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Nachhaltiger Fußball? Der VfL Wolfsburg zeigt der Bundesliga, wie es geht

Fußball nachhaltig VfL Wolfsburg
Foto: © VfL Wolfsburg

Nachhaltiger Fußball – was soll denn das nun wieder? Aber halt: Stadien können Müll vermeiden und Ökostrom nutzen, Fans nachhaltiger anreisen, da ist vieles möglich! Eine Studie hat das untersucht und stellt die Frage: Wer würde Deutscher Meister werden, wenn es nicht um Tore ginge, sondern um Nachhaltigkeit?

In Deutschland ist Fußball die Nummer 1 unter den Sportarten. Ob WM, EM, UEFA Champions League oder Bundesliga: 13 Millionen Fans verfolgen die Spiele in den riesigen Stadien, noch mehr vor Flimmerkiste und in Sportsbars. Hinzu kommt ein riesiger Markt von Fan-Artikeln aller Art.

Oder anders gesagt: Im Profi-Fußball kann es eigentlich nicht ohne Umweltprobleme zugehen. Zugleich sind Bundesligaklubs Wirtschaftsunternehmen auf Augenhöhe von MDAX-Firmen und machten 2014/2015 fast 3 Mrd. Euro Umsatz. Allein 1,4 Mrd. Euro kostete 2006 die Sanierung deutscher Stadien. Fußball ist also auch ein Wirtschaftsfaktor mit geschätzt etwa 50.000 Arbeitsplätzen.

Mit wirtschaftlicher Relevanz und wachsendem Erfolg geht auch mehr Verantwortung einher. Doch nicht jeder Fußball-Verein nimmt diese gleich gut wahr. Die nachhaltige Beratungsgesellschaft imug wollte es genauer wissen und veröffentlichte unlängst die Studie „Nachhaltigkeit im Profifußball. Offensivspektakel oder Abwehrschlacht?“

Nachhaltiger Fußball – was ist das?

Nachhaltiger Fußball hat viele Facetten. Wie gehen Fußball-Klubs mit ihren Mitarbeitern um? Wie bilanzieren die Kicker Umweltauswirkungen eines Spieltages? Wie versuchen Klubs und Stadien, Müll oder Luftverschmutzung zu vermeiden? Wie engagieren sie Fußball-Vereine für die Region?

Die Studie untersuchte, wie transparent und detailliert die Klubs ihre Bemühungen um nachhaltigen Fußball kommunizieren (und wer nicht darüber spricht, der betreibt sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht).

Die gute Nachricht: Nachhaltiger Fußball ist möglich und bei folgenden Vereinen dürfen Fans sich freuen:

  • Der VfL Wolfsburg holt sich bei imug mit 93,5 von 100 möglichen Punkten im Nachhaltigkeitsindex den Meistertitel. In fast allen Kategorien belegen die Fußball-Wölfe die Spitzenposition, nur bei der Nachhaltigkeit in der Gastronomie und beim Engagement außerhalb der Region ist noch Luft nach oben. (Speziell bei der Gastronomie schneiden übrigens alle Klubs schlecht ab.) Aktuell hat der VfL Wolfsburg auch eine Upcycling-Kollektion rausgebracht. Über Umweltaspekte informiert der Klub hier: vfl-wolfsburg.de
  • Deutlich abgeschlagen bereits SV Werder Bremen als Vize-Nachhaltigkeitsmeister. Mit insgesamt 66,75 Punkten kommt der Fußball-Klub von der Weser in allen Kategorien auf konstant überdurchschnittliche Bewertungen. Über Umweltaspekte informiert der Verein hier: werder.de
  • Es folgen Borussia Mönchengladbach und SC Freiburg. Beide Klubs überzeugen mit transparenten Informationen besonders in den Bereichen Spieltag und Umfeld. Dank Höchstpunktzahlen in den Kategorien Energieverbrauch und Engagement in der Region schoben sich die Borussen mit 0,5 Indexpunkten am SC Freiburg vorbei auf Rang drei.
  • Nachhaltig chancenlos sind nach imug-Ansicht RB Leipzig und SV Darmstadt 98, die ihre Nachhaltigkeitsbemühungen gar nicht oder zu wenig dokumentieren.

Die Bundesliga-Tabelle der Nachhaltigkeit

Hier, wie die Bundesliga aussähe, wenn es nicht um Tore und Siege, sondern zur Abwechslung mal um Nachhaltigkeit ginge:

Platz Klub Indexwert
1 VfL Wolfsburg 93,50
2 Werder Bremen 66,75
3 Borussia Mönchengladbach 59,00
4 SC Freiburg 58,50
5 Mainz 05 52,00
6 1. FC Köln 45,00
7 FC Bayern München 42,50
8 Hertha BSC 42,50
9 FC Augsburg 37,00
10 Bayer Leverkusen 35,75
11 FC Ingolstadt 34,25
12 Eintracht Frankfurt 33,50
13 1899 Hoffenheim 30,75
14 FC Schalke 04 29,75
15 Hamburger SV 27,00
16 Borussia Dortmund 23,25
17 SV Darmstadt 20,00
18 RB Leipzig 10,00

Quelle: imug-Studie

Die Studie zeigt, dass nur wenige Bundesligisten das Nachhaltigkeitsfeld gekonnt bespielen. Zum Teil sind die Informationen unübersichtlich, schwer zu finden und unstrukturiert oder schlichtweg veraltet. Insbesondere bei den Themen verantwortungsvoller Umgang mit Mitarbeitern, Nachhaltigkeit in der Lieferkette und in der Gastronomie sowie Optimierung des Abfallmanagements ist die Berichterstattung kaum zufriedenstellend. Weniger als die Hälfte der Klubs berichten zu diesen Aspekten.

Die Studie findest Du hier:

„Die Studie soll einen ersten Eindruck über die Nachhaltigkeitsbemühungen und die Berichterstattung der Bundesligisten geben“, so Dr. Annika Schudak, CSR-Beraterin bei imug. „Sie zeigt aber auch, dass noch viel zu tun ist.“

Nachhaltiger Fußball? Da sollte nicht nur der Rasen grün sein ...
Nachhaltiger Fußball? Da sollte nicht nur der Rasen grün sein … (Foto: Waka77 (PD))

Was wurde eigentlich bewertet?

Nachhaltiger Fußball basiert für die imug-Studie auf derzeit 15 Kriterien. Sie berücksichtigen ökologische, ökonomische und soziale Aspekte des Bundesligafußballs in den drei Bereichen Klub, Spieltag und Umfeld. Einige Beispiele:

  • Der Fußball-Klub: Ist Nachhaltigkeit in Führung und Organisation verankert? Geht man mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verantwortungsvoll um? Wie steht es um Transparenz und Nachhaltigkeit der genutzten Produkte, die Immobilien in der Verwaltung, auch die Nachhaltigkeit der Lieferkette und die der Gastronomie?
  • Der Spieltag: Optimiert der Fußball-Klub Wasserverbrauch und Energieverbrauch? Arbeitet er an seinem Abfallmanagement? Senkt man CO2-Emissionen? Fördert man umweltfreundliche Mobilität? Gewährleistet man Barrierefreiheit?
  • Das Umfeld: Ermutigt der Fußball-Verein seine Fans zu nachhaltigem Handeln? Engagiert sich der Klub in der Region und außerhalb der Region?

Grundlage für die Bewertung waren Informationen, die die Klubs auf Website und per Nachhaltigkeitsbericht freiwillig zur Verfügung stellen. Ab 2017 gibt es eine gesetzliche Berichtspflicht bezüglich nichtfinanzieller Informationen: Spätestens dann müssen sich auch einige Fußball-Bundesligisten verstärkt mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen und über Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelange, Achtung von Menschenrechten und Korruptionsbekämpfung berichten.

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