Was kann ich ganz praktisch tun, um mich für mehr Nachhaltigkeit, Klimaschutz und unsere Demokratie einzusetzen? Eckart von Hirschhausen empfiehlt im Utopia Changemaker Podcast drei Dinge.
Der bekannte TV-Moderator, Arzt und Gründer der Stiftung Gesunde Erde-Gesunde Menschen, Dr. Eckart von Hirschhausen, war als erster Gesprächspartner im neuen Utopia Changemaker Podcast zu Gast. Wir haben mit ihm über sein aktuelles Engagement für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen, Klimaschutz als Gesundheitsschutz, seinen persönlichen Schlüsselmoment und seinen Blick auf die Zukunft gesprochen. Zum Ende des Gesprächs haben wir ihn gefragt, was jede:r von uns tun kann, um sich heute für eine enkeltaugliche Zukunft einzusetzen. Im Podcast die ausführliche Antwort – hier drei Kernideen.
1. Schlau machen – Mund aufmachen
„Das Wichtigste, was du tun kannst, ist, darüber zu sprechen, was dir wichtig ist“, meint Hirschhausen, oder pointierter: „Sich schlau machen, den Mund aufmachen – gerne auch in dieser Reihenfolge“. Jede:r kennt jemanden, der oder die mehr bewirken kann als man selbst. Laut Small-World-Phänomen steht jede:r weltweit mit jedem anderen über nur sechs Zwischenstationen in Kontakt. Wenn wir uns ohnmächtig und wirkungslos fühlen, ist die entscheidende Frage: Wen kennst du, auf den du heute positiven Einfluss nehmen kannst und der mehr bewirken kann als du?
Es ist vielen Menschen nicht bewusst, dass sie eine Wirkung haben. In Deutschland leben wir immer noch in einem der freiesten und privilegiertesten Länder der Welt. Jede:r kann seine Meinung äußern, ohne ins Gefängnis zu kommen oder hingerichtet zu werden. Es gibt kaum Länder, in denen es einfacher ist, sich zu engagieren. Man würde zwar nicht sofort jede:n überzeugen können, aber man sollte das Gespräch beginnen: „Trau dich, den Mund aufzumachen, auch wenn du selbst unsicher bist. Trau dich, über deine Werte zu sprechen, rede über Dinge, die uns allen wichtig sind: Gesundheit, Familie, Natur. Was ist dir „heilig“, was muss heil bleiben? Was macht dir Sorgen? Wie könnte eine Lösung aussehen?“
2. Vernetze dich!
„Das Wichtigste, was ein Einzelner heute tun kann ist: nicht allein zu bleiben!“ Gerade, wenn man das Gefühl kennt, dass der persönliche Einsatz nichts bringe oder dass es andere nicht interessiere. Oder wenn man befürchtet, allen mit seinem Öko-Ding auf den Keks zu gehen und irgendwann nicht mehr zum Essen eingeladen zu werden.
Niemand kann die Welt im Alleingang retten, wir schaffen es gemeinsam oder gar nicht. Nach den Protesten auf der Straße braucht es jetzt eine Stärkung der Zivilgesellschaft und der demokratischen Institutionen, genauso wie NGOs und „Lobbyisten der Zukunft“. „Die Lobby der Vergangenheit ist bestens organisiert und finanziert – aber wer stärkt heute die Lebensgrundlagen von morgen?“ Es lohnt sich zu kämpfen, für jede eingesparte Tonne CO2, für jedes Zehntel Grad, und vor allem für jedes Gesetz und jede sinnvolle Ordnungspolitik. Handabdruck statt Fußabdruck. Wirksame und dringend erforderliche politische Rahmenbedingungen sind ein hoher CO2-Preis, eine rasche Energie- und Agrarwende und leckeres pflanzenbasiertes Essen in jeder Kita und Kantine. „Det schafft nicht der Jutenbeutel – det schafft nur Jute Politik– wie der Berliner sagt.“
3. Unterstütze den Kampf gegen Rechtspopulismus
„Im Moment mache ich mir wirklich Sorgen, wie wir den Aufschwung der Rechtspopulisten stoppen und umkehren können, in Deutschland als auch in Europa. Diese toxische Mischung aus Klimaleugnung, Wissenschaftsfeindlichkeit, Angriffe auf die Pressefreiheit und vor allem auch die perfide persönliche Einschüchterung von engagierten Menschen auf allen Kanälen ist extrem gefährlich für unsere Demokratie.
Für unser friedliches Zusammenleben und alle unsere bisherigen mühseligen Erfolge wie den europäischen Green Deal oder das Nature Restauration Law brauchen wir eine handlungsfähige Demokratie. „Für die Europawahl muss es cool sein, als ganze Familie zur Wahl zu gehen und vorher den Wahl-O-Mat zu nutzen, um zu sehen, welche Parteien die Zukunft im Blick haben. Die Stimme der Erstwähler:innen mit 16 Jahren ist genauso wichtig wie die des Onkels, der Tante oder des Nachbarn. Ich habe so einen Slogan im Hinterkopf, der soll nicht despektierlich wirken: Bring die Oma mit zur Urne, damit Europa weiterlebt. Und den Enkel!“
Auch allen, die sich in den Bundesländern und lokal engagieren, in denen dieses Jahr Landtagswahlen stattfinden, zollt Hirschhausen Respekt: „In manchen Kommunen und Dörfern traut man sich kaum noch, sich für eine demokratische Partei aufstellen zu lassen. Es ist unglaublich, dass wir nach 1945 so klar waren, dass es nie wieder Krieg und Faschismus in Deutschland geben soll. Beides muss in jeder Generation neu erkämpft werden“.
Hier könnt ihr die gesamte Podcastfolge mit Eckart von Hirschhausen anhören:
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