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Was kann eigentlich an Jeans bio, fair oder vegan sein?

Jeans: bio, fair, vegan?
Foto: © John Dow / photocase.com

Das Bio-Siegel auf Lebensmitteln kennt fast jede*r. Von Fairtrade haben alle schonmal gehört. Und dass vegan leben bedeutet, keine Tierprodukte zu konsumieren, wird auch immer bekannter. Aber was hat das alles mit Jeans zu tun? Wie kann eine Jeans bio, fair oder gar vegan sein?

Diese Frage hören wir immer wieder. Deshalb haben wir hier einmal die Antworten zusammengefasst.

Die Probleme mit den „normalen“ Jeans

1. Jeans sind nicht umweltfreundlich

Egal ob Levi’s oder H&M: Praktisch alle herkömmlichen Jeans bringen bei ihrer Produktion Umweltprobleme mit sich. So werden oft schon beim Anbau der Baumwolle große Mengen synthetischer Kunstdünger und Pestizide eingesetzt. Konventionelle Baumwollpflanzen sind häufig gentechnisch verändert. Und die eingesetzten Massen von Pestiziden gefährden Böden und Gewässer, die Tier- und Pflanzenwelt und die Arbeiter*innen, die damit in Berührung kommen.

Ein Großteil der Baumwolle wird in China, Indien und Pakistan angebaut, auch die Fertigung der Jeans findet meist in Asien statt – häufig in Ländern, in denen Umweltschutz- und Sozialstandards der Natur und den Menschen kaum wirksamen Schutz bieten, zumindest nicht ohne vertrauenswürdige Zertifizierung (s. unten).

Im weiteren Produktionsprozess der Jeans kommen riesige Mengen hochgefährlicher Chemikalien zum Einsatz, insbesondere bei der Färbung. Die Chemikalien gelangen aufgrund mangelnder Umwelt- und Sicherheitsvorschriften oft ungefiltert in Gewässer und Umwelt. Übrigens: Schadstoffe können in der fertigen Jeans zurückbleiben und so auch die Gesundheit der Träger*innen gefährden. Auch in Kinderjeans wurden schon bedenkliche Chemikalien gefunden.

 2. Jeans sind nicht fair

Die Menschen, die auf den Baumwoll-Feldern arbeiten, sind dort oft ungeschützt den Pestiziden ausgesetzt, haben keinerlei soziale Sicherheiten und werden schlecht bezahlt. Auch Kinder-und Zwangsarbeit ist noch immer ein Problem.

In der Weiterverarbeitung der Baumwolle zu Garnen und Stoffen und schließlich zur fertigen Jeans ist Ausbeutung der Arbeiter*innen ebenfalls an der Tagesordnung – wie generell in der Textilbranche. Neben oftmals unmenschlichen Arbeitszeiten, Schikanen und viel zu geringen Löhnen leiden die Arbeiter*innen oft unter dem sorglosen Umgang mit hochgiftigen Chemikalien.

Der beliebte „Used-Look“ wird trotz bekannter Gefahren noch immer häufig durch Sandstrahlen erzeugt; der dabei austretende Staub kann bei ungeschützten Arbeiter*innen zur tödlichen Silikose („Staublunge“) führen. Alternativ kommen Bleichmittel zum Einsatz, welche sowohl die Gesundheit der Menschen als auch die Gewässer stark belasten können.

3. Jeans sind nicht vegan

Jeans Leder Patch
Leder-Patch (Foto: "Eternal 883 leather patch fraying" von Perry Goh unter CC-BY-2.0)

An der Rückseite des Jeansbunds, oberhalb der Gesäßtaschen, bringen die meisten Marken ein Schildchen mit ihrem Logo („Patch“) an. Bei sehr vielen, insbesondere hochpreisigen Jeansmarken – egal ob herkömmlich oder Bio – wird dieses Patch aus Leder hergestellt. Für die Gewinnung von Leder müssen Tiere sterben, deshalb lehnen Veganer*innen das Material ab. Jeans mit Leder-Patch sind also nicht vegan.

Die Lösungen: Jeans in bio, fair, vegan

Eine wachsende Zahl von Jeansfirmen bemüht sich um Lösungen. Die zwei wichtigsten drehen sich um Bio-Jeans und faire Produktion. Utopia empfiehlt, beim Jeanskauf auf folgende Eigenschaften zu achten:

1. Bio-Jeans

Bio-Jeans werden aus Bio-Baumwolle hergestellt. Diese wird ohne giftige Pestizide und chemisch-synthetische Dünger sowie unter Ausschluss von Gentechnik angebaut. Der Bio-Anbau schont so die Umwelt.

Bei Bio-Jeans sind auch im weiteren Produktionsprozess besonders gefährliche Chemikalien meist verboten. Nachhaltige Hersteller gehen dabei unterschiedlich weit, aber fast alle legen Wert auf eine möglichst giftfreie, umweltschonende Produktion. Sie entwickeln zum Beispiel besonders wasser- und energiesparende Produktionsmethoden, sorgen dafür, dass keine giftigen Abwässer freigesetzt werden und ersetzen giftige Farbstoffe durch umwelt- und gesundheitsschonendere Substanzen.

Es gibt einige Zertifizierungen, die sicherstellen, dass die Hersteller nach ökologischen Richtlinien produzieren. Wird die Jeans einfach als „Bio“ bzw. „aus Bio-Baumwolle“ oder „kba“ (= kontrolliert biologischer Anbau) beworben, bezieht sich das oft „nur“ auf den Baumwollanbau – ein sehr guter Schritt, aber es geht noch besser. Das am weitesten verbreitete sinnvolle Siegel ist das GOTS-Siegel. Weniger verbreitet, aber noch was strenger ist das Siegel „IVN Best“. Beide machen neben dem Bio-Anbau auch strenge Auflagen für den Chemikalieneinsatz in der Produktion und legen Sozialstandards für die Arbeiter*innen fest.

Mehr lesen: Bio-Jeans ohne Ausbeutung und Gift: 5 empfehlenswerte Marken

Jeans-Marken: z.B. Bleed, hessnatur

Faire Bio-Jeans von Nudie Jeans
Faire Bio-Jeans von Nudie Jeans (Foto: © Nudie Jeans)

2. Faire Jeans

Die meisten Hersteller von Bio-Jeans achten gleichzeitig auch auf eine sozialverträgliche Produktion und Transparenz. Baumwollbäuer*innen bekommen Mindestpreise, es werden soziale Mindeststandards auf den Baumwollplantagen sowie in der Verarbeitung durchgesetzt, auf das Sandstrahlen der Jeans wird verzichtet, die Produktionsbetriebe etablieren effektive Arbeitsschutzmaßnahmen, zahlen den Arbeiter*innen faire Löhne oder lassen sogar innerhalb von Europa anstatt in Asien produzieren. Manche Firmen gehen sogar soweit, die komplette Lieferkette transparent und für jedes Produkt rückverfolgbar zu machen (z.B. Nudie Jeans).

Relativ weit verbreitet ist die Zertifizierung „Fairtrade Cotton“, die sich in erster Linie auf den Baumwollanbau bezieht. Eine Mitgliedschaft von Modefirmen in der Fair Wear Foundation bedeutet, dass sie strenge Arbeits- und Sozialstandards in der Produktion einhalten sowie regelmäßigen Überprüfungen ihrer diesbezüglichen Fortschritte standhalten und deren Ergebnisse öffentlich machen.

Jeans-Marken: z.B. Nudie Jeans, Kuyichi, Armedangels

3. Vegane Jeans

Vegane Jeans heißt: Das Marken-Patch an der Rückseite des Bunds besteht nicht aus Leder, sondern aus alternativen Materialien, z.B. Baumwolle, Papier oder Kork. Achtung: Mit einem Patch aus Kunstfaser oder Kunstleder ist zwar den Tieren, nicht aber der Umwelt geholfen: Kunstfasern werden in der Regel auf Basis von Erdöl gewonnen und sind nicht biologisch abbaubar.

Jeans-Marken: z.B. Bleed, Armedangels, goodsociety

Mehr Informationen und empfehlenswerte Jeans-Marken gibt es in unserer Bestenliste Bio-Jeans mit fairem Anspruch.

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