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Modeblogger im Interview: Fair Fashion ist mehr als Birkenstocks

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Foto: © René Zieger, Pixabay/ CC0/ Pexels

In wenigen Schritten zu einem nachhaltigen Kleiderschrank: Wir haben mit Autor und Blogger Alf-Tobias Zahn darüber geredet, wie das geht, und wieso man Adidas-Trikots nicht verteufeln darf.

Alf-Tobias Zahn ist Blogger und Journalist. Mit Mode beschäftigte er sich zum ersten Mal im Rahmen eines Stipendiums, in dessen Anschluss er eine Kampagne zum Thema Kleidung erstellte: Mit anderen Stipendiaten fertigte er Anhänger, die darüber informierten, wie viel Wasser in einem konventionell gefertigten T-Shirt durchschnittlich steckt. 2.500 Liter oder 15 Badewannen nämlich, erinnert sich Zahn.

Mit Fair Fashion und Secondhand zum nachhaltigen Kleiderschrank

Weitere Fakten rund um die Modeindustrie und nachhaltige Kleidung stellt Zahn in seinem neuen Buch „Einfach anziehend – Der Guide für alle, die Wegwerfmode satthaben“ vor. Das Buch hat der gebürtige Nürnberger zusammen mit der Journalistin und Greenpeace-Campaignerin Kirsten Brodde geschrieben.

Darin beschreiben die beiden, wie man den eigenen Kleiderschrank in 10 Schritten nachhaltiger gestalten kann. Wir haben im Interview genauer nachgefragt.

Interview mit Fair-Fashion-Autor Alf-Tobias Zahn

Utopia: Mit welchem Schritt sollte jeder von uns anfangen?

Zahn: Damit, den eigenen Kleiderschrank aufzumachen und zu schauen, was eigentlich drinhängt. Frag dich: Welche Teile davon trage ich wirklich gerne? Und woran liegt das? Wenn du dann neue Sachen kaufst, kannst du dich gezielter für spätere Lieblingsstücke entscheiden.

Inwiefern ist das nachhaltig?

Ich habe zum Beispiel seit 15 Jahren eine Lumberjack-Jacke von Levi’s. Sie wurde nicht fair hergestellt und ist auch aus keinem besonders nachhaltigen Material. Aber dadurch, dass ich sie schon so lange trage und mir kein neues Kleidungsstück dafür kaufe, hat diese Jacke mit hoher Wahrscheinlichkeit Ressourcen gespart.

Also sollten wir am besten gar nicht mehr shoppen?

Das wäre utopisch (lacht). Junge Menschen werden durch die Werbung auf Konsum getrimmt – daran wird auch unser Buch nichts ändern. Wenn Ronaldo im Adidas-Outfit Tore schießt, wollen die Kids natürlich alle sein Trikot. Das kann man ihnen nicht verübeln. Wir müssen also einen Weg finden, nachhaltiger einzukaufen. Da ist zum Beispiel Secondhand eine gute Option.

Warum lösen nachhaltige Modemarken keinen Boom aus, der mit Fußballtrikots vergleichbar wäre?

In den Medien wird faire Mode oft in die Öko-Ecke gestellt. Frei nach dem Motto: „Das kaufen nur Menschen, die Birkenstocks tragen und Müsliriegel essen.“ Wer das denkt, sollte mal in einen modernen Green-Concept-Store reinschauen. Vielleicht gibt es dort sogar Müsliriegel – aber nur richtig geile.

Wenn jeder nur noch Fair Fashion kaufen würde – wäre das Problem dann gelöst?

Der Deutsche kauft durchschnittlich 60 Kleidungsstücke pro Jahr – das sind fünf im Monat. Wer dieses Konsummuster beibehält, obwohl er nur noch fair und bio kauft, schadet der Umwelt auf lange Sicht genauso. Darum müssen wir zuerst unser Verhalten ändern. Besseren Konsum gibt es nicht, wenn es unnötiger Konsum ist.

Was hältst du davon, dass viele Menschen Jeans tragen, die künstlich gealtert wurden oder Löcher haben?

Hier muss man unterscheiden: Handelt es sich dabei wirklich um eine neu produzierte Jeans, die jemand absichtlich kaputt gemacht hat, damit er sie für viel Geld verkaufen kann? Das finde ich widersinnig. Da kaufe ich mir lieber eine faire Denim und mache sie selbst kaputt – da habe ich zumindest noch Spaß dabei.

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