Natürliche Zutaten, plastikfrei, wasserlos – so bewirbt das Berliner Start-up Natch seine Zahnpasta-Tabs. Utopia hat sich das Trendprodukt aus „Die Höhle der Löwen“ genauer angeschaut und ausprobiert.
Zahnpasta zählt zu den Dingen, die wir alle paar Wochen neu kaufen müssen. Im Jahr kommt so eine Menge Verpackungsmüll zusammen. Das Start-up Natch möchte dies ändern – mit Zahnpasta-Tabs. Wir haben uns die ungewöhnliche Rezeptur der Zahnputztabletten sowie die Verpackung genauer angesehen – und Natch getestet.
Natch: Zahnpasta in Tablettenform und ohne Plastiktube
„Zahnpasta neu gedacht“ heißt es auf der Website von Natch selbstbewusst. Seit 2020 verkauft das Unternehmen aus Berlin Zahnpasta-Tabs. Die Zahnputztabletten sind in vier verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich.
Eine Besonderheit: Die Tabletten kommen ohne Plastikverpackung aus. Man kauft sie in braunen Apotheker-Glasflaschen und kann anschließend ein Abo abschließen oder einzelne Nachfüll-Packungen bestellen. Dann werden die Nachfüll-Tabs in Papiertüten verschickt. Auf Nachfrage teilt uns das Unternehmen mit, dass die Nachfülltüten aus Altpapier bestehen, Beschichtung und Zipper aus Zuckerrohr. Alle Komponenten sind kompostierbar. Die Produktion der Zahnpasta-Tabs findet nach Aussage von Natch in Europa statt.
Vegane Zahnpasta-Tabletten ohne Titandioxid und Fluorid von Natch
Auch die Inhaltsstoffe der Natch-Zahnputztabletten sind innovativ: Die vegane Formel verzichtet auf Fluorid und sechs weitere Inhaltsstoffe, die in Zahnpasta häufig vorkommen. Natch nennt sie die „7 Sünden der Zahnpasta“ und meint damit Fluorid, Natriumlaurylsulfat (SLS), Titandioxid, Triclosan, Carrageenan, künstliche Süßstoffe und synthetische Farbstoffe.
Stattdessen setzt das Start-up auf natürliche Inhaltsstoffe wie den Seifenrindenbaum statt SLS. Beides sorgt dafür, dass die Zahnpasta im Mund schön schäumt. Zwei Inhaltsstoffe haben wir genau unter die Lupe genommen: Titandioxid und Fluorid.
Um Titandioxid gab es zuletzt viel Wirbel: Der Weißmacher ist seit Mitte 2022 als Lebensmittelzusatzstoff verboten, bei Kosmetikprodukten (unter der Kennzeichnung CI 77891) aber weiterhin erlaubt. Der Grund für das Verbot: Es lässt sich nicht ausschließen, dass der Farbstoff das Erbgut schädigen könnte. Viele Kosmetikhersteller reagierten und verzichten inzwischen auf Titandioxid, auch in Zahnpasta. Die Rezeptur der Natch-Zahnputztabletten kommt ebenfalls ohne den Aufheller Titandioxid aus.
Fluorid macht die Zähne widerstandsfähiger gegen Karies-Erkrankungen und ist deshalb ein fester Bestandteil der meisten Zahncremes. Doch Natch verwendet statt Fluorid Calcium-Hydroxylapatit (HAp), das aus einer natürlich vorkommenden Form von Calciumphosphat hergestellt wird. Hydroxylapatit ist der Hauptbestandteil unserer Zähne. Natch verweist auf eine wissenschaftliche Studie, nach der der klinisch getestete Wirkstoff HAp bei der Remineralisierung des Zahnschmelzes eine wirksame Alternative zu Fluorid ist.
Zahncreme: Ist Hydroxylapatit eine Alternative zu Fluorid?
Ob HAp in Zahnpasta ebenso wirksam bei der Kariesprophylaxe ist wie Fluorid, ist wissenschaftlich nicht zweifelsfrei belegt. Zwar legen mehrere Studien dies nahe, die Website Medizin-Transparent.at (ein Service der Donau-Universität Krems) urteilt jedoch, dass die wissenschaftlichen Belege zur Wirksamkeit fehlen. Die vorhandenen Studien haben demnach keine Aussagekraft.
Hinzu kommt: Stiftung Warentest und Öko-Test erachteten Fluorid in ihren Zahnpasta-Tests als wesentlichen Bestandteil von Zahnpasta. Zwar können große Mengen Fluorid zu Vergiftungen führen. Die Dosierung in Zahncremes hält Stiftung Warentest jedoch für unbedenklich. Öko-Test ging sogar noch weiter und wertete Zahncreme ohne Fluorid ab. Lies dazu gerne:
- Zahnpasta bei Stiftung Warentest: So schneiden Oral-B, Elmex, Meridol & Co. ab
- Öko-Test: Blei, Titandioxid und weitere Schadstoffe in bekannten Zahnpasten
So gut putzen Natch-Zahnputztabletten die Zähne
Zwei Utopia-Kolleginnen haben die Zahnputztabletten ausprobiert: Beide sind begeistert, wie schnell und gut die Tabletten nach dem Zerkauen schäumen. Zudem lösen sie sich gut im Mund auf. Nach dem Putzen fühlten sich die Zähne nach Einschätzung der beiden Testerinnen glatt und sauber an.
Das Fazit unseres kleinen Praxistests: Vor allem auf Reisen sind die Zahnputztabletten sehr praktisch. Auch die verschiedenen Geschmacksrichtungen konnten überzeugen, die ein angenehmes Frischegefühl im Mund zurücklassen.
So teuer ist das Produkt aus Die Höhle der Löwen
Bei Natch bezahlt man online zwischen 11,90 Euro und 14,90 Euro für 85 Zahnpasta-Tabs. Um den Preis mit herkömmlicher Zahnpasta vergleichen zu können, haben wir nachgerechnet: Eine Zahnpastatube der Standardgroße 75 Milliliter soll nach Angaben im Netz theoretisch für 150-mal Zähneputzen reichen. Günstige Zahnpastatuben gibt es bereits für weniger als ein Euro zu kaufen.
Selbst wenn du mit dieser günstigen Zahncreme nur 120-mal putzen kannst, zahlst du pro Putzvorgang weniger als einen Cent. Bei Natch sind es rund 0,15 Euro pro Zähneputzen. Auch beim Vergleich mit Denttabs sind die Natch-Tabs teurer. Bei Denttabs zahlt man für 125 Tabs 6 Euro.
Utopia meint: Zahnputztabletten ja, aber besser mit Fluorid
Die beiden Natch-Gründer Heber Gonzalez und Norbert Richard Meinike haben bei der Fernseh-Show „Die Höhle der Löwen“ keinen Deal erhalten. Die Löw:innen probierten die Tabs aus und zeigten sich zwar vom Geschmack und dem Produkt an sich begeistert. Doch zu einem Investment war keine:r bereit.
Wir bei Utopia finden: Innovative Zahnputzlösungen ohne Plastikverpackungen sind wichtig. Natch ist jedoch nicht das erste Start-up, das Zahnputztabletten entwickelt hat. Für Natch sprechen viele Zutaten aus Bio-Anbau wie die verwendete Minze sowie der Verzicht auf Titandioxid. Ein Bio- oder Naturkosmetik-Siegel haben die Zahnputztabletten von Natch dagegen nicht. Wir raten weiterhin zu Naturkosmetik-Zahnpasta – am besten mit Fluorid.
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