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Glück als Unterrichtsfach – Forschende ziehen Bilanz

Glück
Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Mit Glücksstunden wollen Wissenschaftler:innen mehr Wohlbefinden in die Schulen bringen. In ihrer Bilanz zum Glücksunterricht sind sie zufrieden, sagen aber auch, wo es noch hapert.

Lässt sich Glück lernen? Ja, und am besten schon in der Grundschule, meint der Braunschweiger Glücksforscher Tobias Rahm. Mit seinem Team von der Technischen Universität und der Buchautorin Carina Mathes hat er deshalb das Projekt „Glückskompetenz in der Grundschule“ (Glügs-Projekt) gestaltet, an dem im vergangenen Schuljahr 2022/23 mehr als 500 Grundschulkinder aus der niedersächsischen Stadt teilnahmen. Nun ziehen die Forscher Bilanz. 

Die positiven Folgen des Glücksunterrichts

„Alle Beteiligten berichten von positiven Auswirkungen“, sagte Rahm und meint damit Kinder, Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen. Das Ziel der Wissenschaftler:innen vom Institut für Pädagogische Psychologie war es, mehr Glückserleben und Wohlbefinden in die Schulen zu bringen. Für die Viertklässler:innen stand deshalb neben Mathe oder Deutsch auch Glücksunterricht“ auf dem Stundenplan. Die Stunden gaben unter anderem angehende Lehrkräfte von der Uni. 

Sie bekamen ein leicht umsetzbares Programm mit anregenden Geschichten, Elterninformationen, Arbeitsblättern und Bastelanleitungen. Dazu gehörte jeweils ein Lernvideo und eine Reflexionsstunde mit dem Psychologen Rahm. „Hier lernt man, wie man glücklicher werden kann“, erklärte eine Viertklässlerin während einer Stunde im Dezember 2022, in der es um Lob, Komplimente, Wertschätzung und Anerkennung ging. 

Ein signifikanter Effekt sei gewesen, dass negative Emotionen nach einem Monat abgenommen hätten, heißt es in der Bilanz der Uni. „Besonders interessant waren auch die Hinweise darauf, dass Kinder, die zu Beginn zu Hause weniger Unterstützung erfuhren oder ein geringer ausgeprägtes Selbstbild hatten, stärker von den Glücksstunden profitierten.“

Woran es beim Glücksunterricht noch hakt

Rahm sagt aber auch, dass es passendere Instrumente und intensivere Programme brauche, um positive Entwicklungen sichtbar machen zu können. Bei der Frage, warum viele erwartete Effekte, wie beispielsweise eine verbesserte Stimmung, ausblieben, verweist die Uni auf Vergleiche mit anderen Programmen, die umfangreicher seien und von intensiv ausgebildeten Lehrkräften durchgeführt werden. Das Glücksprojekt entlastet laut Rahm dafür Lehrkräfte, benötigt nur wenig Geld und lässt sich unkomplizierter in den Schulalltag integrieren. 

Deshalb soll es auch ein Anschlussprojekt geben, das „Glückslöwen“ heißt. Geplant sei der Ausbau auf ein ganzes Halbjahr und die Honorierung der Glücksstunden durch Spendengelder. Rahm verweist zudem auf das Projekt „Psychische Gesundheit und Wohlbefinden in der Schule“ der Stadt Braunschweig, das sich an möglichst viele achte Klassen richte. Die Vision sei, Angebote in jedem Jahrgang machen zu können und am liebsten weitere Fortbildungsmöglichkeiten für Personal zu entwickeln. „Wir wollen Schulen zum Aufblühen“, sagte Rahm. 

Glücksforscher sieht an deutschen Schulen noch Luft nach oben

Mit Blick auf eine hohe Verbreitung von psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen, hält es Rahm für dringend nötig, die Förderung von psychischer Gesundheit und Wohlbefinden an Schulen verbindlich zu machen. Wissenschaftliche Belege, dass diese Maßnahmen nicht nur wirksam gegen die Entstehung psychischer Erkrankungen seien, sondern auch zu besseren akademischen Leistungen beitragen, gebe es genug. „Der Blick in die skandinavischen Länder, oder auch nach Australien, Neuseeland oder England zeigt, dass Deutschland hier hinter den Möglichkeiten zurückbleibt“, sagte Rahm. 

Aus den Schulen gebe es positives Feedback, hieß es während des Projektes aus dem niedersächsischen Kultusministerium. Laut dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Braunschweig lässt sich der Inhalt gut in den Schulalltag integrieren. Ein eigenes Schulfach brauche es aber nicht, sagte damals ein Ministeriumssprecher. 

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