Auch dieses Jahr können Verbraucher:innen die „dreisteste Umweltlüge des Jahres“ wählen. Sechs Unternehmen haben sich 2022 als Kandidaten für den Goldenen Geier der DUH qualifiziert, darunter Kochbox-Lieferant HelloFresh und Edeka.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kürt jedes Jahr die „dreisteste Umweltlüge des Jahres“. 2021 erhielt RWE die Negativauszeichnung Goldener Geier. Auch dieses Jahr hat der Verein eigenen Angaben zufolge 1.200 Nominierungen erhalten, und daraus sechs Finalisten ausgewählt. Auf die Short-List haben es unter anderem der Mineralöl-Konzern Shell, der für „klimaneutrales“ Tanken wirbt, sowie der Kochbox-Lieferant HelloFresh geschafft. Besucher:innen der Website können aktuell für ihren Negativ-Favoriten abstimmen, der Sieger wird im September bekannt gegeben.
Das sind die Kandidaten für den Goldenen Geier 2022
Folgende Unternehmen sind aktuell für den Goldenen Geier 2022 nominiert:
„Klimaneutrales“ Tanken bei Shell: Nur 1,1 Cent pro Liter Benzin sollen ausreichen, um die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Autofahrt auszugleichen – das behauptet Shell auf der eigenen Website. Das wäre eine tolle Nachricht für Autofahrer:innen, ist jedoch wenig realistisch, wie ein Vergleich der DUH mit offiziellen Zahlen des Umweltbundesamts zeigt. Dieses veranschlagt 201 Euro Klimakosten pro Tonne CO2. Auf den Benzinverbrauch Deutschlands übertragen entstehen so Kosten von 9,7 Milliarden Euro pro Jahr. Das passt nicht mit Shells Versprechen der 1,1 Cent pro Liter zusammen. Schließlich würde der Konzern so lediglich 225 Millionen Euro pro Jahr veranschlagen, um die Benzin-Emissionen ganz Deutschlands auszugleichen.
„Mehrwegtüte“ bei Edeka: Seit Anfang 2022 dürfen Händler keine Plastiktüten unter 0,05 Millimeter Dicke mehr ausgeben. Edeka hat daraufhin die eigenen Plastiktüten einfach um wenige Mikrometer dicker gemacht und bezeichnet die Taschen als „mehrfach verwendbar“ – obwohl sie dies laut DUH nicht sind.
„CO2-neutral“ Fliegen bei Lufthansa: Über den neuen grünen Tarif bei Lufthansa haben auch wir bei Utopia schon kritisch berichtet. Hier erwerben Lufthansa-Kund:innen automatisch einen CO2-Ausgleich, der zu 20 Prozent über nachhaltig aus Speiseresten produzierte Kraftstoffe (SAF) und zu 80 Prozent mit Klimaschutzprojekten erreicht werden soll. Doch Fliegen mit Kompensation ist noch lange nicht nachhaltig. Und die Verfügbarkeit „grüner“ Kraftstoffe ist derzeit noch sehr begrenzt.
„Umweltfreundliche“ Plastikflasche von Danone: Volvic-Mineralwasser war 2021 schon für den goldenen Windbeutel (Negativpreis der Organisation Foodwatch) nominiert. Damals wurde vor allem das „Klimaneutral zertifiziert“-Label kritisiert, diesmal geht es um die Plastikflasche, in der das Wasser verkauft wird. Diese preist Hersteller Danone als umweltfreundlich an, weil sie aus 100 Prozent recyceltem PET bestehen soll. Die DUH bemängelt: Die Flasche ist Einweg, ihre Herstellung verschlingt Energie und Ressourcen – wirklich umweltfreundlich wäre eine Mehrwegflasche. Auch der lange Transport der Flaschen sei „ökologische[r] Unsinn“.
Müll-Versprechen bei McDonalds: „Wir reden keinen Müll – wir machen einfach weniger“, so zitiert die DUH den Fastfood-Riesen McDonalds. Doch an dem Zitat ist offenbar nicht viel dran. Denn laut den Umweltschützer:innen hat McDonalds 2019 rund 6.000 Tonnen mehr Müll produziert als noch 2016. Die Kette hat sich in den vergangenen Jahren auch bemüht, vermehrt plastikfreie Verpackungen zu etablieren. Dazu meint die DUH: „Einweg-Verpackungen durch solche aus anderen Materialien zu ersetzen, ist falsch, weil so weiterhin große Berge an Abfall anfallen.“
Abfall reduzieren mit HelloFresh: Das Konzept von Kochbox-Unternehmen HelloFresh lautet: Wenn sie Kund:innen Zutaten für Rezepte bereits richtig portioniert zusenden, werden diese vollständig verwendet – dadurch fallen weniger Lebensmittelabfälle an. Der Haken: HelloFresh verpackt die kleinen Mengen an frischen Lebensmitteln und Gewürzen alle einzeln in Kleinstverpackungen. Diese bestehen zum Beispiel aus Papier oder Kunststoff, auch Eispacks werden teils mitgeliefert. Das ist umweltschädlich und materialintensiv, findet die DUH.
Mehr Informationen zu den einzelnen Kandidaten gibt es auf der Website der DUH, dort kann auch bis zum 12. September abgestimmt werden.
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