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Von wegen „Bio-Skandal“: Herrmannsdorfer bleibt vorbildlicher Betrieb

Kein Bio-Skandal: Herrmannsdorfer ist immer noch ein vorbildlicher Hof
Foto: © Herrmannsdorfer Landwerkstätten (Screenshot)

Die Organisation SOKO Tierschutz will einen Skandal aufgedeckt haben: Die Schweinehaltung bei den Herrmannsdorfer Landwerkstätten soll nicht ganz so bio sein wie gedacht. Doch sowohl der Hof als auch der Anbauverband können die Vorwürfe glaubhaft widerlegen. Von der Skandalisierung profitiert vor allem die Billig-Fleischindustrie.

Die Nachricht von einem angeblichen Skandal beim bayerischen Bio-Vorzeigebetrieb Hermannsdorfer Landwerkstätten geistert seit mehreren Tagen durch die Medien. Abwechselnd ist von „Missständen“ auf dem Biohof und „Attacken“ von Tierschützern die Rede.

Der Hintergrund: Die Tierschutzorganisation SOKO Tierschutz veröffentlichte Daten und Aufnahmen, die belegen sollen, dass den Schweinen in Herrmannsdorf regelmäßig (Reserve-)Antibiotika gegeben werden und dass dort zu viele Ferkel sterben. Das MDR-Magazin Fakt machte daraus einen kritischen Beitrag. Der Herrmannsdorfer-Chef Karl Schweisfurth kommt darin zu Wort und kann die Vorwürfe glaubwürdig und transparent widerlegen: Antibiotika muss im Notfall gegeben werden, die hohe Ferkelsterblichkeit liegt an ungewöhnlich großen Würfen. Dennoch ist schnell von einem Bio-Skandal die Rede.

„Die Herrmannsdorfer haben sich vorbildlich verhalten“

Schweisfurth erklärt in einer Stellungnahme: „Wenn eines unserer Tiere erkrankt ist oder sich verletzt hat, verwenden wir […] vorrangig homöopathische Präparate und andere alternative Heilmittel. Wenn diese Mittel nicht helfen, wird einem kranken Tier nach Rücksprache mit dem Tierarzt – wenn nötig und im Sinne des Tierwohls – ein Antibiotikum gegeben. Es ist sogar nach Bioverordnung vorgeschrieben, dass Tiere behandelt werden müssen, um ihnen Leid zu ersparen.“ Und: „Im letzten Jahr haben wir pro Wurf […] ungewöhnlich viele Ferkel bekommen – bis zu 20. […] Derart große Würfe führen leider häufig auch dazu, dass mehr Ferkel als üblich schwach auf die Welt kommen und geringe Überlebenschancen haben.“

Schließlich äußert sich auch der Anbauverband Biokreis, in dem Herrmannsorfer Mitglied ist: Ein Kontrolleur konnte auf dem Hof keinerlei Verstöße gegen die Bio-Richtlinien feststellen, die Antibiotika seien ordnungsgemäß dokumentiert und begründet worden. „Die Herrmannsdorfer haben sich hier vorbildlich verhalten, die Dokumentation ist lückenlos. Auch die Wartezeiten bis zur Schlachtung, die laut Biokreis-Richtlinien nach Antibiotika-Gaben verdoppelt werden müssen, sind in jedem Fall erfüllt“, sagt Josef Brunnbauer, Geschäftsführer des Biokreis.

Attacken auf gute Bio-Betriebe schaden genau der Haltungsform, die das Tierwohl besonders im Auge hat

Einige Medien, unter anderem die Bild-Zeitung, rudern schließlich zurück und ziehen die Aussagekraft der SOKO Tierschutz-Daten zu Recht in Zweifel. Die – selbst nicht unumstrittene – SOKO Tierschutz verlegt sich nun auf Haarspalterei mit Prozentzahlen der Ferkelsterblichkeit (die Schweisfurth mit dem Alter der Muttersauen erklärt). Dabei wird immer unklarer, was die Organisation mit ihren teils auf illegal gewonnenem Material basierenden Anschuldigungen eigentlich zu erreichen versucht.

Wer die Bilder der Schweinehaltung in Herrmannsdorf gesehen hat, dürfte wenig Zweifel daran haben, dass hier auf vorbildliche Art und Weise mit den Tieren umgegangen wird. Selbst wer Nutztierhaltung und Fleischkonsum generell ablehnt, müsste eigentlich einsehen, dass es die Tiere hier zumindest deutlich besser haben, als in konventionellen Massenbetrieben und dass Höfe wie der der Herrmannsdorfer deshalb unterstützenswert oder aber – je nach Sichtweise – zumindest das kleinste Übel sind. (Zum Hintergrund der Herrmannsdorfer Landwerkstätten gibt es hier mehr Infos).

Auf seiner Webseite erklärt SOKO Tierschutz, man wolle „dem Wort Tierschutz seine ursprüngliche Bedeutung wiedergeben“. Und: „die eindeutige Konsequenz ist die Umsetzung […] der veganen Lebensweise.“ Egal wie man zum Veganismus steht: Mit Attacken gegen vorbildliche Bio-Betriebe wie Herrmannsdorfer und der künstlichen Skandalisierung völlig normaler Vorgehensweisen schürt SOKO Tierschutz Misstrauen gegen Bio-Höfe – und schadet damit genau der Haltungsform, die tatsächlich Wert auf das Tierwohl legt.

Denn für den Großteil der Verbraucher wird die logische Konsequenz aus dem angeblichen „Skandal“ sein, Bio zu misstrauen – und weiterhin konventionell erzeugtes Fleisch zu kaufen. Nach dem Motto „wenn Bio eh Schwindel ist, kann ich ja auch weiter mein Schnitzel für 2 Euro bei Aldi kaufen“. Die Veröffentlichungen von SOKO Tierschutz werden nicht zu mehr Veganismus, sondern zu weniger Bio-Konsum führen.

In letzter Konsequenz erreicht die angebliche Tierschutz-Organisation also das Gegenteil von Tierschutz. Das nützt niemandem – außer der konventionellen Fleischindustrie.

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