Zähneputzen nach dem Essen: 30-Minuten-Regel ist überholt

Nach einer weit verbreiteten Annahme soll es besser sein, mit dem Zähneputzen nach dem Essen zu warten. Doch das gilt mittlerweile als widerlegt. Wir verraten dir, was es damit auf sich hat und wie du es besser machen kannst.

Vielleicht hältst du dich auch an diese Regel: Mit dem Zähneputzen nach dem Essen sollte man 30 Minuten warten, da sonst der Zahnschmelz angegriffen und dadurch ein Teil der Zahnsubstanz abgetragen wird. Vor allem soll das der Fall sein, wenn du etwas Säurehaltiges wie Obst gegessen oder eine Limo getrunken hast. Innerhalb der dreißigminütigen Pause zwischen Essen und Zähneputzen soll sich der Zahnschmelz dann erholt haben, sodass du bedenkenlos zur Zahnbürste greifen kannst.

Nur stimmt das überhaupt nicht. 

Darum musst du mit dem Zähneputzen nach dem Essen nicht warten

Laut einer Studie des Schweizer Kariesforschers Adrian Lussi ist es eigentlich nicht sinnvoll, nach dem Essen 30 Minuten zu warten. Auch eine zweite Studie kam zu dem Ergebnis, dass es nicht schädlich ist, wenn du dir die Zähne ist bereits kurz nach dem Essen putzt. Stattdessen solltest du demnach eher darauf achten, zwischen den Hauptmahlzeiten nicht zu viel Säurehaltiges zu dir zu nehmen. Denn so sind deine Zähne fast permanent der Säure ausgesetzt, was schädlich für sie ist. Einer Meta-Studie aus dem Jahr 2020 bestätigt diese Erkenntnisse.

Das hat folgende Gründe:

• Bis der Zahnschmelz wieder genug Schutz vor einem Abrieb durch die Zahnbürste hätte, müssten mehrere Stunden oder sogar Tage vergehen. 
• Es stimmt auch nicht, dass Speichel für eine ausreichende Remineralisierung sorgt, durch die der Zahnschmelz wieder aufgebaut wird. Grund dafür sind Proteine im Speichel, die diesen Prozess hemmen. Da nichts wieder aufgebaut wird, kannst du also auch gleich mit dem Zähneputzen beginnen.
• Die Studie von Adrian Lussi belegt auch, dass nach dem Essen länger mit dem Zähneputzen zu warten zu einem noch größeren Schaden führen könnte. Zucker und Säuren, die in Lebensmitteln enthalten sind, können nämlich Karies begünstigen. Auch Caroline Ganß von der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Präventive Zahnheilkunde Gießen erklärt, dass das Kariesrisiko durch längeres Warten ein größeres Problem ist als das Zähneputzen direkt nach dem Essen. 

Karies vorbeugen: Diese Zahnpflege-Methoden sind sinnvoller

Da Karies deinen Zähnen deutlich mehr schaden kann als das Zähneputzen nach dem Essen, gilt es, Kariesbefall zu verhindern. Die Zahnärztekammer Nordrhein empfiehlt unter anderem folgende Maßnahmen, um Karies vorzubeugen: 

• Konsequente Zahnpflege betreiben. Dazu gehören tägliches Zähneputzen nach dem Frühstück und dem Abendessen sowie das richtige Verwenden von Zahnseide.
• Lebensmittel, die viel Zucker oder Kohlenhydrate enthalten, nur in Maßen essen. Viel mehr als die reine Zuckermenge spielt auch die Häufigkeit des Verzehrs eine Rolle in der Entstehung von Karies.
• Zahnpasta benutzen, die Fluorid enthält oder mit fluoriertem Speisesalz würzen. Fluorid macht die Zähne härter und verhindert damit, dass zu viel Zahnsubstanz abgetragen wird. 
• Wichtig sind auch regelmäßige zahnärztliche Kontrolle und professionelle Zahnreinigung.

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