Die Reichen nehmen den Armen ihr Land weg – eigentlich nichts Neues. Doch „Landraub“ beschreibt eine neue Art der Kolonialisierung: einen Raubzug, der darüber entscheidet, wie wir in Zukunft leben. Ab 8. Oktober 2015 läuft der Film in deutschen Kinos.
Agrarflächen sind das neue Gold. Nach der Finanzkrise 2008 hat das Kapital neuen Boden gesucht und im wahrsten Sinne des Worte gefunden: Multinationale Konzerne, Staaten, Banken, Fonds und reiche Privatanleger investieren ihr Geld jetzt in Ackerland. Vornehmlich dort, wo es billig ist, wo die Eigentumsverhältnisse unübersichtlich sind und wo es keine starke Zivilgesellschaft gibt: also in Afrika, Asien, Südamerika, Osteuropa.
Das „geraubte“ Land nutzen sie als Produktionsstandort für Agrarprodukte oder als bloßes Spekulationsobjekt. Eine Fläche halb so groß wie Europa wurde bereits aufgekauft, Bauern und indigene Völker mussten weichen. Statt die Region zu ernähren, produziert man nun im großen Stil für die Märkte der wohlhabenden Länder.
Auch wenn es sich so anhören mag, „Landraub“ betreibt keine Schwarz-Weiß-Malerei. Der Film porträtiert beide Seiten: Kleinbauern, Flüchtlinge und Landarbeiter berichten von Vertreibung, Hunger, Konkurrenzkampf und Zerstörung ihrer Heimat. Die Vertreter des großen Geldes sprechen von gesundem Wirtschaften, von der Sicherung der Nahrungsversorgung und vom Wohlstand für alle. In der Logik des Kapitals klingt selbst Landraub wie eine nachvollziehbare Maßnahme.
Landraub: jetzt den Trailer sehen
Landraub ab 8.10.2015 in deutschen Kinos.
Landraub weicht ein wenig vom Format bekannter grüner Dokus ab. Die großen Themen des Filmes – Ursache für Verknappung, Logik des Geldes, Weichenstellung zwischen bäuerlicher Landwirtschaft und Agrarindustrie – werden in Filmessays erzählt. Im Regie-Statement kling das so: „Sie beginnen jeweils mit einer wie zufälligen Entfernung von einer konkreten Begebenheit – etwa mit einem Helicam-Flug nach oben – und lassen mit nach Musik geschnittenen Montagen von „großen“ Luftbildern und Close-ups vom Boden die Emotionen und nach und nach auch die Assoziationen und Gedanken durch das Thema schweifen.“ Anders gesagt: Landraub behandelt nicht nur ein wichtiges Thema, sondern zeigt auch eindrucksvolle Bilder.
Wann immer es um den globalen Handel geht, geht es auch um die Frage, wie wir leben wollen. Der Film stellt sie zwar nicht offen, aber dennoch fragt man sich als Zuschauer unweigerlich: Wollen wir wirklich eine Welt, in der Konzerne darüber entscheiden, wer (was) isst und wer hungert?
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