Es ist wieder einmal so eine Nachricht, die die Hoffnung auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen zunichtemacht: die asiatischen Winterspiele 2029, die inmitten eines Wüstengebiets entstehen sollen. Aber mal ehrlich: Warum regt ihr euch noch auf? Ein Kommentar.
Klimawandel, Energiekrise, Rezession: Nachrichten tun derzeit besonders weh. Man sehnt sich regelrecht nach guten Neuigkeiten oder Prognosen, die einen Lichtblick geben – Hoffnung auf Besserung sozusagen. Sie zu finden wird vor allem in Klimafragen immer schwieriger. Denn die menschengemachte Erderwärmung schreitet kontinuierlich voran und dann, ja dann, gibt es noch News, die jegliche Zuversicht zunichtemachen. Zuversicht darin, dass wir als globale Gesellschaft die gravierenden Klimafolgen endlich ernst nehmen – und aufhören, in absurder Weise Ressourcen zu verschwenden.
Eine dieser News betrifft die Asiatischen Winterspiele. Sie sollen 2029 mitten in der Wüste ausgetragen werden, wie das asiatische Olympia-Komitee am Dienstag verkündete. Gastgeber wird demnach Saudi-Arabien sein. Richtig gehört: Ein reicher Öl-Staat wird in sieben Jahren eine elitäre Sportveranstaltung ausrichten, für die aus staubtrockenem Boden das erste Wintersportgebiet der arabischen Halbinsel gestampft wird. Damit die Sportler:innen bei ihren Wettbewerben nicht auf kargen Felsen umher rutschen, müssen Unmengen energie- und wasserintensiver Kunstschnee in der Bergregion Trojena produziert werden.
Immerhin ist der saudische Prinz ehrlich
500 Milliarden Dollar soll das Vorhaben laut dem Sport-Informations-Dienst (SID) kosten. „Dies ist ein großartiger Sieg für die saudische Nation und die ganze Golfregion“, tönte der saudische Sportminister Prinz Abdulaziz Bin Turki Al Faisal, nachdem sein Land den Zuschlag bekommen hatte. Keine Pointe.
Immerhin ist der Prinz ehrlich: Nur Saudi-Arabien sowie die reiche Golfregion gewinnen an Eigennutzen, verballern dabei Ressourcen und mit ihnen Treibhausgase – während asiatische Länder des globalen Südens einfach weiter überproportional stark unter Klimafolgen wie Hitze, Überschwemmungen und Ernteausfällen leiden.
Zur eigenen Verteidigung ließ das asiatische Olympia-Komitee verlautbaren, man wolle die Energie für die Veranstaltung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen speisen. Schätzungen zufolge verbraucht die Herstellung von Kunstschnee für einen Hektar Fläche rund 20.000 Kilowattstunden Strom. Details, wie der Öl-Staat Saudi-Arabien das vollständig mit Erneuerbaren stemmen möchte, nannte das Komitee nicht. Auch zu den fünf Millionen Liter Wasser pro Hektar, die unwiederbringlich für Kunstschnee verschwendet wären, wird bislang geschwiegen. Wird es menschenverachtende und teils tödliche Arbeitsbedingungen für Gastarbeiter:innen geben wie für die Fußball-WM in Katar? Unklar, aber mehr als denkbar. Und was ist mit den Materialien für die Gebäude des geplanten Wintersportgebiets: Werden auch sie nachhaltig hergestellt? Wahrscheinlich nicht.
Pomp pur, der selbstbeweihräuchernd gefeiert wird
Fest steht laut den Veranstaltern nur: Die Bergregion Trojena soll ein luxuriöses und zugleich futuristisches Ski-Dorf mit Familien- und Wellnessangeboten werden. Pomp pur, der selbstbeweihräuchernd gefeiert wird. Nach dem Motto: Wieso regt ihr euch eigentlich noch auf?
Jetzt könnte man natürlich argumentieren: Solange die Mitgliedsstaaten des asiatischen Olympia-Komitees das Event unterstützen oder zumindest tolerieren, sind sie selbst schuld. Schließlich gehören ihnen nicht nur die Golfstaaten an, sondern auch Länder wie Bangladesch, Pakistan oder Indien, die von den Folgen der Klimakrise bereits besonders stark gebeutelt sind. Allerdings haben nicht etwa sie den Vorsitz des Olympia-Komitees inne, sondern Kuwait. Ein Land, das genügend Geld besitzt, um sich – zumindest für eine gewisse Zeit – vor den Klimafolgen zu schützen. Die asiatischen Winterspielen 2029 sind also wirklich ein Geschenk von den Golfstaaten für die Golfstaaten. Und ein Rückschlag für das letzte bisschen Hoffnung auf weniger Absurdität.
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