Keine Satire: Coca Cola & Co. gibt es jetzt auch in Kapseln für zuhause. Das System der Cola in Kapseln ist teuer, noch verschwenderischer als Nespresso – und unverschämt überflüssig.
Wie sieht die Ernährung der Zukunft aus? Wie werden im Jahr 2050 10 Milliarden Menschen satt? Können uns neue Technologien dabei behilflich sein? Das sind drängende Fragen, auf die viele Menschen und Unternehmen ernsthafte Antworten suchen.
Währenddessen erfinden andere Unternehmen überflüssige Maschinen, die Konsumenten bequeme Freiheit vorgaukeln, um sie mit ungesunden Markengetränken zu versorgen und dazu bringen, massenhaft Müll zu produzieren und Energie zu verschwenden.
Mit Kapseln lassen sich bekanntlich gute Geschäfte machen. Nespresso hat es hierzulande durch die geschickte Inszenierung von Eleganz und Bequemlichkeit geschafft, dass Kunden bis zu 70 Euro für ein Kilo Kapsel-Kaffee ausgeben. (Zum Vergleich: ein Kilo Röstkaffee kostet im Einzelhandel um die 10 Euro, selbst Bio- und Fairtrade-Kaffee ist preiswerter als Kaffee in Kapseln.) Immerhin gibt es inzwischen einige Alternativen zu Nespresso.
Kapseln saugen Konsumenten aus
Der führende Hersteller von Kapsel-Kaffee aus den USA, Keurig Green Mountain, hat dort kürzlich ein neues Kapselsystem für Softdrinks auf den Markt gebracht: „Keurig Kold“. Das wäre vermutlich ein unspektakuläres Produkt, wenn nicht eine der bekanntesten Marken der Welt mit an Bord wäre: Coca Cola. Diese ist seit 2014 mit 16 Prozent an Keurig Green Mountain beteiligt.
Wer sich eine „Keurig Kold“-Maschine in die Küche stellt, kann sich auf Knopfdruck darum nicht nur irgendeine namen- und geschmacklose Cola rauslassen, sondern eben Coca Cola. Und außerdem: Fanta, Sprite, den in den USA erfolgreichen Coca Cola-Konkurrenten Dr.Pepper sowie weitere dort mehr oder minder bekannte Softdrinks, Sportgetränke, Eistee und aromatisiertes Wasser.
Für die mit Sirup und Kohlensäure gefüllten Kapseln müssen Konsumenten einen stolzen Preis zahlen: eine Kapsel ergibt umgerechnet knapp 0,25 Liter und kostet pro Stück 1,10 Euro (1,25 US-Dollar). Das ist in etwa doppelt so viel wie amerikanische Kunden üblicherweise im Supermarkt für Coca Cola zahlen. Die Maschine selbst kostet satte 327 Euro (370 Dollar).
Ein amerikanischer Blog hat ausgerechnet, dass man im Anschaffungsjahr der Maschine mit einem (ambitionierten) Konsum von einem Liter pro Tag auf insgesamt 2000 Dollar kommt – und das für Cola und andere Softdrinks!
Verschwendung, versprochen!
Cola und Co. trinkt man am liebsten kalt – und auch „Keurig Kold“ gibt dieses Versprechen für sein Produkt schon im Namen. Im Gegensatz zu Kapsel-Kaffee-Automaten ergibt sich hierbei ein Problem: Kälte lässt sich nicht so schnell erzeugen wie Wärme. Das weiß jeder, der schon mal einen ausgeschalteten Kühlschrank angeschalten hat.
Die „Keurig Kold“-Maschine braucht daher zwei Stunden Kühlzeit, bevor sie ein Getränk mit versprochenen vier Grad Celsius zubereiten kann. Anders gesagt: Das Ding läuft vermutlich den ganzen Tag. Zur obligatorischen Kapsel im Müll (nach jedem Glas) gesellt sich somit jede Menge verschwendeter Energie. Und über den Ressourcenaufwand, der zur Herstellung des Automaten notwenig ist, haben wir noch gar nicht gesprochen.
Das Werbevideo offenbart eine weitere Schwäche des Kapselsystems, aber auch einen überraschenden Vorteil: „Frischgemachte“ Cola.
Die Freiheit, einen Knopf zu drücken
Kritische Leser werden es längst bemerkt haben: Coca Cola für zu Hause gibt es doch schon längst und Flaschen kann man bekanntlich auch bequem im Kühlschrank kühlen. Demnach muss es die neue Zubereitungsart der Cola in Kapseln sein, die dem Verbraucher einen Vorteil bringt.
Na klar: endlich muss man sich nicht mehr abmühen, lebensnotwendige Softdrinks kistenweise nach Hause zu schleppen. Doch Hersteller Keurig setzt auf ein anderes Argument, um die Überflüssigkeit des Systems zu kaschieren. Auf der Webseite heißt es:
„The freedom to make all your favorite drinks like never before: always perfectly chilled with no CO2 canisters – all at the push of a button. Pick and choose. And choose. And choose. Make a Coca-Cola. Make a Sprite. Make a Dr Pepper.“
Die Maschine verspricht also Freiheit, Wahlmöglichkeiten und macht ihren Besitzer zu einem selbstbestimmten Macher. Wer hätte das gedacht? Über 200 Jahre Aufklärung enden in einem Knopfdruck und der Freiheit, zwischen Cola und Sprite zu wählen.
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