Rendite reicht schon lange nicht mehr. Immer mehr Bankkunden schauen auch auf die Integrität der Geldinstitute. Dass die es gerade im Bezug auf Waffengeschäfte nicht ganz so ernst nehmen, zeigt eine Untersuchung und beantwortet die Frage: Wo kann ich mein Geld waffenfrei anlegen?
Das globale Waffengeschäft boomt. Zahlreiche Staaten rund um den Globus rüsten auf. Zwischen 2011 und 2015 stieg der weltweite Waffenhandel um 14 Prozent im Vergleich zu den fünf Jahren davor. Und auch in Deutschland explodieren die Anträge für den Kleinen Waffenschein. Die Rüstungsfirmen machen gute Geschäfte, ihre Aktienkurse steigen und viele Banken geben ihnen gerne Kredite.
Allerdings: Viele Bürger wollen das dreckige Geschäft mit den Waffen nicht mit ihrem Ersparten unterstützen. Das wissen die Banken auch und werben mit Selbstverpflichtungen. Die halten aber einer eingehenden Prüfung nicht immer stand. Zu diesem Ergebnis kommen zumindest Facing Finance und Urgewald.
Die beiden Organisationen haben ausführlich die Verwicklungen der größten deutschen Banken in Waffengeschäfte überprüft. Ihre Erkenntnisse haben sie in einer 44-seitigen Broschüre mit dem Titel „Die Waffen meiner Bank“ zusammengefasst. Darin geben die NGOs nicht nur einen ausführlichen Überblick über den weltweiten Rüstungsmarkt und die deutschen Beteiligungen. Im Kern geht es um die Frage: Macht auch meine Bank Geschäfte mit den Händlern des Todes?
Wenig bis keine Reaktion der Banken
Die Wochenzeitung „Die Zeit“ hat die einzelnen Banken mit den Ergebnissen der Untersuchung konfrontiert. Die Antworten: gar keine bis ausweichend, nichts Konkretes. Viele verweisen auf ihre Selbstverpflichtungen. Auch der Bundesverband deutscher Banken will sich zu der Broschüre selbst nicht äußern. Allerdings mache man sich zu dem Thema allgemein natürlich auch Gedanken im Verband – auch wenn die eher zurückhaltend sind: Die Geschäfte der Banken seien legal, die Rüstungsfirmen ganz normale Unternehmen, die zudem streng vom Gesetzgeber beobachtet würden. Zumal die Rüstungsbranche nicht unbedeutend für die deutsche Wirtschaft sei.
Der Bankenverband sieht die Verantwortung bei den einzelnen Banken. Jedes Unternehmen müsse sich der Konsequenzen des eigenen Handelns bewusst sein. Wo die moralische Grenze gezogen werde, entscheide jeder selbst.
Die Broschüre zeigt aber, dass gerade die Selbstverpflichtungen nicht ausreichen oder zu kurz gefasst sind. Denn solange Waffengeschäfte legal erlaubt sind, ist es auch die Finanzierung der Rüstungsfirmen. Und jede Bank entscheidet für sich. Deswegen tauchen auch Sparkassen und Volksbanken nicht einzeln in der Analyse auf. Von der Nord-Ostsee Sparkasse bis zur Sparkasse Allgäu regelt jede von ihnen ihr Geschäft selbst, Dispozinsen genauso wie die Selbstverpflichtungen. Das ist eine Lücke in der Untersuchung.
Doch egal, bei welcher Bank man ist, ein Blick in die Broschüre lohnt sich. Denn neben den Banken porträtiert sie die gesamte Branche. Wer stellt welche Waffen her? Wohin gehen die meisten Waffenexporte? Welches Land kauft was? Und vor allem: Wer finanziert das?
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Text: Vincent Halang
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