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Zum Heulen: Nespresso für Babys

Milchkapsel System von Nestlé
Foto © BabyNes: www.babynes.com/ch-de/

Unter dem Namen „BabyNes“ bietet der Lebensmittelkonzern Nestlé Babymilch in Plastikkapseln an – samt BabyNes-Maschine für die Zubereitung. Darüber würde man gerne lachen, wenn die Technologie dahinter nicht so bedenklich wäre.

Seinen Nespresso inszeniert Nestlé seit Jahren erfolgreich als stilvollen und bequemen Kaffeegenuss. In Millionen Haushalten landet heute mit jeder Tasse Kaffee eine umweltschädliche Alukapsel im Müll. Kunden lassen für Kaffeekapseln von Nespresso eine schöne Stange Geld in exklusiven Boutiquen, ca. 70 Euro pro Kilo. Zum Vergleich: ein fair gehandelter Bio-Kaffee kostet pro Kilo um die 20 Euro, der aber ist den Deutschen oft „zu teuer“, anders als die bunten Kapseln.

Ein derart erfolgreiches Geschäftsmodell kopiert man gerne. Zum Beispiel für eine ganz neue, junge Zielgruppe: Babys. Die können bekanntlich keinen Kaffee trinken, darum gibt es jetzt „BabyNes“ samt BabyNes-Maschine. Auf der Produkt-Webseite darf man lesen: „Vom Modell der Muttermilch inspiriert, hat Nestlé BabyNes entwickelt. Das BabyNes-System besteht aus einer intelligenten Maschine und 6 Säuglingsmilchnahrungen, die sich an die unterschiedlichen Ernährungsbedürfnisse Ihres Babys bis zum Alter von 3 Jahren anpassen.“

BabyNes ist bequem, hygienisch, teuer

BabyNes gibt es derzeit in der Schweiz (schon seit 2011) und in Frankreich zu kaufen, exklusiv in Apotheken und den hiesigen Nestlé-Onlineshops. Wann das System in Deutschland eingeführt wird ist noch unklar. Die Kapseln für das Milchpulver bestehen nicht wie bei Nespresso aus Alu, sondern aus Plastik – und sind damit ähnlich umweltproblematisch.

Eine Babynes-Kapsel kostet derzeit rund 1,90 Schweizer Franken. Für drei Milchmahlzeiten macht das 5,70 Franken – etwa doppelt so viel wie beim klassischen Milchpulver. Das hat die Süddeutsche Zeitung ausgerechnet.

Die Gunst der Mütter versucht Nestlé auch hier mit Attributen wie Bequemlichkeit und Komfort zu gewinnen. Zusätzlich spielt die Gesundheit des Babys eine Rolle: „Mit dem BabyNes System können Sie mit nur einem Knopfdruck in weniger als einer Minute einen Schoppen ohne Klümpchen, optimal dosiert und in der gewünschten Temperatur zubereiten. Jede Kapsel ist luftdicht versiegelt und enthält einen integrierten Wasserfilter, der Bakterien beseitigt und so optimale Hygienebedingungen sichert.“

BabyNes_Kapseln BabyNes ist, anders als Nespresso-Kapseln, nicht aus Alu, sondern aus Plastik – damit ähnlich umweltproblematisch. Alternativen zu Nespresso findest du hier.

BabNes und die Entmündigung der Mutter

Mit der „intelligenten Maschine“ – verspricht Nestlé „innovative Serviceleistungen“, die einem daran zweifeln lassen, ob nun Mutter und Vater  oder Maschine für das Baby sorgen sollen: „Wenn Sie das Maschinen Modell mit Online-Dienstleistungen besitzen und Sie diese aktiviert haben, wird My BabyNes täglich rund um die Uhr mit Ihrer Maschine, Ihrem Tagebuch und Ihrer Ernährungsberaterin verbunden sein. So können Sie tagtäglich das Wachstum und die Ernährung Ihres Babys leicht verfolgen“, heißt es auf der Webseite.

Der Online-Service lässt Nestlé außerdem wissen, wann die Milchkapseln zur Neige gehen und man kann auch gleich seinen Kinderarzt über die „Entwicklung seines Kindes“ informieren: „Sie haben die Möglichkeit, die Gewichtskurven sowie die Informationen zur Ernährung mit Ihrem Kinderarzt zu teilen. Wählen Sie die Zeiträume aus, die Sie teilen möchten, um eine genaue Überwachung zu ermöglichen“. Oder Freunde daran teilhaben lassen: „Erweitern Sie das Erinnerungsalbum Ihres Babys um Fotos und Kommentare und laden Sie Ihre Familie oder Freunde ein, es zu verfolgen.“

Utopia meint: BabyNes ist nicht nur ein weiteres unnötiges Produkt, das eine ursprüngliche Tätigkeit (Kinder ernähren) durch ein aufwendiges und teures Brimborium komfortabler machen soll. Mittels Online-Vernetzung schafft sich Nestlé auch noch tiefgreifende Kontrollmöglichkeiten, die man keinem Unternehmen zugestehen sollte.

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