Tchibo bringt mit „Qbo“ ein eigenes Kapsel-System für den schnellen Kaffee auf den Markt. Anders als Nespresso setzt Qbo auf Kunststoff statt Aluminium – doch das macht die Kaffeekapseln noch lange nicht nachhaltig.
Deutschlandweit wurden 2015 alleine mehr als drei Milliarden Kaffeekapseln verkauft. Die aufwendig hergestellten Alu-Kapseln produzieren einen gewaltigen und noch dazu völlig unnötigen Müllberg. Aber auch der Kaffee selbst, der von Unternehmen wie Marktführer Nestlé verkauft wird, ist aus ökologischer und sozialer Sicht problematisch. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Nestlé Kaffee von einigen brasilianischen Plantagen bezog, auf denen Zwangsarbeit und Sklaverei stattfindet.
Mit Qbo will Tchibo nun einiges besser machen beim Kapselkaffee – und wirbt mit Kaffee „frisch gepresst wie vom Barista“, mit „perfektem Milchschaum kalt und warm“ und „100% recycelbaren“ Kunststoffkapseln. In erster Linie aber setzt Tchibo mit dem neuen System auf das digitale Feintuning des Kaffees per App. Mit einem Smartphone kann der Kunde exakt einstellen, wie viel Kaffee, Milch und Milchschaum jeweils in der Tasse landen soll. Die „Rezepte“ können dann gespeichert und via WLAN an die Maschine geschickt werden.
Tchibo Qbo-Kapseln: Plastik statt Alu
Auch an die Umwelt wollen die Entwickler gedacht haben: die Qbo-Kapseln bestehen aus dem Kunststoff Polypropylen (PP) und sind damit – im Gegensatz zu Nespresso-Kapseln – komplett frei von Aluminium. Entsorgen kann man sie über den gelben Sack oder die gelbe Tonne.
Durch ihre Würfelform sollen die Qbo-Kapseln laut Tchibo außerdem weniger Material verbrauchen: Ihre Form soll gegenüber vergleichbaren Kapseln „bis zu 85 Prozent“ Verpackung einsparen.
Tatsächlich ist die Herstellung von Kunststoff weniger energieintensiv als die von Aluminium. Auch fallen bei der Aluminiumproduktion umweltschädliche Nebenprodukte an, die bei der Plastikproduktion so nicht entstehen. Allerdings wird PP auf Basis des knappen Rohstoffs Erdöl hergestellt, dessen Förderung massive Umweltrisiken birgt.
Der Tchibo-Kaffee in den Kapseln ist von der Rainforest Alliance zertifiziert. Dieses Siegel ist zwar schwächer als das Fairtrade-Label (die Bauern erhalten zum Beispiel keine Mindestpreise), mit der Zertifizierung unterscheidet sich Tchibo aber positiv von Nespresso und anderen. Besser hat es Tchibo bei seinen Bohnenkaffees aus der „Barista“-Linie gemacht: diese sind Fairtrade-zertifiziert.
Qbo: anders, aber nicht nachhaltig
Unterm Strich bleibt bei Tchibo Qbo ein „aber“. Denn Fairtrade-zertifiziert oder Bio ist der Kapselkaffee von Tchibo nicht. Plastik ist alles andere als ein nachhaltiges Material. Auch wenn die Qbo-Kapseln in der Theorie (!) recycelt werden können, kann man davon ausgehen, dass ein großer Teil einfach im Restmüll und damit in der Müllverbrennungsanlage landen wird. Deshalb wäre es aus ökologischer Sicht immer noch am sinnvollsten, solche Kapseln gar nicht erst herzustellen. Das würde tatsächlich Energie sparen und verhindern, dass Millionen gebrauchte Kaffeekapseln am Ende doch im Restmüll landen. Nachhaltig ist nur der Verzicht auf Kaffeekapseln.
Utopia meint: Auch wenn Tchibo mit Qbo versucht, manches besser zu machen als andere Kaffeekapsel-Systeme: die Kapsel-Systeme an sich bleiben das Problem. Sie erzeugen einfach zu viel Aufwand und Verpackung für Kaffee. Der Weg zu einem tatsächlich nachhaltigen und individuellen Kaffeegenuss führt vielmehr über eine andere Kaffeekultur.
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