Holzkohle ist ein brandheißes Thema, auch mit Blick auf den Klimawandel. Jedes Jahr nutzen die Europäer 800.000 Tonnen Holzkohle zum Grillen. 70 Prozent der europäischen Grillkohle werden dafür aus dem EU-Ausland importiert – häufig Kohle aus Tropenholz.
Während man genau weiß, was auf den Grill kommt, ist eine Etage tiefer das Gegenteil der Fall. Denn was genau in den Säcken steckt, ist nur auf den ersten Blick klar: Holzkohle. Doch woher die stammt, interessiert auch hier in Deutschland nur die wenigsten. Licht ins Dunkel bringt die Dokumentation „Klimakiller Holzkohle“ von Vivien Pieper und Johannes Bünger.
Holzkohle aus Tropenholz
Und der Blick hinter die Kulissen wirft kein gutes Licht auf die Geschäfte rund um die Kohle. Denn die Kohle stammt nicht aus dem waldreichen Europa, sondern aus den Tropen – und das nicht selten aus illegalen Rodungen.
Pieper und Bünger begleiten als Nachweis den WWF zu einem Hamburger Holzinstitut. Das Ergebnis: 40 Prozent der untersuchten Kohlesäcke enthalten Tropenholz, manches davon steht sogar auf der roten Liste.
Nigeria und Paraguay zählen zu den Big Playern auf den Markt. Allein aus dem afrikanischen Staat kommen 31.000 Tonnen pro Jahr auf den deutschen Markt. Der Grund: Während es für Tropenholz strenge Richtlinien gibt, herrscht bei der Holzkohle eher Wild-West. Händler müssen die Herkunft der Holzkohle nicht nachweisen geschweige denn auf den Verpackungen angeben. Zudem gibt es keine Importbeschränkung für Holzkohle in die EU. Und so wird vor allem nach dem Kostenprinzip agiert. Und das macht Holzkohle aus Ländern mit niedrigem Lohnniveau besonders attraktiv. Mit fatalen Folgen: Allein in Nigeria gingen von 1990 bis 2005 36 Prozent der Wälder verloren.
Große Wälder verschwinden für immer
Noch schlimmer ist die Lage in der Demokratischen Republik Kongo. Die Holzkohle ist hier jedoch nicht für den Export bestimmt, sondern dient den Bewohnern als Heiz- und Kochmaterial. Durch den wachsenden Bedarf verschwanden unzählige Wälder inklusive der Wurzeln aus dem fruchtbaren Boden. Jetzt ist sogar ein Nationalpark bedroht – mit ökologischen Folgen wie Erosion und Verwüstung.
Doch es gibt auch positive Beispiele. Die Filmemacher Pieper und Bünger besuchten beispielsweise einen führenden Kohlehersteller in Polen, der für 15 Prozent der in Europa gefertigten Holzkohle produziert. Im Gegensatz zu Afrika arbeitet man hier nachhaltig und entnimmt einem strengen Waldbewirtschaftungsplan entsprechend nur so viel Holz aus den Wäldern wie nachwachsen kann. Auch den französischen Kohleproduzenten Carbonex, der Kohle, Strom und Wärme in einem besonders effizienten Prozess verbindet. Das macht die Fabrik rentabel und immun gegen die Konkurrenz aus dem Süden.
Geduldig, umsichtig und sehenswert
In der 45-minütigen Dokumentation zeichnen Pieper und Bünger geduldig die ökologischen und ökonomischen Zusammenhänge nach. Die starken Bilder unterstützen dabei den Aufklärungseffekt für den Zuschauer, ohne aufdringlich zu wirken. Die Filmemacher widerstehen zudem dem Impuls, einfache Schlüsse zu ziehen. Denn natürlich greift es zu kurz, die Importe zu stoppen, wenn rund 2,7 Milliarden Menschen auf Holz zum Kochen und Heizen angewiesen sind. Langfristig helfen da nur andere Energiequellen.
„Klimakiller Holzkohle“ kommt eigentlich zur Unzeit. Denn es besteht zu befürchten, dass zu Grillsaison viele das Thema wieder verdrängt haben. Das stellt den Inhalt und die Qualität des Films jedoch nicht in Frage. „Klimakiller Holzkohle“ bleibt zu jeder Jahreszeit eine sehenswerte Dokumentation.
Klimakiller Holzkohle gibt es ab jetzt für einige Zeit in der 3sat-Mediathek.
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