, oft unsichtbaren Organisationsaufgaben, wird oft übersehen. Speziell in der Vorweihnachtszeit kann der Druck so groß werden, dass die psychische Gesundheit leidet – bis hin zum Burnout. Um Mental Load zu reduzieren oder ganz zu vermeiden, müssen wir uns dieser Aufgaben bewusstwerden, sie neu verteilen und uns von althergebrachten Rollenbildern lösen. Das stärkt nicht nur die Frauen, sondern unsere gesamte Gesellschaft, weil wir damit echter Gleichberechtigung der Geschlechter den Weg ebnen.
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