Nicht nur Hitze, auch Temperaturschwankungen können für manche Menschen zum gesundheitlichen Problem werden. Teilweise sogar zum Tod führen, sagen Forschende. Zwei Gruppen sind besonders gefährdet.
In den Jahren 2018 bis 2020 sind in Deutschland mehr als 19.000 Menschen aufgrund der Hitze gestorben. Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen bezeichnet die Hitze daher als die „größte Gesundheitsgefahr“ in diesem Jahrhundert. Eine aktuelle Studie, die im Fachjournal The Lancet veröffentlich wurde, zeigt, dass auch kurzfristige Temperaturschwankungen mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden sind. Untersucht wurden dabei 43 Länder und Regionen. Laut den Wissenschaftler:innen gehen demnach 3,4 Prozent aller Todesfälle in den Jahren 2000 bis 2019 auf Temperaturschwankungen zurück. Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass Temperaturunterschiede ähnliche Auswirkungen für die globale Sterblichkeit haben, wie Luftverschmutzung und nicht optimale Temperaturen.
Temperaturschwankungen können den Körper belasten
Eine abrupte Veränderung der Temperatur bedeutet Stress für den Körper. Der Leiter des Zentrums für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Freiburg, Andreas Matzarakis, sagt gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): Menschen hätten zwar eine große Anpassungsfähigkeit, und der Wechsel alleine mache noch nicht krank, aber große Schwankungen könnten den Körper unter Umständen belasten. Vor allem zwei Gruppen seien betroffen: wetterempfindliche und wetterfühlige Menschen.
Laut einer Umfrage des DWD ist etwa die Hälfte der Menschen in Deutschland von einer Wetterfühligkeit betroffen. Die Betroffenen berichteten von Symptomen wie Kopfschmerzen, Migräne, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Gelenkschmerzen und Schlafstörungen. Laut Matzarakis seien in den meisten Fällen Menschen betroffen, die vorbelastet sind – etwa durch einen hohen oder niedrigen Blutdruck.
Im Gespräch mit Geo erklärt Matzarakis, dass es bei Wetterwechseln auf das Niveau ankomme. „Fällt die Temperatur von sommerlichen 25 Grad auf 18 Grad, ist das noch unproblematisch. Fällt sie aber rasch auf 15 Grad oder noch tiefer, kann es sich auf bestimmte wetterfühlige Menschen negativ auswirken“, so der DWD-Experte.
In Deutschland sind darüber hinaus 15 bis 20 Prozent aller Menschen wetterempfindlich. Während wetterfühlige Menschen grundsätzliche gesund sind und sich bei Temperaturschwankungen Symptome zeigen, verstärkt eine Wetterempfindlichkeit bereits bestehende Krankheiten. „Massive Wetterwechsel können bei vorerkrankten Menschen Venenthrombosen, Lungenembolien, Schlaganfälle und Herzinfarkte hervorrufen“, sagt Matzarakis. Das Uniklinikum Jena (UKJ) bestätigen den Wettereinfluss auf das Schlaganfallrisiko. Dr. Florian Rakers von der Klinik für Neurologie am UKJ betont: „Bei Risikopatienten kann sich die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls bei Wetterwechsel teilweise vervierfachen.“
Körper für Temperaturschwankungen trainieren
Wetterempfindliche Menschen können bei der Verstärkung der Symptome oder Auftreten von Krankheiten nur eine:n Mediziner:in aufsuchen. Im Gegensatz dazu können jedoch wetterfühlige Menschen laut Matzarakis ihren Körper trainieren und abhärten. Das funktioniere am besten mit Bewegung an der frischen Luft „da geht‘s dann auch nicht um Joggen oder Extremsport, sondern um einfaches Spazieren“, so Matzarakis. „Wechselduschen und Kneippbäder können auch gut beim Abhärten helfen.“
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