„Abgestraft, weil wir zu viel Gutes tun“: Mit jeder verkauften Flasche finanziert der Getränkehersteller Lemonaid soziale Projekte. Das Finanzamt erkennt diese Leistung nicht an und verlangt mehrere Millionen Euro Steuernachzahlung. Das Unternehmen kämpft nun für eine Gesetzesänderung.
Dem Hamburger Getränkehersteller Lemonaid droht eine Steuernachzahlung von mehreren Millionen Euro. Seit der Gründung im Jahr 2009 unterstützt das Unternehmen Sozialprojekte in Anbauregionen in Afrika, Lateinamerika und Asien. Das Hamburger Finanzamt fordert für den Zeitraum 2015 bis 2017 eine Nachzahlung von 650.000 Euro. Wie der Stern berichtet, rechnet sich Lemonaid-Chef Paul Bethke für alle Jahre insgesamt eine Summe von drei Millionen Euro aus. „Die Forderungen des Finanzamts sind für uns existenzbedrohend“, sagt Lemonaid-Gründer Paul Bethke gegenüber dem Stern. „Wir werden abgestraft, weil wir zu viel Gutes tun.“
Das finanzielle Engagement läuft über den Verein Lemonaid & ChariTea e.V.. Für jede verkaufte Flasche zahlt Lemonaid fünf Cent an den Verein. Bisher sind dadurch über sieben Millionen Euro zusammengekommen. Das Sponsoring zwischen dem Getränkehersteller und dem Verein ist vertraglich geregelt; mittels Vertrag verpflichtet sich Lemonaid zu der fixen Zahlung pro Flasche.
Finanzamt bemängelt die finanzielle Unterstützung
Das Hamburger Finanzamt bemängelt laut Medienbericht diese Art von Sponsoring. Damit das Finanzamt die Zahlung nämlich als solches anerkennt, müsse der Verein eine Gegenleistung erbringen. Ohne die – so im Fall Lemonaid – handelt es sich für die Behörden um eine „verdeckte Gewinnausschüttung“.
Die Zahlungen als Spende einzuordnen sei für Lemonaid keine Alternative. In einer Pressemitteilung erklärt der Getränkehersteller, dass in Deutschland nur 0,4 Prozent des Umsatzes abzugsfähig gespendet werden kann. Das sei dem Unternehmen aber zu wenig für die „wichtige Arbeit der Sozialunternehmen“.
Das Sponsoring eines Formel-1-Rennstalls oder Fußballvereins sei in Deutschland fast uneingeschränkt möglich, dagegen – so kritisiert Bethke – fehle bei der Unterstützung sozialer Projekte die „Gegenleistung“. Nachvollziehen könne er das nicht. „Es gibt den Wert für die Gesellschaft und es gibt den Wert für uns als Marke“, sagt Bethke dem Stern.
Konsequenzen: Lemonaid startet Petition
Der Lemonaid-Geschäftsführer fordert: „Diese absurde Rechtslage muss endlich geändert werden.“ Er findet deutliche Wort: „Sonst sollte die Politik den Menschen, die wir auf unserer letzte Projektreise in Ruanda besucht haben, die Wahrheit ins Gesicht sagen: Werdet lieber Rennfahrer – dann könnt ihr unterstützt werden.“
Bethke erinnert daran, dass der Koalitionsvertrag der Ampel „eine nationale Strategie für Sozialunternehmen“ und neue rechtliche Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientiertes Wirtschaften sowie den Abbau von Finanzierungs- und Förderungshemmnissen angekündigt hat.
Daher startet Lemonaid eine Petition mit der Forderung an die Politik, die Rechtslage zu „kippen“. In der Petition ruft Lemonaid den Deutschen Bundestag auf, eine rechtliche Grundlage dafür zu schaffen, dass die „finanzielle Unterstützung gemeinnütziger Zwecke durch Sozialunternehmen als steuerlich abzugsfähige Aufwendung anerkannt wird.“ Die Begründung lautet, dass die bisherige Rechtslage die Arbeit von Sozialunternehmen in „teils existenzbedrohender Weise“ behindert und sie gegenüber „rein profitorientierten Unternehmen“ deutlich benachteiligt werden.
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