Um Verspätungen und überfüllte Züge zu bekämpfen, möchte Bundesverkehrsminister Volker Wissing eine „Generalsanierung“ des Deutschen Bahn Netzes zu seiner eigenen Aufgabe machen. Für die Bahnkund:innen könnte da aber vorerst ein „schmerzfreier Weg“ werden.
Das Schienennetz in Deutschland soll angesichts großer Probleme mit Verspätungen und Baustellen mit einer „Generalsanierung“ grundlegend zuverlässiger gemacht werden. „So wie es ist, kann es nicht bleiben“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Mittwoch in Berlin. Das Netz sei jahrelang vernachlässigt und an die absolute Grenze gebracht worden – viele Weichen und Stellwerke seien überaltet und stark störanfällig.
Mit der bundeseigenen Deutschen Bahn als Netzbetreiberin sollen ab 2024 besonders hoch belastete Korridore modernisiert und Bauarbeiten viel stärker gebündelt werden. Dazu gehören Abschnitte wie Dortmund-Duisburg-Düsseldorf-Köln oder die Knoten München und Hamburg. Jedes Jahr zwei bis drei dieser Abschnitte, beginnend vielleicht mit der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim.
Strecken sollen nicht nur eins zu eins repariert werden
Schwellen, Schotter, Gleise, Weichen, Stellwerke, Signale, Bahnsteige – was sonst nacheinander gemacht wurde, sollen die Baufirmen dort nun gleichzeitig richten und den Abschnitt auch auf mehr Kapazität trimmen. „Die Strecke wird einmal gesperrt und ist dann für viele Jahre baufrei“, so die Idee.
Für die Kund:innen machte Bahnchef Richard Lutz jedoch deutlich: „Einen schmerzfreien Weg der Gesundung wird es nicht geben.“ Denn die Vollsperrungen werden wochen- oder monatelange Umleitungen und längere Fahrzeiten bringen.
Konkret sollen Bauarbeiten so zusammengefasst werden, dass es nicht später auf demselben Abschnitt wieder neue Störungen wegen dann erst anstehender Arbeiten gibt. Zudem sollen Strecken nicht nur eins zu eins repariert, sondern auch für mehr Leistungsfähigkeit ertüchtigt werden. Erreicht werden soll auch, dass Züge an Baustellen kürzer und dadurch mit weniger Störungen auf das Gegengleis ausweichen müssen.
Bahnchef Richard Lutz erläuterte, auf 3500 Streckenkilometern liege die Auslastung derzeit schon ohne Baustellen bei 125 Prozent. Bis Ende des Jahrzehnts drohe dieses hochbelastete Netz auf mehr als 9000 Kilometer anzuwachsen. Die aktuelle Qualität des Schienensystems sei für niemanden akzeptabel. Es brauche ein radikales Umsteuern.
Sanierung wird Chefsache
Wissing sagte, er wolle die Modernisierung des Netzes zur Chefsache machen. Dafür soll im Ministerium eine Steuerungsgruppe eingerichtet werden, die auch als ein Frühwarnsystem über die Umsetzung berichten soll. Der Minister betonte, die notwendigen Mittel für das geplante Vorgehen würden sichergestellt. Nähere Angaben machte er nicht.
Das Zeil der Sanierungen: ein Hochleistungsnetz. Hat die Bahn früher Überholgleise und Weichen abgebaut, sollen es davon wieder mehr geben. Auch mehr Signale, damit Züge an Baustellen bei vollem Tempo auf dem Nebengleis vorbeirauschen können. Statt immer nur am kostengünstigsten soll öfter schnell und damit kundenfreundlich gebaut werden.
Der Weg: Der Bund greift beim bundeseigenen Konzern stärker durch. Eine Steuerungsgruppe im Ministerium soll die Korridorsanierung koordinieren und überwachen. Die Beamten kontrollieren auch den Umbau des Konzerns: Die Infrastrukturtöchter der Bahn sollen zum 1. Januar 2024 zu einem gemeinwohlorientierten Unternehmen zusammengefasst werden.
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