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Braucht man 8 Stunden Schlaf? Pauschale Empfehlung sei „sehr gefährlich“

Schlaf
Foto: CC0 Public Domain / unsplash - Gregory Pappas

Acht Stunden Schlaf – oder doch weniger? In einem Interview erklärt Mediziner Emmanuel Mignot, dass er von allgemeinen Schlafempfehlungen nichts hält, warum Männer mehr schlafen als Frauen und weshalb Menschen auch nachts ruhig eine Stunde wach sein könnten.

Wie viel Schlaf ein Mensch braucht, lässt sich laut dem Neurowissenschaftler Emmanuel Mignot allgemein nicht festlegen. In einem Interview mit dem Spiegel erklärt er, dass es sogar „sehr gefährlich“ sei, pauschale Anweisungen zu geben. Jeder Mensch brauche eine „unterschiedliche Menge Schlaf“.

Wer versuche, sich zu acht Stunden zu zwingen, obwohl man so viel Schlaf nicht brauche, dem werde es nicht gelingen, so Mignot. Stattdessen werde die Person „nervös deswegen, verkrampft und gerät über kurz oder lang in die Schlaflosigkeit.“

Man könne laut dem Wissenschaftler aber festhalten, dass Männer tendenziell mehr schlafen als Frauen. Ein Grund dafür sei, dass Männer öfter als Frauen an Schlafapnoe leiden – einer Erkrankung, bei der während des Schlafs die Atmung wiederholt kurzzeitig aussetzt. Laut Mignot erleben zwei Drittel der Männer über 40 Jahren im Schlaf etwa 15 Aussetzer pro Stunde.

Individuelle Schlafschuld statt 8 Stunden Schlaf

Nicht jede:r benötigt also genau acht Stunden Schlaf. Wie viel und wie lang ein Mensch nachts ruht, hängt laut dem Mediziner von zwei Faktoren ab: dem zirkadianen Rhythmus, also der inneren Uhr und der Schlafschuld. Die Schlafschuld liege demnach morgens in der Regel bei Null und nehme im Laufe des Tages immer weiter zu – eigentlich sollten Menschen daher immer müder werden. Jedoch steige in der zweiten Tageshälfte die Körpertemperatur, erklärt Mignot, wodurch Menschen gegen Abend noch einmal wacher werden. Die Mittagszeit, bevor die Körpertemperatur ansteigt, sei daher der perfekte Zeitpunkt für ein Nickerchen, um so die Schlafschuld zu beseitigen.

Während tagsüber die Schlafschuld steige, nehme sie in der Nacht während des Schlafs kontinuierlich ab. In der Nacht gebe es dann einen Moment, in dem Menschen ihre Schlafschuld eingelöst haben und eigentlich wach sein könnten, so der Mediziner. Zu diesem Zeitpunkt könnten Menschen – synchron zum Mittagsschlaf – ohne Probleme eine Wachzeit einlegen. Im Normalfall schlafen Menschen aber weiter, da die innere Uhr die Körpertemperatur senke, erklärt Mignot.

Schlafe ich genug, zu wenig oder zu viel? Einfache Faustregel

Woran merkt man, wie viel Schlaf man benötigt – ob also acht Stunden genug, zu wenig oder zu viel sind? Die Techniker Krankenkasse (TK) stellt folgende Faustregel auf: „Wer tagsüber auch bei längerer Tätigkeit im Sitzen konzentriert arbeiten kann, ohne schläfrig zu werden, hat sein persönliches Schlafpensum gefunden.“

Außerdem könne man den Urlaub oder die Ferienzeit zur Hilfe nehmen, um das optimale Schlafpensum zu ermitteln. Die TK empfiehlt, sich immer zur selben Zeit schlafen zu legen und erst aufzustehen, wenn mach sich wach fühlt. Diese Anzahl der Stunden sollte man idealerweise auch während einer Arbeitswoche schlafen.

Darum schlafen Menschen

Warum Menschen überhaupt schlafen, erklärt Neurowissenschaftler Mignot dem Spiegel wie folgt: In der Nacht werde Energie aufgeladen, die tagsüber verbraucht werde. Während des Nachtschlafes sinke demnach der Energiebedarf und der Stoffwechsel fahre herunter. In den Tiefschlafphasen verbrauchen Menschen daher weniger Kalorien als im wachen Zustand. Nur in der REM-Phase, in der Menschen träumen, verbrauche das Gehirn mehr Kalorien, so der Wissenschaftler.

Träume, so glaubt Mignot, spiegeln durchaus das Bewusstsein wider. Das Gehirn werde zufälliger aktiviert als im Wachzustand, somit kämen Dinge zum Vorschein, die tiefer im Bewusstsein oder der Gehirnstruktur liegen. Zeitgleich werden Erinnerungen des Tages abgespult. Wer also über Träume nachdenke, könne mehr über die eigenen Ängste erfahren. Somit sei eine Beschäftigung mit den eigenen Träumen durchaus sinnvoll.

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