Fragt man die Industrie, hat man gelegentlich den Eindruck, die Energiewende in Deutschland wäre der Untergang des Abendlandes – dabei wird der eher durch Klimawandel und Ölkrisen herbeigeführt. Doch jetzt fängt auch Frankreich „einfach mal an“ – mit einer Energiewende.
Nach einigem Streit hat die Pariser Nationalversammlung gerade ein neues Gesetz verabschiedet: Es sieht eine nationale Energiewende für Frankreich vor. Die Franzosen wollen ihren Energieverbrauch senken, weniger Treibhausgase produzieren und im Gegenzug mehr erneuerbare Energie erzeugen. Was das für ein Kraftakt sein wird, weiß man hierzulande aus eigener Erfahrung. Und die Hürden unserer Nachbarn sind noch größer, immerhin kommen in Frankreich 75 Prozent des Stroms aus knapp 60 Atomkraftwerken.
Kurioserweise wollte man im nuklearbegeisterten Frankreich erst nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima wissen, wie viel Geld man bislang eigentlich in die Kernenergie gesteckt hatte und ob man nicht besser aussteigen sollte. Das Ergebnis war wohl ziemlich ernüchternd, denn es waren laut taz 188 Milliarden Euro, von denen sich bis heute erst 75% Prozent über Stromverkäufe amortisiert haben, wobei für die Folgekosten (wie leider nicht unüblich) nicht genug Rückstellungen gebildet wurde.
Die neue französische Energiewende ist kein radikaler Bruch. Der Anteil der Atomenergie im Strommix soll von heute 75 Prozent auf 50 Prozent im Jahr 2025 sinken. Da hat man schon radikalere Atom-Ausstiege gesehen, zumal anders als bei uns nicht klar ist, wie lange in Frankreich die Atomreaktoren noch laufen dürfen (bei uns bis 2022, sofern sich nichts ändert). Aber es ist ein Anfang.
Bis 2050 will Frankreich den Energieverbrauch um 50 Prozent senken, bis 2030 sollen 32 Prozent des Stroms in Frankreich aus erneuerbaren Energiequellen stammen, den CO2-Ausstoß will man gegenüber 1990 bis 2030 um 40 Prozent senken. Nach den 188 Mrd. Euro für Atomenergie sollen immerhin 0,4 Mrd. Euro in erneuerbare Energien gesteckt werden.
Von der Energiewende versprechen sich die Franzosen auch 100.000 neue Arbeitsplätze. Zu den Sofortmaßnahmen gehören Steuererleichterungen für energieeffizienteres Wohnen und emissionsärmere Fahrzeuge, aber auch Gesetze zur Lebensdauer von Produkten, gegen Plastiktüten und Lebensmittelverschwendung sowie Erleichterungen für regionale produzierende Energievorhaben. Klingt alles nicht neu – aber gut.
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