Utopia Image

Gegen Rewe und Edeka: Oxfam legt Beschwerde ein

Rewe, Edeka, Bembel with Care
Bilder: © Rewe und CC0 Public Domain / Pixabay - 127071

Die Hilfsorganisation Oxfam sieht bei verschiedenen Supermarktketten Verstöße entlang der Lieferketten für Bananen. Weil sie auf die Vorwürfe nur unzureichend reagieren, hat die Organisation nun Beschwerde gegen Edeka und Rewe eingereicht.

Die Nichtregierungsorganisation (NGO) Oxfam hat beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Beschwerden nach dem Lieferkettengesetz gegen die Supermarktketten Rewe und Edeka eingelegt. Der Grund: Auf lateinamerikanischen Plantagen, die die Lebensmittelhändler mit Bananen beliefern, soll es Verstöße gegen die Menschenrechte gegeben haben. Rewes Reaktion reiche nicht aus, um die Missstände zu beheben; Edeka wolle die Vorwürfe nicht einmal anerkennen, so Oxfam. Die beiden Händler haben zu den Vorwürfen Stellung bezogen.

Rewe-Zulieferer verliert Zertifizierung

Bei Recherchen auf Bananenplantagen in Lateinamerika hat Oxfam Missstände bei Zulieferern von Aldi, Lidl, Edeka und Rewe festgestellt. Auf der Website gibt die Organisation Aussagen aktueller und ehemaliger Arbeiter:innen wider. So werden einem ecuadorianischen Bananen-Zulieferer von Rewe Lohndumping und mangelnde Sicherheitsvorkehrungen beim Pestizideinsatz zu Last gelegt. Zudem berichten Arbeiterinnen davon, dass sie pro 1.000 Kisten Bananen weniger Lohn gezahlt bekämen als ihre männlichen Kollegen, nämlich nur etwa 10 statt rund 12 Euro.

Schwer gegen den Rewe-Zulieferer wiegt auch der Vorwurf, dass er Arbeiter:innen angewiesen haben soll, kurz vor einem Audit für das Nachhaltigkeitssiegel „Rainforest Alliance“ verbotene Pestizide zu verstecken. Wie Oxfam berichtet, hat Otisgraf, der betreffende Betrieb, die Zertifizierung nach einer Beschwerde der Gewerkschaft ASTAC inzwischen verloren.

Otisgraf habe dann einen Maßnahmenplan erstellt, um das Rainforest-Alliance-Siegel wiederzuerlangen. Oxfam kritisiert jedoch, dass Arbeiter:innen und Gewerkschaft dabei kein Mitspracherecht bekommen hätten.

Edeka-Zulieferer soll „schwarze Liste“ führen

Edeka arbeitet im Zuge von Nachhaltigkeitsbestrebungen mit der Umweltschutzorganisation WWF zusammen, so auch bei Bananen. Dennoch will eine örtliche Gewerkschaft auf zwei der am Projekt beteiligten Farmen erhebliche Missstände dokumentiert haben, so Oxfam. Die Rede ist von Pestizideinsatz während der Arbeitszeit, außerdem soll es „schwarze Listen“ mit Namen von Arbeiter:innen geben haben, die sich für bessere Arbeitsbedingungen aussprachen.

Des Weiteren steht der Vorwurf im Raum, dass langjährige Mitarbeiter:innen entlassen wurden, um ihnen keine Rente zahlen zu müssen. In Ecuador habe man nach 25 Jahren Betriebszugehörigkeit Anspruch auf Rente, schreibt Oxfam. „Ich wurde entlassen, ungefähr einen Monat bevor ich die Betriebszugehörigkeitsjahre erreicht hatte, ab denen mir eine Rente zugestanden hätte“, zitiert die NGO einen ehemaligen Arbeiter einer Plantage. Wie ihm sei es auch etwa 300 weiteren Personen ergangen.

Laut Oxfam streitet Edeka sämtliche Vorwürfe ab, man habe bei eigenen Untersuchungen keine Missstände entdecken können. Gespräche mit Gewerkschafter:innen und Arbeiter:innen vor Ort habe die Supermarktkette abgelehnt.

Update (06.11.2023): In einer Stellungnahme schreibt Edeka, Oxfams Vorwürfe nicht nachvollziehen zu können. Man sei der Kritik an den Partnerfarmen nachgegangen, Oxfams Hinweise auf angebliche Missstände hätten sich jedoch nicht bestätigt. Edeka habe „alle nötigen Prozesse und Strukturen fest verankert“ und werde den Anforderungen des Lieferkettengesetzes „in vollem Umfang gerecht“. Auch die Kritik, dass Edeka nicht gesprächsbereit sei, weist das Unternehmen zurück. Man stehe seit Längerem in direktem Austausch mit der NGO, auch zu den Vorwürfen habe man der Organisation eine Stellungnahme zukommen lassen und weitere Gesprächsbereitschaft mit den Gewerkschaftsvertreter:innen signalisiert. Auch Rewe widerspricht Oxfams Schilderungen gegenüber der Tagesschau: Man habe „bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen“ und stehe mit der NGO im Austausch.

Oxfam kritisiert auch Aldi und Lidl

Auch an Aldi und Lidl äußern Arbeiter:innen von Bananenplantagen Kritik. So ist bei Aldi die Rede von Gehältern unter dem örtlichen Mindestlohn. Auch soll eine Plantage in Costa Rica aus der Luft mit Pestiziden besprüht worden sein, während Arbeiter:innen auf dieser tätig waren. Wer sich gewerkschaftlich organisiere, finde keinen Job.

Bei einem Lidl-Zulieferer aus Costa Rica kritisiert Oxfam unter anderem die angebliche Diskriminierung von Gewerkschaftsmitgliedern und Lohndumping, vor allem bei Arbeitsmigrant:innen aus Nicaragua.

Beschwerden nur gegen Rewe und Edeka

Sowohl bei Aldi als auch bei Lidl sieht Oxfam Bemühungen, die kritisierten Missstände zu beheben. Nicht so bei Rewe und Aldi, weshalb die NGO gegen die beiden Händler Beschwerden beim BAFA eingelegt hat.

Oxfam erwartet vom BAFA, dass es „den Unternehmen konkrete Anweisungen geben wird und klar formuliert, welche Anforderungen es an Prävention und Abhilfe bei Menschenrechtsverletzungen gibt“. Außerdem könne das Amt Bußgelder verhängen, wenn Unternehmen ihre Pflichten nicht erfüllen: bis zu zwei Prozent des jährlichen Umsatzes.

Auch Aldi und Lidl wolle Oxfam weiterhin im Blick behalten, um sicherzustellen, dass die Discounterketten tatsächlich Maßnahmen ergreifen, um die bestehenden Missstände aufzulösen.

Verwendete Quellen: Oxfam, Edeka, Tagesschau

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

War dieser Artikel interessant?

Vielen Dank für deine Stimme!