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„Die Welt zu retten fängt beim Frühstück an“

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Foto: CC0 / Unsplash / Dan Counsell

Wenn es eine Erzählung gibt, die uns die Welt vor der Klimakrise retten lässt, dann ist es die von Jonathan Safran Foer in „Wir sind das Klima“. Sie ist sehr einfach – und gerade deshalb so gut.

Die Klimakrise steht im wahrsten Sinne des Wortes vor unserer Haustüre. Die Fakten sind klar (wenn wir ehrlich sind, kennen wir sie schon seit Jahrzehnten). Die dramatische Botschaft ist heute auch nicht mehr zu überhören. Trotzdem passiert zu wenig. Wir Menschen scheinen wie paralysiert, wie überfordert von der abstrakten Bedrohung zu sein. Dramatische Appelle kommen nicht an. Wir sind kurz geschockt, dann geht das Leben weiter. Um die Klimakrise aufzuhalten, braucht es ein neues, einfaches Narrativ, eine neue mutmachende Erzählung, die uns tatsächlich zum Handeln animiert – und nicht in Ohnmacht erstarren lässt. Wie wäre es mit dieser: „Die Welt zu retten fängt beim Frühstück an.“

Eine kleine Einschränkung mit großem Impact

Diesen ungewöhnlichen und inspirierenden Vorschlag macht Jonathan Safran Foer in seinem neuen Buch „Wir sind das Klima!“. Es ist ein Buch über die Klimakrise, die zentrale Herausforderung unserer Zeit, und was wir gegen sie unternehmen können. Es ist ein Buch ohne Fingerzeig, ein Sachbuch, das überraschend anders ist, als andere Sachbücher. Angeblich mehrere Jahre hat Foer gegrübelt, wie er seine Botschaft rüberbringen kann, damit sie die größtmögliche Wirkung entfaltet. Die Botschaft lautet: Wenn wir alle, wir Menschen, ein kleines Bisschen verzichten, dann können wir eine immens positive Wirkung auf unser Klima ausüben. Dann können wir gemeinsam die Welt retten. Was wir dafür tun müssen, ist keine radikale Umstellung unserer Lebensgewohnheiten, sondern eine machbare Einschränkung: Teilzeitveganer*in werden.

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Die Welt zu retten fängt beim Frühstück an Jonathan Safran Foer (Foto: CC0 / Pixabay / Robert Bye)

Keine tierischen Produkte vor dem Abendbrot zu essen, spart für einen Menschen im globalen Norden rund 1,3 Tonnen CO2 pro Jahr. Wir können alles weiter essen, nur eben ein Mal pro Tag. Dies sei, so argumentiert Foer, eine realistische Möglichkeit für jede und jeden von uns Einfluss zu nehmen. Und wenn wir es zu Millionen tun, dann ist die Wirkung immens. Es ist einfacher, als auf die Politik oder die Wirtschaft zu warten. Es ist etwas, das wir sofort umsetzen können.

Foer hat in seinem Buch elegant und detailreich belegt, warum der Hebel über unsere Lebensmittel so wirkmächtig ist: Nutztierhaltung ist für – je nach Rechnung – 14,5 % bis 51 % des jährlichen CO2-Ausstoßes auf der Welt verantwortlich. Massentierhaltung, Fleischkonsum, Waldrodung für Tierhaltung und Tiernahrung – der negative Einfluss unserer Nahrungsgewohnheiten auf die Erde ist kurz gesagt krass. Foer schreibt: „Wir wissen nicht genau, ob Nutztierhaltung ein Hauptverursacher des Klimawandels ist oder der Hauptverursacher.“ Aber, und das ist die positive Botschaft des Buches, wir alle zusammen können die Rahmenbedingungen ändern. Wir haben es in der Hand.

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Für Foer gibt es nur zwei Möglichkeiten mit der Klimakrise umzugehen: Resignation oder Widerstand. Er hat sich für die zweite entschieden und will uns mitreißen. Dafür wählt er ungewöhnliche Wege und Erzählungen, auf die er im Laufe des Buches immer wieder zurückkommt. Foers Großmutter überlebte als einzige der Familie die Gräuel des Naziregimes, weil sie aus ihrem polnischen Dorf floh, weil sie handelte, wo ihre Familienmitglieder tragischerweise abwarteten. Das ist die eine Begebenheit.

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Die Welt zu retten fängt beim Frühstück an Jonathan Safran Foer (Foto: CC0 / Unsplash / Jannis Brandt)

Die andere ist die Geschichte des polnischen Untergrundkämpfers Jan Karski, der 1943 sein Leben riskierte, um dem amerikanischen Richter am Obersten Landesgericht, Felix Frankfurter, aus dem Warschauer Ghetto und dem Vernichtungslager Belzec zu berichten. Karski hoffte dadurch, die Amerikaner zum Handeln zu bewegen. Frankfurter, der selbst Jude war, sagte: “Ich sage nicht, dass er lügt, aber ich glaube ihm nicht. Mein Verstand und mein Herz sind so gemacht, dass ich das nicht akzeptieren kann”. Er handelte nicht. Die Vergleiche, die Foer zieht, sind gewagt. Aber sie gelingen ihm.

Foer: Wir sind das Klima
„Wir sind das Klima“ von Jonathan Safran Foer (Bild: utopia)

Ein weiter Vergleich kommt leichter daher. Er ist sehr treffend für unsere Zeit: Die Verbindung zwischen Selfiesticks und Pollenstäben. Selfiesticks stehen für das Reisen an ferne Ziele, für Selbstinszenierungen auf Instagram & Co. Mit Pollenstäben bestäuben Menschen Blumen und Pflanzen, weil es nicht mehr genug Bienen gibt. Der Selfiestick-Lebenswandel führt zur traurigen Groteske, dass Menschen die Arbeit von Bienen erledigen müssen (sie werden übrigens niemals so effizient sein).

Es reicht nicht aus, dass wir unseren Kindern und Enkelkindern irgendwann, wenn uns auch hier im globalen Norden das Wasser bis um Hals steht, zeigen, dass wir früher ganz viel über den Klimawandel „gepostet“ haben. Sie werden uns die einzig relevante Frage stellen: Und was hast du getan?

Wenn uns das Wasser in einigen Jahren nicht bis zum Hals steht, dann könnten wir auf die Frage antworten: Ich habe die Welt mit meinem Frühstück und Mittagessen gerettet.

Text: Michael Rebmann

Der Beitrag erschien ursprünglich im Triodos-Bank-Blog diefarbedesgeldes.de

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