Hundewelpen, Katzenbabys oder Kaninchenjunge sind noch immer beliebte Weihnachtsgeschenke für Kinder. Hier kommen fünf Gründe, warum das keine gute Idee ist.
Wenn es zu Weihnachten ein niedliches Haustier als Geschenk gibt, ist bei Kindern die Freude über den Familienzuwachs mit Fell riesig. Warum Tiere als Weihnachtsgeschenk problematisch sind und welche drastischen Maßnahmen Tierheime deshalb oft ergreifen, erfährst du hier.
1. Haustiere sind keine (Spiel-)Sachen
Katzen, Hunde oder Meerschweinchen kann man im Gegensatz zu Puppen oder Lego-Steinen nicht einfach zur Seite legen oder sie gar zurückgeben, wenn man keine Lust mehr auf sie hat.
„Tiere sind keine Geschenke, sondern Lebewesen, mit denen sich im Idealfall eine Freundschaft entwickelt“,
sagt Beate Kaminski vom Tierheim Berlin. Es sei deshalb wichtig, dass sie nicht als „Überraschung“ unter dem Weihnachtsbaum landen.
Trotzdem gebe es immer wieder Fälle, bei denen man nur den Kopf schütteln kann. „Wir hatten auch schon jemanden hier, der den alten Hund vorne abgegeben und nach einem neuen Welpen gefragt hat“, berichtet Kaminski. Solchen Leuten gebe man die Tiere natürlich nicht. Trotzdem wird deutlich, was Haustiere für viele Menschen sind: Dinge, über die man verfügen kann, wie man Lust hat. Da sollten wir keinesfalls mitmachen.
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2. Das Tier muss zum Haushalt passen
Zu Weihnachten werden gerne Kleintiere, etwa Kaninchen, verschenkt, sagt Judith Brettmeister vom Tierheim München. „Dabei sind gerade Kaninchen für Kinder völlig ungeeignet, weil sie Fluchttiere sind und nicht gerne kuscheln oder gestreichelt werden“, erklärt sie.
Wer sich ein Haustier zulegen will, sollte vor allem schauen, dass es passt: zur Familie, zur Lebens- und zur Wohnsituation. „Das ist wie eine Partnervermittlung, da müssen zwei Charaktere zusammenpassen, das Leben des Herrchens oder Frauchens muss zum Leben des Tiers passen – und andersrum“, erklärt Kaminski. Dafür muss man Zeit mitbringen, die im Vorweihnachtsstress wahrscheinlich die wenigsten aufbringen können.
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3. Schlechte Vorbereitung
Hunde und Katzen müssen eingewöhnt werden, Kaninchen brauchen einen Stall – und alle Familienmitglieder sollten mit dem Neuzugang einverstanden sein. Eine gute Vorbereitung ist unbedingt notwendig, wenn man sich ein Haustier anschaffen will. Leider kommt es häufig vor, dass die Vorbereitung gerade bei Haustieren, die zu Weihnachten verschenkt werden, zu kurz kommt.
Besonders häufig werde vergessen zu überlegen, ob überhaupt genug Geld da ist, sagt Judith Brettmeister. Die jährlichen Kosten einer Katze belaufen sich laut dem Deutschen Tierschutzbund auf etwa 800 Euro, ein Hund kostet 1.200 bis 1.350 Euro im Jahr. Kosten fallen an für Futter, Impfungen, Entwurmung, Steuern, Katzenstreu – die Anschaffungskosten sind hier noch gar nicht eingerechnet.
4. Ein Hund bleibt nicht nur über Weihnachten – sondern ein Leben lang
Katzen werden bis zu 20 Jahre alt, Hunde je nach Rasse und Größe um die 13 Jahre – und sogar Kaninchen können bis zu zwölf Jahre alt werden. Haustiere begleiten uns über eine lange Zeit. Sie sind Familienmitglieder, die immer mitberücksichtigt werden müssen: Wer geht mit dem Hund Gassi? Auch in zehn Jahren noch?
Wer kümmert sich um das Tier, wenn die Familie in den Urlaub fährt? Oder das Kind zum Studium auszieht? Oder eine eigene Familie gründet? Fragen, die geklärt und bedacht werden müssen. Auch das kommt beim Gedanken an das niedliche Weihnachtsgeschenk oft zu kurz.
5. Tiere landen oft im Tierheim – oder auf der Straße
Tiere, die kurzfristig zu Weihnachten angeschafft werden, landen häufig im Tierheim oder auf der Straße – zum Teil sogar bereits zwischen Weihnachten und Neujahr, sagt der Deutsche Tierschutzbund. Die Gründe sind unterschiedlich: Die Entscheidung, sich ein Haustier anzuschaffen, war nicht gut durchdacht, das Tier hat die Erwartungen der neuen Besitzer:innen nicht erfüllt oder das Kind hat das Interesse verloren.
Jedes Jahr sind es tausende Haustiere, die deshalb ausgesetzt oder abgegeben werden, schreibt die Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Dass es sich dabei um verschmähte Weihnachtsgeschenke handelt, kann man nur erahnen.
„Vor ein paar Jahren hat jemand ein Kaninchen abgegeben und als Grund genannt, dass das Tier ein Geschenk war und das Kind das Interesse verloren hat“, erzählt Kaminski vom Berliner Tierheim. Es sei aber selten, dass das jemand zugebe. Viele Tiere werden auch einfach ausgesetzt, berichtet sie. Das sei vor besonders in den Wintermonaten schlimm.
Tierheime ergreifen strenge Maßnahmen
Um zu verhindern, dass Tiere als Weihnachtsgeschenke unter dem Baum landen, verhängen viele Tierheime einen Vermittlungsstopp um die Feiertage herum. So wollen die Tierheime dem Problem zumindest etwas vorbeugen, dass die Leute Tiere gedankenlos zu Weihnachten verschenken. „Das soll schon mal den Druck rausnehmen, dass irgendjemand kurz vor Weihnachten schnell noch ein Kaninchen mitnimmt“, sagt Kaminski.
Wer trotz allem ein Haustier zu Weihnachten verschenken will, dem rät Brettmeister vom Tierheim München, ein Kuscheltier als Gutschein unter den Baum zu legen – und das Tier später in Ruhe auszusuchen. Im Idealfall handelt es sich dabei dann um ein Tier aus dem Tierheim, denn immer mehr ausgesetzte, verlassene und ungewollte Vierbeiner warten hier auf ein endgültiges Zuhause, schreibt der Deutsche Tierschutzbund.
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Illegaler Welpenhandel
Der Tierschutzverein München warnt: Keinesfalls sollte man Tiere über dubiose Kleinanzeigen, Internetangebote, von Straßenhändlern, „aus dem Kofferraum“ oder von Bettler:innen kaufen – auch nicht aus Mitleid. Oft handelt es sich dabei um illegale Angebote billig herangezogener Tiere.
Rund 500.000 Hundewelpen werden jährlich aus dem Ausland nach Deutschland gebracht. Während der Corona-Pandemie war der Wunsch nach einem Haustier mancherorts groß – und der illegale Welpenhandel boomte. Diese Tiere haben häufig einen langen Leidensweg hinter sich, sie sind oft unterernährt, krank, zu jung und ohne Impfung. Wer diese Tiere kauft, unterstützt den illegalen Handel und indirekt auch die „Produktion“ dieser Tiere – die oft auf der Straße landen.
Infos findest du auch auf der Seite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.
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