Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erhebt schwere Vorwürfe gegen Konzerne aus der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie: Nestlé, Kellogg’s, Unilever, Procter & Gamble und andere würden Palmöl beziehen, für das Menschenrechtsverletzungen in Kauf genommen werden.
Amnesty International hat für den Bericht „The great palm oil scandal: Labour abuses behind big brand names“ die Arbeitsbedingungen auf Palmöl-Plantagen in Indonesien untersucht. Die Menschenrechtsorganisation sprach dazu nach eigenen Angaben mit 120 Arbeitern auf Plantagen von zwei Tochterfirmen des Palmöl-Produzenten Wilmar und drei Zulieferern auf Kalimantan und Sumatra. Zu Wilmars wichtigsten Kunden gehören laut Amnesty die Konzerne AFAMSA, ADM, Colgate-Palmolive, Elevance, Kellogg’s, Nestlé, Procter & Gamble, Reckitt Benckiser und Unilever.
Amnesty hat eine ganze Reihe von Menschenrechtsverletzungen auf den Palmöl-Plantagen festgestellt:
- Frauen wird gedroht, ihr Lohn werde unter das gesetzliche Minimum gekürzt, wenn sie keine Überstunden leisten. In extremen Fällen erhalten die Frauen nur 2,50 US-Dollar am Tag.
- Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren müssen gefährliche Arbeiten leisten. Einige gehen nicht mehr zur Schule, da sie ihren Eltern auf den Plantagen helfen müssen, überzogene Zielvorgaben des Arbeitsgebers zu erfüllen.
- Die Arbeiter sind dem hochgiftigen Unkrautvernichtungsmittel Paraquat ausgesetzt und leiden unter schweren Gesundheitsschäden. In der EU ist der Einsatz von Paraquat verboten.
Utopia hat 12 Beispiele zusammengetragen, wie du Palmöl meiden kannst:
Kritik an „nachhaltigem“ Palmöl
„Der Amnesty-Bericht zeigt, dass global agierende Unternehmen wie Nestlé, Kellogg’s oder Colgate-Palmolive weit davon entfernt sind, bei ihren Lieferketten tatsächlich Verantwortung für Menschenrechte zu übernehmen“, sagt Verena Haan, Expertin für Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty International in Deutschland.
Auch den „Roundtable on Sustainable Palm Oil“ kritisiert Amnesty. In der Initiative engagieren sich zahlreiche Unternehmen aus der Palmölbranche gemeinsam mit NGOs für nachhaltigeres Palmöl. „Zertifizierungen durch den Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) reichen nicht aus, um sicherzugehen, dass Menschenrechte auch wirklich eingehalten werden. Der RSPO hat Plantagen als nachhaltig zertifiziert, auf denen Kinder Schwerstarbeit leisten müssen und Arbeiter giftigen Chemikalien ausgesetzt sind.“
Auf solche Zertifikate sollten sich Verbraucher laut Amnesty darum nicht verlassen. Wichtig sei deshalb, dass Staaten Unternehmen gesetzlich dazu anhalten, ihren Sorgfaltspflichten nach den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte nachzukommen und transparent darüber zu berichten.
Amnesty- Video zum Palmölbericht
Weiterhin kritisiert Amnesty: „Keines der Unternehmen hat Amnesty erklären können, weshalb sie die Menschenrechtsverletzungen auf den Palmöl-Plantagen nicht erkannt und verhindert haben. Dabei sind die Palmöl-Lieferketten meist kurz und wenig kompliziert. Viele der genannten Unternehmen beziehen ihr Palmöl von Raffinerien, die unmittelbar mit den menschenrechtlich umstrittenen Plantagen zusammenarbeiten“, so Haan.
Amnesty fordert die Staaten, in denen die Palmöl importierenden Konzerne ihren Sitz haben, dazu auf, wirksame Maßnahmen gegen die Menschenrechtsverletzungen auf den Plantagen zu ergreifen.
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