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Heizen mit Holz: Ist das eine gute Idee? Das sagen Expert:innen

Heizen mit Holz: Warum das keine gute Idee ist
Foto: Pexels / Craig Adderley

Wegen des Anstiegs der Gaspreise setzen viele Menschen wieder auf das Heizen mit Holz – das soll Geld sparen. Doch Expert:innen warnen vor schädlichen Folgen, sowohl für die Gesundheit als auch für Klima und Umwelt.

Das Heizen mit Holz wird seit vergangenem Jahr angesichts der Energiekrise für mehr Menschen attraktiv. Es gilt als gemütlich, günstiger als Gas und nachhaltig. Holz wird in Deutschland als klimafreundlicher Brennstoff und erneuerbare Energie behandelt. Die Begründung: Das Kohlendioxid (CO2), das beim Verbrennen von Holz in die Atmosphäre gelangt, wird bei einer nachhaltigen Waldwirtschaft durch nachwachsende Bäume wieder gebunden. Doch das sei ein Irrtum, warnen Expert:innen. Außerdem birgt das Heizen mit Holz Gesundheitsgefahren.

Mehr als eine Million Haushalte in Deutschland nutzen Scheitholz, Holzpellets – also gepresstes Holz in Zylinderform – oder Holzhackschnitzel als primäre Energiequelle zum Heizen des kompletten Wohnraums, wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) angibt. Zusätzlich gebe es über elf Millionen sogenannte Einzelraumfeuerstätten wie zum Beispiel Kaminöfen (Stand März 2022).

Bisher spielte Holz damit eine eher untergeordnete Rolle: Im ersten Halbjahr 2023 kam nach Angaben des Branchenverbands BDEW nur bei knapp 5 Prozent der Neubauten Holz als primäre Heizenergiequelle zum Einsatz. Die Nachfrage nach Öfen und Heizungen, die mit Holz oder Pellets betrieben werden, ist damit trotz der gestiegenen Preise für fossile Rohstoffe nicht bedeutend gestiegen.

„Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz“

Einige Wissenschaftler:innen betrachten die Verbrennung von Holz als Gefahr für die menschliche Gesundheit. So auch Achim Dittler vom Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). „Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz“, sagt der Forscher. Bei der Holzverbrennung würden mehr Schadstoffe freigesetzt als bei der Verbrennung von Öl oder Gas, darunter Kohlenmonoxid, Stickoxide und Methan. Und die hochkonzentrierten Gase und gesundheitsschädlichen Feststoff-Emissionen wie etwa Ruß hätten verheerende Folgen für die Luftqualität.

Am problematischsten ist es nach Angaben des Aerosol-Experten, wenn der Rauch direkt zu benachbarten Häusern strömt und dort über technische Lüftungssysteme selbst bei geschlossenen Fenstern ins Innere gelangt. „Dann erleben Sie, dass Ihr eigener Wohnraum durch Holzofen-Rauchgase zu einer gefährlichen Rauchgasfalle werden kann.“

Fast die Hälfte des genutzten Holzes dient der Energieerzeugung

Deutschlandweit wird nach Angaben des Umweltbundesamts (UBA) fast die Hälfte des aktuell genutzten Holzes zur Energieerzeugung verwendet. Das Heizen mit Gas hingegen verliert nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine an Bedeutung. Einer Berechnung des Statistischen Bundesamts zufolge hat sich die Anzahl der genehmigten Wohngebäude, die vorrangig Gas als Energiequelle nutzen, im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 mehr als halbiert.

Dagegen wurden nach Angaben des Deutschen Pelletinstituts, das dem Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband angehört, im ersten Halbjahr 2022 rund 32.000 Pelletheizungen verkauft – zwölf Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Heizen mit Holz nach wie vor günstiger als mit Öl oder Gas

Die Preise für Brennholz und Holzpellets für Öfen und Heizungen sind nach einem massiven Anstieg Mitte 2022 wieder gefallen. Nach Angaben des Pelletinstituts und des Bundesverbands für Brennholzhandel und Brennholzproduktion ist Heizen mit Holz nach wie vor günstiger als mit Öl oder Gas. Dem Pelletinstitut zufolge kostete eine Kilowattstunde, die durch die Verbrennung von Holzpellets erzeugt wird, derzeit bei rund 8,1 Cent – die mit Erdgas rund 12 Cent.

Für den KIT-Experten Dittler haben Pellets im Gegensatz zu Scheitholz zumindest einen Vorteil: Durch die einheitliche Größe und den Herstellungsprozess ist die Brennstoffqualität einheitlicher, sie brennen zudem im Ofen geregelt ab. Dadurch sei die Rauchentwicklung kontrollierbarer als bei Scheitholz. Zwar entstünden weniger hohe Schadstoff-Konzentrationen als bei einem Scheitholz-Ofen, aber immer noch deutlich mehr als bei einer Gasheizung. Dittler nennt es einen „Kardinalfehler“, dass Holzenergie in Deutschland trotz aller Fakten als klimaneutrale, nachhaltige Energie bezeichnet werde.

Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz teilt auf Anfrage mit, dass die Emission von Luftschadstoffen bei der Holzfeuerung ein Problem sei. Deswegen seien die Regeln zur Luftreinhaltung beim Einbau und Betrieb von Holzheizungen 2022 noch einmal verschärft worden.

Wolfgang Straff, Leiter des Fachgebiets Umweltmedizin und gesundheitliche Bewertung am Umweltbundesamt, warnt speziell vor den Gesundheitsgefahren durch Feinstaub. „Generell und unabhängig von der Quelle führt die Inhalation von Feinstaub zu relativ hohen Krankheitslasten in der Bevölkerung.“ So seien zum Beispiel Lungenkrebsfälle und weitere Krankheiten wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes auf Feinstaub zurückzuführen. Dem Mediziner zufolge wurden in Deutschland in den Jahren 2010 bis 2018 durchschnittlich jährlich etwa 17.500 Todesfälle durch Feinstaub verursacht.

Schon jetzt sei die Verbrennung von Holz für rund 20 Prozent der deutschen Feinstaubemissionen verantwortlich. Was passiert, wenn noch mehr Menschen mit Holz heizen? „Insgesamt wird es dazu kommen, dass viele Menschen noch mehr Feinstaub einatmen als in den letzten Jahren, und dadurch werden rechnerisch auch mehr Menschen erkranken.“

Trotzdem hat der Mediziner Verständnis dafür, dass viele Menschen Geldsorgen haben und deshalb auf das vermeintlich billigere Holz umsteigen. „Es ist ein Dilemma. Die Kälte spüren wir Menschen sofort, während wir die anderen gesundheitlichen Risiken nicht wahrnehmen können.“

Experte fordert Stopp für die Förderung von Holzverbrennung

Sollte das Heizen mit Holz also künftig verboten werden, so wie es einige Expert:innen fordern? Schließlich ist die Verbrennung von Holz nicht nur für die menschliche Gesundheit riskant – Umweltschützer:innen warnen auch vor verheerenden Auswirkungen auf die Wälder. Wenn es nach Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde ginge, sollte die Förderung von Holzverbrennung sofort gestoppt werden.

Denn das Verfeuern von Bäumen sei nur unter bestimmen Umständen klimaneutral. Zum einen, wenn beim Entnehmen keine Treibhausgase aus dem Waldboden strömten. „Ungefähr die Hälfte des Kohlenstoffs in Waldökosystemen befindet sich in den Böden“, erklärt der Ökologe. Austrocknung und Erwärmung begünstigten den ungewollten Abbau des Kohlenstoffs, der dann als CO2 freigesetzt werde. Zweitens gelte die behauptete Klimaneutralität allenfalls über längere Zeiträume und unter der Bedingung, dass geerntete Bäume wirklich nachwüchsen.

Selbst dann würden Plantagen mit neu gepflanzten Bäumen erst mit zeitlicher Verzögerung zur wirksamen Kohlenstoffsenke. Die entstandene „Kohlenstoffschuld“ wieder auszugleichen dauere mindestens Jahrzehnte. „Wir bräuchten aber die sofortige Vermeidung von zusätzlichen Treibhausgasen.“

Ibisch, der seit 20 Jahren die Folgen des Klimawandels für Ökosysteme erforscht, sieht die Holzverbrennung als große Gefahr für die Zukunft der Wälder, die sich ohnehin in einem schlechten Zustand befänden. Durch die Folgen der Klimakrise und die forstliche Nutzung sinke die Produktivität der Bäume. „Während also die Bäume schlechter wachsen, wollen wir mehr Holz nutzen. Eine fatale Kombination“, mahnt der Waldexperte. „Mit Holz heizen bedeutet: Biodiversität, Böden und Mikroklima verschlechtern sich – und das ausgerechnet in der Klimakrise.“

Als erneuerbare Energie soll Holzverbrennung aber weiterhin gelten

Gerd Müller, Leiter der Geschäftsstelle des Bundesverbands Brennholzhandel und Brennholzproduktion, hält die Kritik am Heizen mit Holz für unberechtigt. „Wir können nur so viel Holz liefern, wie der Wald hergibt und daran halten wir uns auch.“ Dem Verband gehören rund 100 Betriebe an, die Brennholz verarbeiten oder herstellen. In Deutschland werde nachhaltige Waldwirtschaft betrieben, betont Müller. Es würden demnach nicht mehr Bäume geerntet als nachwachsen könnten. Deswegen sei es momentan auch nicht möglich, die hohe Nachfrage nach Holz zu decken.

Im September 2022 stimmte das Europaparlament dafür, die Menge an Holz, die für die Energieerzeugung genutzt werden darf, künftig zu verringern und finanzielle Fördermittel vom Staat einzuschränken. Als erneuerbare Energie soll Holzverbrennung aber weiterhin gelten.

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