Eine Kamera, die nicht einfach nur filmt, sondern verdächtige Bewegungen ermittelt und die Polizei anruft – mit diesem Konzept will Mannheim Kriminalität bekämpfen. Das Pilotprojekt mit intelligenten Kameras steht aber stark in der Kritik.
„Mannheimer Weg 2.0“ – so heißt das intelligente Kamera-Überwachungssystem, das bald in Mannheim startet. „Intelligent“ ist es, weil die Kameras nicht einfach nur filmen, sondern selbstständig kriminelles Verhalten erkennen und die Polizei rufen sollen.
Das funktioniert so: 71 Kameras an 28 Standorten nehmen Videos auf und senden die Bilder verschlüsselt zum Lagezentrum der Polizei. Ein Computerprogramm wertet die Bilder mithilfe eines Algorithmus elektronisch aus. Falls die Software „untypische“, daher wohl „verdächtige“ Bewegungen registriert, leuchtet bei der Polizei eine Lampe auf.
Die Kamera benachrichtigt die Polizei
Zu solchen untypischen Bewegungen gehört beispielsweise Rennen, Fallen oder ein Schlagen, berichtet die Stuttgarter Zeitung. Hektische Bewegungsmuster sollen ein Hinweis auf mögliche kriminelle Handlungen sein.
Wenn die Lampe im Lagezentrum der Polizei blinkt, schaut sich ein Polizist die Szene auf dem Bildschirm an und beurteilt als Mensch, ob Handlungsbedarf besteht. Wenn ja, soll eine Streife innerhalb von zwei Minuten vor Ort sein.
Kameras nur an Brennpunkten
Die Kameras sind laut Stuttgarter Zeitung nur an nachgewiesenen Kriminalitätsbrennpunkten installiert – also am Bahnhofsvorplatz, Paradeplatz, Marktplatz, der Breiten Straße und dem Alten Messplatz. Die Aufnahmen sollen nach 72 Stunden wieder gelöscht werden, außerdem wird kein Ton aufgezeichnet. Das intelligente Kamerasystem soll auch präventiv wirken und Kriminelle von vornherein abschrecken – so zumindest der Plan.
Allerdings gibt es auch Kritik – immerhin werden die Plätze durchgehend überwacht. Wer sich dort aufhält, wird zwangsläufig gefilmt, ob er will oder nicht. Sobald man rennt oder andere „auffällige“ Bewegungen macht, kommt man auf dem Radar der Polizei – eine Vorstellung, die nicht gerade angenehm ist.
Fraglich ist auch, wo die Entwicklung hingehen soll. Werden noch mehr Kameras in anderen Städten installiert, falls das Projekt erfolgreich ist? Bekommen die „intelligenten“ Kameras künftig noch mehr Fähigkeiten und Befugnisse? Wird „maschineller Verdacht“ irgendwo personenbezogen gespeichert und dazu führen, dass die so automatisiert Verdächtigten ihre Unschuld beweisen müssen? Ob mehr Überwachung wirklich zu mehr Sicherheit führt ist außerdem umstritten.
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