Freundschaften im Job: Vorteil oder Risiko? Von dpa und Katharina Siegl Kategorien: Beruf Stand: 2. Februar 2024, 14:52 Uhr Foto: CC0 Public Domain - Unsplash/ Brooke Cagle Mit Kolleg:innen verbringt man viel Zeit. Kein Wunder, dass auch im Job Freundschaften entstehen können – manche Arbeitgeber fördern das sogar. Das hat Vorteile, aber auch Risiken. Ein guter Freund wird durch einen Jobwechsel zum Kollegen oder mit der Kollegin entwickelt sich auch im Privaten eine Freundschaft: Das Kunstwort „Frollege“ als Zusammensetzung aus Freund und Kollege bringt genau diese Mischung auf den Punkt. Arbeiten mit Freund:innen – manche Unternehmen wünschen das und werben damit. Nicht ohne Grund: Die Vorteile von Job-Freundschaften überwögen die Nachteile, sagt Ulrike Fasbender. Sie ist Professorin für Wirtschafts- und Organisationspsychologie an der Universität Hohenheim in Stuttgart und forscht zu diesen Themen. Positive Effekte für Arbeitgeber sind demnach eine höhere Kreativität und Arbeitsleistung, ein besserer Team-Zusammenhalt und weniger Arbeitsunfälle und Kündigungen. Das haben laut Fasbender Befragungen ergeben. Freundschaft am Arbeitsplatz macht zufriedener Doch auch für Arbeitnehmende zahlen sich freundschaftliche Verhältnisse auf der Arbeit aus. „Wir sind zufriedener und haben mehr Freude an der Arbeit“, sagt die Professorin. „Wir fühlen uns wohler, denn es tut uns einfach gut, Menschen um uns zu haben, die wir gern haben. Gleichzeitig erleben wir weniger negative Gefühle wie schlechte Stimmung, Angst oder Unwohlsein.“ Je intensiver die Freundschaft am Arbeitsplatz wahrgenommen werde, desto höher sei die Zufriedenheit. Wir neigten grundsätzlich dazu, uns mit Menschen anzufreunden, die den gleichen Job machten, sagt der Psychotherapeut und Buchautor Wolfgang Krüger. „Das gilt umso mehr, wenn man eine Arbeit mit Herzblut macht, wenn man also das Gefühl hat, da ist man mit seiner ganzen Persönlichkeit untergebracht.“ Die Kehrseite der Job-Freundschaft Kein Licht allerdings ohne Schatten: Job-Freundschaften können auch negative Aspekte haben. In einer Studie spricht Ulrike Fasbender von einem Selbstregulationsfehler: Gegenüber Kolleg:innen, die keine engen Freund:innen sind, verhält man sich womöglich unfreundlich oder grenzt sie sogar aus, auch wenn das in der Regel unbewusst geschieht. Grund dafür ist ein Rollenkonflikt: Die Freundschaft mit ihren Verpflichtungen auf der einen Seite, die Anforderungen des Berufs auf der anderen. Beispiel: Die Deadline für ein Projekt rückt näher, es ist wenig Zeit. Gleichzeitig kommen Freund:innen mit einem Anliegen und wollen, dass man ihnen Aufmerksamkeit schenkt. „So ein Rollenkonflikt ist ein Stressor und kostet Energie„, sagt die Wirtschaftspsychologin. Die Energie ist irgendwann erschöpft und fehlt, um sich gegenüber anderen Kolleg:innen fair zu verhalten. Es könne zu einem Versagen der Selbstregulierung kommen und man gibt jemandem vielleicht eine pampige Antwort, so Fasbender. Dem Team gegenüber offen bleiben Wenn sich solche Situationen häufen, sollte man sich Handlungsprinzipien überlegen, rät Fasbender. „Man kann zu Freund oder Freundin sagen: Ich bin gerade sehr beschäftigt, können wir das verschieben?“ Damit der- oder diejenige nicht gekränkt ist, lohnt es sich auch, vorher grundsätzlich über die Problematik zu reden. Wer einzelne enge Freundschaften im Job hat, kann auf der Arbeit auch ganz bewusst andere mit einbeziehen, um niemanden auszugrenzen. „Es darf keine Verklumpung stattfinden“, sagt Wolfgang Krüger. „Ich sollte darauf achten, dass ich für alle Kolleginnen und Kollegen offen bleibe.“ Foto: Screenshot Entgeltatlas / Bundesagentur für Arbeit Ist dein Gehalt zu niedrig? Der Entgeltatlas verrät es dir Werde ich angemessen für meine Arbeit entlohnt? Der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit soll Orientierung geben. Gefiltert werden kann in… Weiterlesen Nähe und Abstand bei Job-Freundschaften steuern Generell gilt bei Job-Freundschaften: Häufen sich Konflikte, muss es ans Feintuning gehen. „Man kann etwa die Intensität reduzieren„, sagt Ulrike Fasbender. „Enge Freundschaften lösen eher Konflikte aus, lockere Freundschaften nicht.“ Alle Beziehungen brauchen Nähe und Abstand, weiß Psychotherapeut Krüger. „Da muss man als erwachsener Mensch steuern können, erst recht, wenn es schwierig wird.“ Nicht zu vergessen außerdem: Jeder Mensch ist anders. Manche wollen Freundschaften innerhalb des Kollegenkreises, andere eine klare Trennung von Beruf und Privatem. „Es muss zur Person passen„, sagt Fasbender. „Da muss man ihn sich hineinhören und fragen: Was tut mir gut?“ Denn keine engen Job-Freundschaften zu haben, heißt ja nicht, dass man auf der Arbeit nicht trotzdem freundlich miteinander umgeht. ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 10 3 Vielen Dank für deine Stimme! HOL DIR DEN UTOPIA NEWSLETTER Leave this field empty if you're human: