Der neue US-Präsident ist Fan von fossilen Energien, sein Außenminister war bis vor kurzem Chef eines globalen Ölkonzerns und der neue Energieminister leugnet den Klimawandel. Trotzdem wird Donald Trump den globalen Klimaschutz nicht aufhalten.
Der Klimawandel? Eine Erfindung der Chinesen.
The concept of global warming was created by and for the Chinese in order to make U.S. manufacturing non-competitive.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 6. November 2012
Solar- und Windkraft? Zu teuer und zu hässlich.
Wind Power is proving to be very costly and unsightly.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 22. Juni 2012
Ist der Klima- und Umweltschutz in den USA mit der Ära Trump am Ende? Personalentscheidungen und politische Absichten des neuen US-Präsidenten legen diesen Schluss nahe.
Anders sieht das sein Amtsvorgänger Barack Obama. Anfang Januar schrieb dieser in seinem sehr lesenswerten Aufsatz „The irreversible momentum of clean energy“ für das Wissenschaftsmagazin Science:
„Die sich häufenden wirtschaftlichen und ökologischen Beweise machen mich zuversichtlich, dass der Trend hin zu einer Wirtschaft der sauberen Energie […] anhalten wird.“
Obama begründet seine Einschätzung mit gründlich belegten ökonomischen Argumenten. Und auch wenn faktenbasiertes Denken derzeit nicht angesagt scheint – wir teilen seine Zuversicht.
Diese fünf Fakten sprechen dafür, dass Trumps Präsidentschaft den globalen Klimaschutz nicht aufhalten wird.
1. Auch Klimawandelleugner können das Klima schützen
So laut Donald Trump seine Meinung vertritt, so wankelmütig ist er in seiner Position. Das gilt auch für seine Ansichten zum Klimawandel. Diesen hat der neue US-Präsident einst zum Schwindel und zur Erfindung der Chinesen erklärt, mit der jene der US-Wirtschaft schaden wollen. In der klirrenden Kälte des Herbstes 2015 wünschte er sich sodann mehr globale Erwärmung.
It’s really cold outside, they are calling it a major freeze, weeks ahead of normal. Man, we could use a big fat dose of global warming!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 19. Oktober 2015
Und nachdem Trump die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen hatte, sah er vergangenen November dann doch eine „gewisse Verbindung“ zwischen menschlichen Aktivitäten und der Erderwärmung.
In welche Position Trump auch taumeln wird – dass wir keine Angst vor Klimaleugnern haben müssen, zeigt das Beispiel Rick Perry.
Der designierte Energieminister glaubt nicht an den vom Menschen verursachten Klimawandel, das ist öffentlich bekannt. 2012 forderte Perry als republikanischer Präsidentschaftskandidat sogar die Abschaffung des Energieministeriums (dem er nun vorstehen wird).
Trotz Perrys klimafeindlicher Haltung entwickelte sich Texas während seiner 14-jährigen Amtszeit als Gouverneur zum größten Windenergieproduzenten des Landes. „Wäre Texas ein Staat, wäre es heute der sechstgrößte Windenergieerzeuger der Welt knapp hinter Spanien mit einer Kapazität von 18 Gigawatt“, schreibt die FAZ.
Wie kann das sein? Weil erneuerbare Energien nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll sind. Mehr dazu im nächsten Argument.
2. Erneuerbare Energien lohnen sich für die Unternehmen
Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Gesamt-Energie-Mix der USA ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen – die Kosten für die Erneuerbaren Energien sind gleichzeitig stark gesunken. Zwischen 2008 und 2015 fielen die Kosten für Windenergie um über 40 Prozent, die für Solar-Großanlagen sogar um über 60 Prozent.
Der Recherche-Organisation Bloomberg New Energy Finance zufolge waren die Investitionen in den sauberen Energie-Sektor 2015 etwa doppelt so hoch wie jene in fossile Energien. (Zu den „sauberen Energien“ zählen die USA allerdings auch Erdgas).
Warum also sollten Energieunternehmen nun anfangen, neue Kohlekraftwerke zu bauen, wenn sie aus Gas, Sonne und Wind viel günstiger und langfristiger Energie gewinnen können – und dafür internationale Investitionen einsammeln?
Der Umbau hin zu einem sauberen Energiesystem ist längst zu weit fortgeschritten und seine Finanzierung global zu stark vernetzt, um ihn aufhalten zu können. Selbst wenn Trump es schaffen sollte, den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien kurzfristig zu bremsen: Die amerikanische Wirtschaft wird ihn aller Wahrscheinlichkeit nach mittelfristig wieder vorantreiben – allein schon aus Profitgier.
3. Die Kohleindustrie ist nicht zukunftsfähig
Um sein Versprechen „America First“ einzulösen, will Trump den Kohlesektor stärken, man könnte auch sagen: wiederbeleben. Doch damit ist er zu spät dran. Kohle ist längst nicht mehr wettbewerbsfähig, zu günstig sind die Erneuerbaren Energien, zu aufwendig und teuer die Energiegewinnung aus Kohle. Längst sind die Erneuerbaren lukrativer für Investoren, weltweit gerät der Kohleverbrauch ins Stocken. Sogar das Kohle-Land China hat gerade erst seine Pläne für über 100 neue Kohlekraftwerke verworfen.
„Selbst wenn Trump wie angekündigt den Kohlebergbau von Umweltauflagen befreien lässt, verbessert sich seine Wettbewerbsfähigkeit kaum“, schreibt die FAZ.
Trump mag also seine Macht nutzen, um günstigere Bedingungen für Kohlekraft zu schaffen – den sterbenden Energiesektor wird er aber nicht wiederbeleben können. Im besten Fall wird der Präsident mit seinem oft und laut betonten Fokus auf eine starke amerikanische Industrie das schnell einsehen, im schlechtesten Fall werden ihn die Investoren daran erinnern.
4. Die Energiewende schafft Arbeitsplätze
Einen Wirtschaftssektor zu schwächen, der Millionen Menschen beschäftigt und (siehe Argument 2) voraussichtlich immer mehr beschäftigen wird – das wäre kein kluger Schachzug von Präsident Trump.
Seinen Slogan „Make America great again“ bezieht er in erster Linie auf die wirtschaftliche Stärkung seines Landes inklusive der Schaffung neuer Jobs. Der Erneuerbare-Energien-Sektor bietet diese Stellen – und er hat dank vieler Investitionen längst eine unumkehrbare Dynamik erreicht.
Es ist also nicht zu erwarten, dass der neue Präsident sich unbeliebt macht, indem er Stellen im Energiebereich gefährdet. Und dass er langfristig neue Jobs auf dem Gebiet der fossilen Energieträger schaffen kann ist äußerst zweifelhaft – Argument 3.
5. Politik ist keine One-Man-Show
Trump will Amerika wieder groß machen – und auch wenn sein Gebaren ein anderes Selbstverständnis vermuten lässt, wird er das nicht ohne Hilfe im In-und Ausland schaffen. Selbst der Präsident der USA muss mit Bündnispartnern verhandeln, die ihn in die Verantwortung nehmen werden.
Was würde etwa passieren, wenn Trump wie angekündigt das Pariser Klimaabkommen aufkündigen würde? Steven Herz von der US-Umweltorganisation Sierra Club meint in einem lesenswerten Interview mit Klimaretter.info:
„Wenn Trump beim Klimaschutz nicht mitspielt, entziehen ihm andere Länder bei anderen Themen die Unterstützung. So funktioniert die internationale Politik auf vielen Gebieten – und das ist auch jetzt beim Klima zu erwarten.“
Trump wolle die Freihandelsabkommen neu verhandeln und mehr Geld von den Europäern für die NATO. Syrien, die Verhandlungen mit dem Iran, atomare Abrüstung – „Die gesamte Spannbreite der Außenpolitik. Es ist ja nicht so, als wären die USA allein auf der Welt“.
Auch wenn man an vielem verzweifeln könnte, was Trump von sich gibt – von seiner Klimapolitik haben wir aller Voraussicht nach weniger zu befürchten als er es gerne hätte.
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