Kaufland bewirbt auf Facebook ein Produkt mit der ehemaligen Frauentausch-Kandidatin Nadine. Was offenbar witzig sein soll, geht auf Kosten einer Frau, die bereits von RTL2 aufs Übelste vorgeführt wurde.
Eine „Frauentausch“-Folge aus dem Jahr 2011, in der Tauschmama Nadine ihre zweifelhaften Ansichten über Ernährung äußert, gehört zu den beliebtesten der Sendung. Mit Aussagen wie „Bio ist für mich Abfall“ oder „in Wurst sind Vitamine drin: in Leberwurst, in Schinkenwurst und in Erdbeerkäse“, brachte es die damals 25-jährige zu zweifelhafter Berühmtheit. Bis heute macht sich das Netz über die Frau lustig.
Ein aktuelles Angebot von Kaufland ist für die Supermarktkette offenbar die Gelegenheit Nadines Bekanntheit wieder aufleben zu lassen. Auf seiner Facebookseite wirbt der Supermarkt für einen Erdbeer-Frischkäse mit einem Bild des Produkts und dem Text „Nadine von Frauentausch gefällt das“.
Die Bildunterschrift lautet: „Gute Angebote sind unser Terrer… Ter-ri-turium, unser Terrotio… unser Terrerium“. Das ist eine weitere Anspielung auf die geistigen Fähigkeiten der Kandidatin, die in der Sendung ein Schild mit der Aufschrift „Dein Territorium“ nicht entziffern konnte.
Auf Facebook kommt der Post gut an
Mit dem Post landete Kaufland einen ziemlichen Hit: über 8.000 Likes und 5.000 Kommentare hat das Bild seit 31. Oktober auf Facebook bekommen. Die meisten feiern Kauflands vermeintlichen Einfallsreichtum. So schreibt eine Nutzerin: „Beste Werbung seit langem, hab herzlich gelacht. Danke.“ Ein anderer findet: „Hahahahahaha wirklich eindeutig geiles Marketing liebes Kaufland Team… genau mein Humor.“
Doch es sind auch kritische Kommentare zu lesen: „Seit wann ist es eigentlich gesellschaftlich normal geworden, sich in diesem Maße öffentlich über Menschen lustig zu machen?“ fragt ein Nutzer. Eine weitere Nutzerin meint: „Irgendwie finde ich es gar nicht lustig sich über einen anderen Menschen lustig zu machen. Und das als große Kette …. traurig.“
Kaufland-Werbung ist geschmacklos
Kaufland findet es aber offenbar nicht verwerflich, einen Menschen vorzuführen, der bereits von RTL2 diffamiert wurde – schließlich sei Humor Geschmackssache, so die Supermarktkette. Die standardisierte Antwort auf kritische Kommentare lautet: „Liebe […], vielen Dank für deinen Kommentar. Es tut uns sehr leid, dass wir mit dem Post nicht deinen Geschmack getroffen haben. Die Geschmäcker in Sachen Humor sind verschieden, vielleicht gefällt dir ja einer unserer nächsten Posts besser. Liebe Grüße an dich!“
Kandidaten werden bei Frauentausch vorgeführt – Kaufland macht mit
Teilnehmende Familien werden in der Sendung „Frauentausch“ in der Regel gnadenlos vorgeführt und herabgewürdigt – oft völlig zu unrecht. Medienberichten zufolge schrecken die Macher nicht davor zurück, Konflikte zu inszenieren und lose Szenen zusammenzuschneiden. Mit dem tatsächlichen Alltag hat das Ganze aber wenig zu tun.
Zwei Väter erzählten in der NDR-Sendung „Zapp!“ wie Redakteure die Teilnehmer so lange mit Regieanweisungen in die Enge trieben, dass viele am Ende vor Wut ausrasteten oder weinten. Was dann wiederum im Drehmaterial landete – und zwar gegen den Willen der Familien.
Damit erlangen viele Kandidaten der Sendung zweifelhaften Ruhm. Die Folgen davon bekommt aber kaum einer mit: Die Teilnehmer müssen sich teils jahrelang mit Anfeindungen und Beleidigungen auseinandersetzen.
Kaufland trägt jetzt seinen Teil dazu bei: Mit seiner Werbung sorgt die Supermarktkette dafür, dass sich die Öffentlichkeit auch über Nadine weiterhin lustig machen kann – ohne Rücksicht auf deren Persönlichkeitsrechte.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Mobbing im Netz: Lena Meyer-Landrut wehrt sich mit Spiegel-Selfie
- Alltagsrassismus: Wenn es gar nicht böse gemeint war
- Resilienz: So trainierst du deine seelische Widerstandsfähigkeit
War dieser Artikel interessant?