ZDF-Wettermoderator Özden Terli bemängelt politische Kommunikation und mediale Berichterstattung in der Klimakrise. Oft fände eine negative Verzerrung und Desinformation statt, erklärt er in einem Interview.
Özden Terli ist Wettermoderator beim ZDF. Immer wieder stellt er dort die Klimakrise als Ursache vieler Wetterphänomene in den Vordergrund. Damit stößt er auf Unterstützung, löst aber auch Unmut aus.
Im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) schildert Terli seine Sicht auf politische Maßnahmen, Klimawandel-Leugner:innen und bisherige Kommunikationsweisen im Rahmen der Klimakrise.
Wettermoderator:innen käme in ihr eine besondere Verantwortung zu – so müsse es mehr dieser Expert:innen geben, die über die Erderwärmung sprechen. Im Endeffekt könne man aber nicht erwarten, dass einzelne Personen das Problem lösen, findet Terli. „Das überfordert, erzeugt Ängste, und das ist ja auch gewollt – von den Klimaschutzbremsern“, erklärt er gegenüber dem RND.
Der Meteorologe nimmt Entscheidungsträger:innen in Klimaschutzfragen besonders in die Pflicht: „Ein Politiker, der Klimaschutzmaßnahmen ausbremst, erreicht das Gleiche wie ein Klimawandelleugner. Er verschleppt den Klimaschutz„, verdeutlicht Terli.
Klimathemen würden häufig negativ verzerrt, sagt Terli
Beklagenswert findet der ZDF-Wettermoderator die Art, mit der klimarelevante Themen oftmals in politischen Diskursen kommuniziert werden. Klima betreffe alle Bereiche des menschlichen Lebens – als solches sei die Klimakrise ein „Querschnittsthema“, und nicht eines unter vielen.
Und genau so müsse es auch von politischer Seite kommuniziert werden, findet Terli. Etwa gilt es verständlich zu machen, was es bedeutet, wenn die Emissionen bis auf null reduziert werden sollen – und wie das erreicht werden könnte. „Es gibt ja Chancen in der Transformation. Aber wenn man die Veränderungen negativ darstellt, ist es nicht nur eine Verzerrung, sondern auch ein falsches Signal“, mahnt Terli im Interview mit dem RND an.
Eine ähnliche negative Verzerrung beobachtet Terli aber auch häufig in medialer Berichterstattung zu Klimathemen. Wütend mache ihn etwa, dass häufig eine Verbreitung von Desinformationen stattfinde.
„Beispielsweise wurde bei dem Gebäudeenergiegesetz so lange erzählt, dass Wärmepumpen nicht funktionierten, dass sie Teufelszeug seien. Also haben Menschen sich Gasheizungen gekauft. Jetzt müssen sie bei steigenden CO₂-Preisen die Zeche zahlen“, bilanziert er.
Keine Bereitschaft mehr zu unwissenschaftlichem Dialog
Auf dem Messengerdienst X (ehemals Twitter) ist Terli bereits deutlich dafür kritisiert worden, die Klimakrise als Verursacher zahlreicher Wetterphänomene verantwortlich zu machen.
Gegenüber dem RND erklärt er, dass es etwa Kritiker:innen gebe, die den Einfluss des Menschen am Klimawandel leugnen, aber nicht den Klimawandel an sich. Ein Narrativ, das sich etwa auch die AfD auf die Fahne geschrieben hätte.
„Dabei stammen die Erkenntnisse aus der Klimawissenschaft, man sucht sich also das aus, was zu der eigenen Agenda passt. So funktioniert Wissenschaft aber nicht“, stellt Terli fest. Aufgrund dieser fehlenden wissenschaftlichen Grundlage habe es dann auch keinen Sinn, darauf zu antworten.
Mittlerweile hat Terli die Kommentarfunktion seines X-Accounts eingeschränkt. Grund dafür sei vor allem der fehlende konstruktive Dialog, erklärt er. Und führt aus, dass weder Beschimpfungen noch Desinformationen Formen des Dialogs seien. „Und physikalische Grundlagen zu leugnen, ebenso wenig. Was soll man mit solchen Menschen dann besprechen?“, fragt er.
„Der Zwang kommt auf jeden Fall“
Leugner:innen der Klimakrise kann Terli kein Verständnis mehr entgegenbringen, wie er betont. Lange habe er gedacht, mit der Zunahme von Extremwetter-Szenarien würden auch sie die Existenz der Klimakrise akzeptieren.
Mittlerweile sagt er, dass sich ihm diese Meinung komplett entziehe, weil er Wissenschaftler ist: „Ich habe mich mein Leben lang für neue Erkenntnisse interessiert. Deswegen verstehe ich es auch einfach nicht. Aber wegen solcher Leute höre ich nicht auf mit meiner Arbeit“, so Terli.
Angesichts der Gefahr, die eine Untätigkeit der Politik und weiter steigenden Emissionen mit sich bringen, müssten Klima-Aktivist:innen, Jurist:innen sowie NGOs den Klimaschutz erzwingen, gibt der ZDF-Wettermoderator zu bedenken.
Auf die Frage, ob „erzwingen“ nicht etwas drastisch klinge, entgegnet Terli: „Der Zwang kommt auf jeden Fall. Nämlich dann, wenn wir kein Wasser und keine Nahrung mehr haben.“
Verwendete Quelle: Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)
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