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Ikea verzichtet für Klimaschutz auf Pommes – Empörung von rechts erntet Spott

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Foto: CC0 / Pixabay / mastrminda

Ikea setzt in einem seiner Restaurants auf Salzkartoffeln statt Pommes – weil diese weniger CO2 verursachen. Das Foto eines entsprechenden Hinweisschildes kursiert nun auf Twitter und sorgt bei Rechtskonservativen für Empörung. Andere User:innen reagieren mit Spott.

„Wir verzichten bewusst auf Pommes“: Diese Aufschrift steht auf einer kleinen Hinweistafel, die aus einem Ikea-Restaurant stammt. Nachfolgend liefert der schwedische Möbelhersteller auch eine Begründung für diese Entscheidung. Eine Portion Pommes verursache „in der Verarbeitung und Zubereitung über viermal so viel CO2 wie eine Portion Salzkartoffeln“. Durch bewusste Ernährung könne jede:r einen Beitrag leisten, um die Treibhausgase zu mindern.

Auf Nachfrage bei Ikea erklärte man uns, dass Pommes kein fester Bestandteil des nationalen Angebots seien und es den „lokalen Standorten obliegt, ob Pommes Frites Teil des Angebots vor Ort sind“. Das Unternehmen prüfe derzeit noch, von welchem Standort das Foto stammt. Inzwischen berichtet die dpa, dass das Foto aus dem Ikea-Möbelhaus in Würzburg stammt. Dieses sei neben Bremerhaven das einzige ohne Pommes Frites im Angebot.

Der rechtskonservative Journalist Boris Reitschuster fühlte sich von der Entscheidung des Ikea-Restaurants offenbar „belehrt und bevormundet“. Er teilte ein Foto des Schildes auf Twitter. Dazu schreibt er: „Ich will als mündiger Kunde behandelt werden, und nicht als #Erziehungsobjekt.“

Andere User:innen pflichten ihm bei. So schreibt eine:r „So, bei Ikea wird sicher nichts mehr gekauft…Wer macht mit?“ Auch Gerhard Papke, Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft äußerte sich: „Man kann aber auch CO2 sparen, indem man auf Fahrten zu Geschäften verzichtet, die sich dummdreist als Volkserzieher aufspielen!“.

Twitter-User:innen reagieren mit Spott

Dass ein Verzicht auf Pommes für solche Empörung sorgen kann, sehen andere Twitter-User:innen gelassen, zumal es sich bei Ikea primär um ein Möbelhaus und nicht um ein Fast-Food-Restaurant handelt. So lautet ein Kommentar: „Sehen Sie demnächst: Demonstration vor McDonalds weil sie keine Regale anbieten!“

Ein:e weitere User:in merkte spöttisch an: „Und stellt euch mal vor! Im Baumarkt gibt es überhaupt kein warmes Essen!!!“

Boris Reitschuster, der die Debatte auf Twitter vorangetrieben hat, wird dem rechtskonservativen Spektrum zugeordnet. Er ist dafür bekannt, auf seinem Blog Falschinformationen über die Corona-Pandemie zu verbreiten. Diese Tatsache nutzte ein Twitter-User zum Anlass, Ikea zu danken. „Mein herzlicher Dank geht an #IKEA dafür, dass die es geschafft haben mit einem simplen Verzicht auf #Pommes Rechtstwitter so sehr zu beschäftigen, dass die einem anderswo nicht auf den Sack gehen.“

Ein anderer User kommentierte Reitschusters Tweet mit den Worten: „Wie bekommst du #IKEA Nazifrei? Genau… Salzkartoffeln statt Pommes! Leute es ist so einfach…“

Nicht alle kaufen Ikea den Klimaschutzgedanken ab

Ikea hat in der Vergangenheit bereits mit verschiedenen Maßnahmen geworben, mit welchen die Möbelhaus-Kette nachhaltiger werden soll. Einige User:innen sehen hinter dem neuesten Schritt jedoch primär eine Marketing-Maßnahme. So weist ein User auf angebliche Verstrickungen des Unternehmens mit einer „Holzmafia“ in Rumänien hin. Erst 2021 war Ikea mir Vorwürfen konfrontiert, illegal geschlagenes Urwald-Holz aus Rumänien für seine Möbel zu verwenden. Glaubwürdig entkräften konnte das Möbelhaus die Vorwürfe nicht.

Eine weitere Userin schrieb dazu: „Wenn Firmen, die in Billiglohnländern produzieren, den halben Wald für ihre Produkte abholzen und Experten in Steuervermeidung sind dir Tipps zum moralisch einwandfreien Leben geben,…“

Ikea reagiert auf die Debatte

In unserer Anfrage bezieht Ikea auch Stellung zu den Vorwürfen der Bevormundung: „Es liegt uns fern, Kundinnen und Kunden zu belehren und uns geht es nicht darum, unser Lebensmittelangebot einzuschränken, sondern es um viele gesündere und umweltbewusstere Optionen zu ergänzen und unseren Kundinnen und Kunden die Wahl zu überlassen.“ In dem Zusammenhang verweist das Unternehmen darauf, dass es einige Speisen sowohl in einer veganen Variante als auch aus Fleisch anbiete und dass Kund:innen selbst wählen können, für welches Gericht sie sich entscheiden.

Utopia meint: Wer sich – wie aktuell leider üblich – bei jeder Gelegenheit auf die persönliche Freiheit beruft, mag auch in Ikeas Entscheidung, keine Pommes mehr anzubieten, eine Einschränkung der persönlichen Entscheidungsfreiheit sehen. Aber was ist mit der Freiheit des Möbelherstellers, das Angebot frei zu gestalten? Wie so viele User:innen anmerken, ist ein Möbelhaus keineswegs verpflichtet, Pommes anzubieten.

Sicherlich ist Ikea nicht der perfekt nachhaltige Möbelhersteller und der Verzicht auf Pommes allein wird dies auch nicht ändern. Er ist jedoch ein weiterer kleiner Schritt in Richtung Klimaschutz – und Ikea in seiner Rolle als Vorbild nicht zu unterschätzen.

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