Merz bei Maischberger: Wenn Politik beim Klima versagt, darf Journalismus nicht mitspielen

Merz bei Maischberger
Foto: Screenshot

Zwei Fragen zur Klimakrise, zwei relativierende Antworten von Friedrich Merz – ohne Widerspruch. Sandra Maischberger hakt nicht nach, wechselt stattdessen ins Interviewspiel. So wird die Klimakrise zur Nebensache.

„Herr Merz, ergänzen Sie bitte den Satz: …“. So leitete Sandra Maischberger ihre Frage zu einem der wichtigsten Themen unserer Zeit ein.

Auf „Dass die aktuelle Hitzewelle ein Zeichen für den Klimawandel ist …“ durfte Friedrich Merz dann lapidar antworten: „… ist zum Teil richtig, aber sicherlich nicht ausschließlich.“ Keine Nachfrage. Kein Faktencheck.

Und gleich der nächste Punkt: Auf „Dass Katharina Reiche das Klimaziel 2045 infrage stellt …“ – ringt sich Merz ab: „… hat etwas mit der realistischen Einschätzung dessen zu tun, was wir tatsächlich erreichen können.“ Auch das bleibt unkommentiert stehen.

Klimakrise: Auf einer Stufe mit Tokio-Hotel

Zwei Aussagen zur Klimakrise – kein Nachhaken, kein Kontext, keine Einordnung. Stattdessen geht es nahtlos weiter im Spielmodus „Satz ergänzen“. Und so platziert eine Top-Journalistin die Klimakrise auf dieselbe Stufe mit anderen Spielchen-Fragen, z.B.: „Tokio Hotel oder Roland Kaiser?“

Meine Einordnung kommt spät – inhaltlich wurde das Wesentliche längst richtiggestellt: dass extreme Hitzewellen längst nicht mehr „nur zum Teil“ mit dem Klimawandel zu tun haben, sondern klar wissenschaftlich belegt damit zusammenhängen. Dass das Klimaziel 2045 keine Frage individueller Einschätzung ist, sondern eine politische Verpflichtung – und dass beides keine bloßen Meinungen sind, sondern auf einem breiten wissenschaftlichen Konsens beruhen.

Aber mir geht es darum, nochmal auf die Verantwortung von Journalist:innen hinzuweisen. Um es klarzustellen: Im Gespräch wurden auch viele wichtige Themen ausführlich besprochen und eingeordnet.

Journalismus ist kein Spiel – erst recht nicht beim Klima

Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit darf auf einer solchen Bühne nicht zur unterhaltsamen Nebensache degradiert werden. Das ist kein bloßer Kritikpunkt – das ist ein Appell an alle Kolleg:innen im Journalismus.

Wenn führende Politiker zur Klimakrise nur vage Antworten geben und Journalist:innen diese unbefragt stehen lassen, entsteht ein gefährliches Bild: als sei das alles nebensächlich, diskutabel, aufschiebbar. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Klimakrise ist kein Satz zum Ergänzen – sie ist ein Thema zum Ernstnehmen, Einordnen, Dranbleiben. Und genau daran müssen wir uns auch als Medienschaffende immer wieder messen.

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