Lohnt es sich, Handelsmarken und Eigenmarken zu kaufen? Stiftung Warentest hat 1414 Produkte untersucht – auf Qualität und Preis. Bei vielen von ihnen sehen die Tester:innen großes Sparpotenzial.
Die Stiftung Warentest hat 58 Lebensmitteltest der vergangenen vier Jahre neu ausgewertet und kommt zu dem Schluss: Wer die Handelsmarken von deutschen Supermärkten kauft, braucht meist keine Qualitätseinbußen befürchten. Dafür sind Eigenmarken wie K-Classic von Kaufland oder ja! von Rewe in der Regel günstiger als teure Markenprodukte. In den Test sind Bewertungen von insgesamt 1.414 Produkten eingeflossen.
Stiftung Warentest: Mit Handelsmarken 34 Prozent sparen
Haus- und Eigenmarken gehören zu einem Supermarkt oder Discounter, Handelsmarken können zu größeren Unternehmensgruppen gehören. Beide gelten als günstiger im Vergleich zu teuren Markenprodukte, haben aber auch den Ruf, nicht so hochwertig zu sein. Stimmt das?
Was die finanziellen Vorteile angeht, ja – das zeigen verschiedene Vergleiche der Stiftung Warentest. Für eine Auswertung haben die Tester:innen jeweils das beste noch erhältliche Marken- und Eigenmarkenprodukt aus 25 beispielhaft ausgewählten Tests der vergangenen vier Jahre nachgekauft. Wenn das beste Markenprodukt sehr teuer war, griffen die Tester:innen zum Zweitbesten. Danach verglichen sie die Warenkörbe: Die Eigenmarken kosteten insgesamt 34 Prozent weniger als die Markenprodukte.
Qualität: Eigenmarken können oft mit Markenprodukten mithalten
Ein zweiter Vergleich widmete sich der Qualität. Hier werteten die Tester:innen die Ergebnisse von 48 Tests aus und erstellten eine Durchschnittsnote für die Markenprodukte (2,8) und Handelsmarken (2,7). Beide schnitten also ähnlich mit „befriedigend“ ab.
In Sachen Schadstoffe und Keime gibt es laut Stiftung Warentest nur geringfügige Unterschiede zwischen Handelsmarken und Markenprodukten, mit Ausreißern auf beiden Seiten. Was die Deklaration angeht, schnitten Markenprodukte sogar schlechter ab, in der Sensorik dafür geringfügig besser.
Insgesamt war jedes dritte Produkt im Test ein Bio-Produkt, insgesamt erhielten Biowaren aus beiden Kategorien die Durchschnittsnote 2,8. Stiftung Warentest betont: „Bei Tests von Schweinenackensteaks und Hähnchenschenkeln steht Biofleisch vorn. Es punktet in Sachen Tierwohl.“
Vergleich Produktebene: Handelsmarken teils 50 Prozent günstiger
Außerdem hat die Stiftung Warentest Produkte nach Kategorie verglichen: Hier schnitten die Markenprodukte in 55 Prozent der Fälle qualitativ besser ab, bei 29 Prozent waren die Handelsprodukte besser benotet. Bei den übrigen 15 Prozent der Vergleiche fielen die Noten ähnlich aus.
Finanziell sahen die Tester:innen beim direkten Vergleich aber deutliche Unterschiede. Ein Beispiel: Die best-benoteten, noch erhältlichen Marken-Kartoffelchips (Krosse Kerle Tomate & Paprika, Note 1,8) kosteten 3,98 Euro je 200 Gramm. Die beste Handelsmarke, Aldi Sun Snacks Chips Paprika Style (Note 2,2), gibt es für 0,99 Euro je 200 Gramm. Auch bei Baby-Pre-Nahrung, Mineralwasser, Bitterschokolade, Kinderdesserts, Tortelloni, Veggie-Aufstrichen, Apfelmus und Balsamico kosten die Handelsmarken in etwa nur halb so viel wie das Markenprodukt.
Händler im Vergleich: Lidl erzielt beste Note
Die Stiftung Warentest untersuchte im Rahmen des Tests Handelsmarken von verschiedenen Supermärkten und Discountern. Sie stellte dabei aber kaum qualitativen Unterschiede fest. Die Durchschnittsnoten für die Hausprodukte reichen von 2,4 (Lidl) bis 2,7 (Edeka und Rewe). Aldi Nord und Aldi Süd erhielten als Qualitätsurteil die Note 2,6.
Einen Unterschied zwischen Discounter und Supermarkt heben die Tester:innen dennoch hervor: Bei Lidl und Aldi machen Handelsmarken zwei Drittel des Sortiments aus, bei Supermärkten wie Edeka und Rewe nur etwa ein Fünftel.
Auch Eigenmarken werden teurer
In Deutschland sind die Preise für Lebensmittel in den letzten Monaten durch die Inflation stark gestiegen. Auch Handelsmarken sind davon betroffen. Wie die Stiftung Warentest berichtet, wurden sie im Oktober 2022 im Vergleich zum Vormonat um 19 Prozent teurer. Bei klassischen Marken stieg der Preis in dem Zeitraum um sechs Prozent.
Die Tester:innen zitieren auch einen Sprecher der Verbraucherzentrale. Laut ihm haben Verbraucher:innen im vergangenen September und August besonders oft auf „Mogelpackungen“ hingewiesen, bei denen beispielsweise der Inhalt reduziert wurde, ohne Preisanpassung.
Utopia meint:
Wegen der Inflation müssen viele Verbraucher:innen an vielen Ecken sparen – auch bei Lebensmitteln. Es ist deshalb verständlich, dass viele vermehrt zu Eigenmarken und Handelsmarken greifen. Wir bei Utopia empfehlen trotzdem, nach Möglichkeit zu regionalen Produkten und Bio-Produkten zu greifen. Regionale Produkte müssen keine langen Transportwege zurücklegen, das spart Emissionen.
Für Bio-Produkte gelten strengere Anforderungen, unter anderem dürfen beim Anbau keine chemisch-synthetischen Pestizide benutzt werden. Ein Vergleich eines Utopia-Redakteurs zeigt, wo es günstige Bio-Produkte zu kaufen gibt. Gerade bei tierischen Produkten lohnt es sich, mehr Geld in die Hand zu nehmen, um Massentierhaltung weitestgehend nicht zu unterstützen. Wer sich seltener tierische Produkte leistet, fördert Tier- und Umweltschutz.
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