Von Keksen über Tafeln bis zu Pralinen, die Auswahl an Schokoladenprodukten ist riesig, ebenso die Nachfrage: Rund neun Kilogramm essen Verbraucher:innen in Deutschland pro Kopf und pro Jahr. Oft, ohne die fragwürdigen Bedingungen zu kennen, unter denen Kakao angebaut wird. Um das zu ändern, startet Fairtrade die Sweet Revolution, eine Protest-Kampagne für fairen Kakao. Mach mit!
Viele Schokoliebhaber:innen machen sich im Alltag mehr Gedanken über den Kaloriengehalt ihrer Lieblingstafel Schokolade als über die Herkunft der Kakaobohnen. Dabei gehören extreme Armut, Ausbeutung und Kinderarbeit zur bitteren Realität im Kakaoanbau. Etwa 14 Millionen Menschen bestreiten ihren Lebensunterhalt mit der Produktion von Kakao – vorwiegend Kleinbauernfamilien, die weniger als fünf Hektar Land bewirtschaften. Allein die geringe Anbaufläche treibt viele von ihnen in die Armut, sodass sie vom Kakaoanbau allein kaum leben können. Hinzu kommen extreme Preisschwankungen: Rohkakao wird am Weltmarkt in London und New York gehandelt, wo immer wieder auf Preise spekuliert wird. Viel zu häufig müssen die Produzent:innen ihren Kakao deshalb unter Wert verkaufen.
Westafrika, das Herz der Schokoladenindustrie
Der Großteil des weltweiten Kakaos – über 60 Prozent – stammt aus Westafrika, vor allem aus Ghana und der Elfenbeinküste. In beiden Ländern ist ausbeuterische Kinderarbeit ein großes Problem. Expert:innen des National Opinion Research Center der Universität von Chicago (NORC) gehen davon aus, dass dort über zwei Millionen Kinder im Kakaoanbau tätig sind. Damit ist Kinderarbeit heute weiter verbreitet als noch vor zehn Jahren.
Dabei verspricht die Schokoladenindustrie seit Jahren, die Ausbeutung von Kindern zu bekämpfen. Wer möchte schließlich Schokolade genießen, für die Kinder auf die Felder anstatt in die Schule geschickt werden?
Kakaoanbau: Eine harte Arbeit, die sich kaum lohnt
Eine der Hauptursachen für ausbeuterische Kinderarbeit sind die viel zu niedrigen Einkommen. Gerade einmal 67 Cents verdienen Kakaoproduzent:innen in der Elfenbeinküste im Durchschnitt pro Kopf und pro Tag. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Fairtrade International. Die Studie berechnet nicht nur, was Bäuerinnen und Bauern tatsächlich verdienen, sondern auch, was sie bekommen müssten, um etwa ein existenzsicherndes Einkommen zu erhalten. Sprich, ein Einkommen, das die Kosten für Lebensmittel, Wasser, Wohnen, Bildung, Gesundheit, Verkehr, Kleidung und andere lebenswichtige Bedürfnisse deckt – einschließlich des Sparens für Notlagen. Dafür müssten die Arbeiter:innen mindestens 2,13 Euro pro Kopf und pro Tag erhalten.
Selbst Fairtrade-zertifizierte Kakaobäuerinnen und -bauern bekommen noch zu wenig. Um vom fairen Handel profitieren zu können, müssen Kooperativen in der Regel mindestens 30 bis 40 Prozent ihrer Waren zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen. Obwohl sich der Markt von fair gehandeltem Kakao in den vergangenen Jahren enorm entwickelt hat, müsste die Nachfrage deutlich steigen. Aktuell liegt der Marktanteil von Fairtrade-Kakao bei 17 Prozent.
Du findest, das ist zu wenig? Dann mach mit und mach dich stark für fairen Kakao.
Bis zum 6. Dezember mitmachen und gewinnen
Gemeinsam mit Fairtrade kannst du dich für die Menschen einsetzen, die die Kakaobohnen für deine Schokolade pflücken. Per Online-Wettbewerb sucht Fairtrade die besten Protest-Slogans für fairen Kakaogenuss. Mit wenigen Klicks und etwas Kreativität wirst du selbst Online-Aktivist:in für nachhaltigen Kakao. So einfach geht’s:
- Werde kreativ und gestalte allein, mit deinen Freund:innen, Bekannten, in der Schule, im Verein oder in der Uni deine Botschaft für mehr Fairness im Kakaosektor.
- Teile deinen kreativen Protest-Slogan via Social Media.
- Aktiviere dein Umfeld und sammle Stimmen für deinen Slogan. Die Slogans mit den meisten Stimmen gewinnen.
Der international bekannte Streetartkünstler Boogie interpretiert die zehn besten Slogans auf einer Protestwand, der Wall of Fair. Mit dieser verschaffen wir deinem Protest gegen unfairen Kakaohandel am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, Gehör im Berliner Regierungsviertel. Dem oder der kreativsten Slogan-Autor:in stattet Boogie sogar einen persönlichen Besuch ab und kreiert ein individuelles Kunstwerk live vor Ort.
Auch die Zweit- und Drittplatzierten dürfen sich über kleinere Boogie-Kunstwerke ihres eigenen Protestslogan freuen. An die Plätze vier bis zehn verlost Fairtrade Überraschungsboxen vollgepackt mit fairen Schokoladenprodukten.
Dah Oha – Kakaobäuerin, Mutter und Powerfrau
Welchen Unterschied der faire Handel für Produzent:innen machen kann, zeigen Geschichten wie die der Kakaobäuerin Dah Oho Gboklela aus Gogoko, einem kleinen Dorf etwa 50 Kilometer von der ivorischen Küste entfernt: Durch den frühen Tod des Vaters muss Dah Oho früh Verantwortung übernehmen. Weil das Schuldgeld zu teuer ist, beginnt sie eine Friseurlehre, bevor sie gemeinsam mit ihrem Bruder das kleine Kakaofeld der Familie übernimmt. Als sie heiratet, wird ihr ein eigenes Stück Land zugesprochen – in der Elfenbeinküste, wo nur 20 Prozent der Landbesitzenden weiblich sind, keine Selbstverständlichkeit. Sie schließt sich der Fairtrade-Kooperative ECAKOOG an, bekommt mehr Geld für ihren Kakao und erhält Tipps, wie sie richtig düngt. Das steigert die Erträge und damit den Verdienst. Mithilfe der Fairtrade-Prämiengelder unterstützt die Kooperative ihre Mitglieder zudem finanziell bei der Finanzierung von Schulgeldern.
Für jede Tonne Kakao, die Dah Oho zu Fairtrade-Bedingungen verkauft, erhält sie einen festen Mindestpreis, der nicht unterschritten werden darf. Selbst dann nicht, wenn die Preise am Markt einbrechen. Die Mindestpreise decken die Kosten einer nachhaltigen Produktion und ermöglichen notwendige Investitionen in neue Pflanzen, Pflanzenschutz oder Geräte. Um die Existenz der Familie zu sichern, reicht das Geld aber nicht. Wie viele Kakaoproduzent:innen kann Dah Oho nur einen Teil ihrer Ernte zu fairen Bedingungen verkaufen. Der restliche Kakao wird an der Börse zu den dort vorgegebenen Preisen gehandelt. Ein Geschäft, dass sich kaum lohnt, wie die Mutter von vier Kindern erklärt. Für ihre Kinder wünscht sie sich eine bessere Zukunft abseits des Kakaohandels. Sie sollen zur Schule gehen, Beamte werden und später nicht aufs Feld müssen – zumindest nicht, solange die Preise so niedrig sind.
Mehr zur Geschichte von Dah Oho
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