Von Müllstrudeln im Meer sieht man immer wieder schockierende Bilder – aber die Plastikverschmutzung betrifft nicht nur ferne Ozeane. Auch unsere heimischen Gewässer sind längst voller Plastik. Wie schlimm die Folgen für Natur und Tiere sind, ist noch kaum abzusehen.
Sie sind praktisch überall. Sie fliegen durch die Luft, sie reichern sich in den Böden an und schwimmen zunehmend auch in unseren Gewässern: Mikroplastik-Partikel. Das sind Plastik-Teilchen, die kleiner als 5 Millimeter sind. Die Deutschen verwenden davon etwa 500 Tonnen im Jahr allein in Kosmetikprodukten wie Peelings oder Zahnpastas. Ein wesentlicher Teil davon findet seinen Weg in Flüsse und Meere. Und zwar zusätzlich zu dem sowieso schon vorhandenen groben Plastikmüll, der seinerseits zu Mikroplastik zerfällt.
Der Weg des Plastikmülls
In den vergangenen Jahren hat sich die Erforschung und die Bekämpfung des Plastikmüllproblems zunehmend auf die Meere ausgerichtet. In Meeren und stehenden Gewässern sammelt sich der Müll in besonders großen Mengen an und ist fast unmöglich zu beseitigen.
Fließende Gewässer wie Flüsse und Bäche funktionieren dabei wie Transportstraßen des Plastiks: Sie sorgen dafür, dass der Kunststoff auch aus Städten im Landesinneren in den Weltmeeren landet. Schätzungen zufolge stammt rund 80 Prozent des Mülls in den Meeren vom Land. Eine Zigarettenkippe, die in München in die Isar geworfen wird, kann also über die Donau bis ins Schwarze Meer treiben.
Plastik in Rhein, Donau und Bodensee
Allein an der Oberfläche des Rheins treiben etwa 192 Millionen Mikroplastik-Partikel – so gelangen jährlich 10 Tonnen Mikroplastik in die Nordsee (Studie). In der Donau treiben teilweise mehr Plastikteilchen als Fischlarven. Auch im Bodensee – Trinkwasserquelle für Millionen von Menschen – wurden Plastikpartikel gefunden, Wissenschaftler erforschen dort mögliche Folgen. Und die Plastikverschmutzung nimmt weiter zu.
Genau wie in den bekannten Müllstrudeln in den Meeren lagert sich das Plastik auch in Binnengewässern in Deutschland ab. Forscher gehen davon aus, dass die meisten Flüsse und Seen hierzulande längst kontaminiert sind – es existieren nur noch nicht ausreichend Daten für einen guten Überblick. Kennt man die oben genannten Forschungsergebnisse, scheint es mehr als wahrscheinlich, dass auch viele oder gar alle anderen deutschen Gewässer mit Plastik belastet sind.
Was sind die Folgen in deutschen Flüssen und Gewässern?
Etwa eine Million Seevögel sterben weltweit jedes Jahr an den Folgen von Plastikverschmutzung. Das passiert nicht nur an fernen Küsten – auch in Deutschland wird den Vögeln Plastik zum Verhängnis: Auf Helgoland etwa verwendet der Bastentölpel Plastiknetze aus dem Meer zum Nestbau. Viele Jungtiere strangulieren sich und verenden dann qualvoll am Plastik im eigenen Nest.
Das Mikroplastik bereitet vielen Forschern noch größere Sorgen. Viele typische Süßwasserbewohner nehmen Plastikmikropartikel auf: Plastik wurde bereits in Muscheln, Schnecken, Würmern und Wasserflöhen gefunden. Bei Wasserflöhen beispielsweise verhindert die Aufnahme von Mikroplastik die Nahrungsaufnahme – sie verhungern.
Plastik selbst ist nicht unbedingt giftig. Bei der Herstellung werden jedoch oft gefährliche Zusatzstoffe beigefügt wie etwa Weichmacher, Flammschutzmittel oder Farben. In der Umwelt reichert Plastik zusätzlich Giftstoffe an – Schwermetalle, Dioxine und sogenannte PBTs (persistente bioakkumulative toxische Substanzen). Tiere, die Plastik zu sich nehmen, schlucken damit auch diese Gifte. Die Folgen sind noch weitgehend unerforscht, bisherige Erkenntnisse geben jedoch Anlass zur Sorge: Wattwürmer beispielsweise, die mit dem Sediment der Nordsee Hart-PVC aufnahmen, wiesen Darmentzündungen auf.
Plastik ist heute in der gesamten Nahrungskette vorhanden, vom Plankton bis zum Speisefisch. Seine giftigen Bestandteile landen so auch auf unseren Tellern. Das gilt für heimische Süßwasserfische vermutlich ebenso wie für Meeresfische. Das genaue Ausmaß des Schadens für Gesundheit und Umwelt steht noch nicht fest. Klar ist, dass auch wir Menschen direkt betroffen sind – beispielsweise wenn wir Fisch aus der Nordsee essen.
Plastik vermeiden: Jeder kann bei sich selbst anfangen
Plastik ist in unserem gesamten Alltag vorhanden und fast unmöglich ganz zu vermeiden. Doch es liegt an uns, weniger Plastik zu verwenden, verantwortungsvoll damit umzugehen und so dazu beizutragen, dass die Industrie Alternativen entwickelt. Den ersten Schritt kann jeder bei sich selbst machen – zum Beispiel mit diesen Tipps, die jeder umsetzen kann.
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