Utopia Image

Eurowings über Flugpreise: „Zeit der Ultra-Billigtickets ganz klar vorbei“

ryanair eurowings billigflüge tickets
Foto: CC0 Public Domain - Pixabay/ oberaichwald

Die wirklich billigen Sondertarife werden in Zukunft nicht mehr zu finden sein – das prophezeite Ryanair-Chef Michael O’Leary kürzlich. Nun äußert sich auch die Lufthansa-Tochter Eurowings zur Zukunft der Billigflüge.

Die Luftfahrbranche steckt in der Krise: Zahlreiche Anbieter haben gerade unter anderem mit Personalmangel, Verspätungen und Preiserhöhungen zu kämpfen. Auch Billigflüge werden dabei teurer. Ryanair-Chef Michael O’Leary erklärte vorletzte Woche bereits im Interview mit der BBC: „Es besteht kein Zweifel daran, dass unsere wirklich billigen Sondertarife – die Ein-Euro-Tarife, die 99-Cent-Tarife und sogar die 9,99-Euro-Tarife – in den nächsten Jahren nicht mehr zu finden sein werden“. Nun haben sich auch die Lufthansa-Tochter Eurowings und der Flughafen Berlin-Brandenburg zu dem Thema geäußert.

Eurowings: Sprecher rechnet mit 10 Prozent Preisanstieg

Die Lufthansa-Tochter Eurowings bietet Flüge zu günstigen Preisen an: Einen Flug von München nach Palma de Mallorca findet man dort aktuell (Stand: 22. August) für 88 Euro. Dies ist immer noch preiswert, doch waren die Preise früher noch niedriger. Seit 2019 sind die Tarife bereits etwa zehn Prozent teurer geworden – das erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber dem Nachrichtenportal Watson. Und er rechnet damit, dass Eurowings die Preise um mindestens weitere zehn Prozent nach oben wird anpassen müssen. Anders seien die Belastungen des „Ölpreisschocks“ nicht zu schultern.

Die Ölpreise sind im Zuge des Angriffskriegs auf die Ukraine stark gestiegen. In Deutschland ist der Effekt besonders groß, weil Deutschland üblicherweise viel Öl aus Russland importiert – 2021 waren es rund ein Drittel des Bedarfs.

„Zeit der Ultra-Billigtickets ganz klar vorbei“

„Aus unserer Sicht ist die Zeit der Ultra-Billigtickets ganz klar vorbei. Fliegen wird teurer und muss auch teurer werden – da reicht ein Blick auf die Rekordstände des Ölpreises jenseits der 100-Dollar-Marke“, so der Eurowings-Sprecher. Er versicherte jedoch, dass Eurowings auch weiterhin für erschwingliches Fliegen stehen werde – aber es könne bei all den Belastungen nicht so günstig bleiben wie zuletzt. Zudem verwies er kritisch auf „aggressive Wettbewerber, die „mit Flugpreisen zum Wert eines Kinotickets ein völlig falsches Bild unserer Branche gezeichnet haben.“

Auch ein Pressesprecher des Flughafens Berlin-Brandenburg Willy Brandt (BER) äußerte sich gegenüber Watson zum Statement des Ryanair-Chefs Michael O’Leary: Ob ein Ende der Billigflug-Ära Konsequenzen für den eigenen Flughafen haben könnte, lasse sich noch nicht sagen. Der Sprecher verwies aber auf eine neue Low-Cost-Fernverbindung zwischen dem BER und Los Angeles bzw. New York. Diese ermögliche es Fluggästen, günstige Zubringer- und Anschlussflüge in Kombination mit den transatlantischen Verbindungen zu buchen. Der Sprecher sieht die Verbindung allerdings nicht als Ersatz für künftige Verluste aufgrund wegfallender Schnäppchen.

Utopia meint: Flüge sind umweltschädlich und unwirtschaftlich

Die Zeit der Billigflüge ist vorbei, das müssen sogar Fluganbieter wie Eurowings eingestehen. Sie verweisen auf steigende Ölpreise und aggressive Wettbewerber – doch Umweltprobleme lassen sie außen vor. Ryanair-Gründer O’Leary betonte im Interview mit der BBC sogar, für ihn sei der Fokus auf die Reduzierung der Emissionen aus dem Luftverkehr „fehl am Platz“, denn der Straßenverkehr und die Schifffahrt hätten insgesamt wesentlich größere Anteile am CO2-Ausstoß.

All diese Argumentationen haben einen wahren Kern, doch sie lassen einen wichtigen Punkt außer Acht. Fluganbieter haben jahrelang Flüge als möglichst preiswerte Transportmöglichkeit angepriesen, dabei versucht, Ausgaben wo immer möglich zu drücken – und dabei die wahren Kosten unterschlagen. Denn bei einem Flug von München nach Mallorca fallen nicht nur die ausgeschriebenen 88 Euro an, sondern auch 284 Kilo CO2-Äquivalente and Emissionen, sowie Ultrafeinstaub und Cirruswolken, welche Erdwärme in der Atmosphäre halten.

CO2-Kompensation ist ein Weg, um den Schaden von Flügen zu reduzieren.
Zum Fliegen gibt es viele klimafreundlichere Alternativen. (Grafik: MP/ Utopia, Zahlen: Umweltbundesamt (https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/emissionsdaten))

Studien schätzen den Anteil der globalen Luftfahrt am menschgemachten Klimawandel auf etwa 3,5 Prozent. CO2-Emissionen machen dabei nur etwa 1,5 Prozent aus, der Rest entfällt auf andere Effekte wie beispielsweise Kondensstreifen. Das klingt nicht viel – der Anteil des Straßenverkehrs an den CO2-Emissionen der EU wurde für 2019 auf 26 Prozent geschätzt.

Aber die Prozent, die durch den Luftverkehr anfallen, können wir leicht beeinflussen bzw. vermeiden. Zum Flugzeug gibt es zahlreiche Alternativen, die alle deutlich weniger Emissionen verursachen (siehe Grafik). Wollen wir 1,5-Grad-Ziel erreichen, müssen wir diese erreichbaren Hebel nutzen. Das Ende der Billigflüge ist nötig und richtig. Ziel ist dabei nicht, jemanden auszuschließen oder Preise künstlich in die Höhe zu treiben. Das Gegenteil war lange der Fall: Preise für Flüge wurden durch Subventionen und Marktkämpfe zu stark gesenkt. Im Zuge der Verkehrswende müssen wir endlich die wahren Kosten von Flügen einpreisen, samt ihren Auswirkungen. Dann erkennen wir sie hoffentlich als das, was sie sind: umweltschädlich und unwirtschaftlich.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!