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Interner Bahn-Bericht: So marode ist das Streckennetz wirklich

Interner Bahn-Bericht: So schlecht ist es wiklich um das Streckennetz bestellt
Foto: CC0 / Unsplash - Bram., Julian Stratenschulte/dpa

In welchem Zustand befindet sich das Streckennetz der Deutschen Bahn wirklich? Ein interner Bericht, der erstmals das gesamte Streckennetz benotete, gibt einen Einblick.

Das Streckennetz der Deutschen Bahn ist in einem desolaten Zustand. Das legt ein interner Bericht der Bahn an den Aufsichtsrat offen, welcher dem NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Dafür wurde das mehr als 33.000 Kilometer lange Streckennetz der Deutschen Bahn samt Gleisen, Brücken, Tunneln, Bahnübergängen, Stellwerken und Oberleitungen in einem Notensystem von eins bis fünf bewertet.

Note drei bedeutet, dass die Anlagen in „mittelmäßigem“ Zustand sei, und „mäßige Beeinträchtigungen“ aufweisen. Note vier bedeute „schlecht“. Das heißt: „die Anlage weist wesentliche Beeinträchtigungen“ auf. Note fünf steht wie in der Schule für „mangelhaft“. Das bedeutet, dass die jeweilige Anlage „unzureichend“ sei – sprich, die Lebensdauer überschritten wurde, oder sogar den Betrieb beeinträchtigen kann.

Deutsche Bahn: Ergebnisse legen Misstand offen

Laut dem Bericht soll demnach mehr als jede vierte Weiche der Bahn derzeit in einem schlechten, mangelhaften oder ungenügenden Zustand sein. Bei den restlichen Anlagen sehe es ähnlich aus: Elf Prozent der Brücken, 22 Prozent der Oberleitungen, 23 Prozent der Gleise, 42 Prozent aller Bahnübergänge und 48 Prozent aller Stellwerk bekommen höchstens die Note vier.

Damit ist die Infrastruktur der Bahn in deutlich schlechterem Zustand als etwa die Bahnen der Nachbarländer in Österreich oder der Schweiz, wo das verwendete Notensystem bereits sei Jahren im Einsatz sein soll. „Das deutsche Schienennetz ist in Teilen zu alt, zu störanfällig und bietet zu wenig Kapazität“, resümiert Vorstandschef Philipp Nagl. Dazu kämen viele Baustellen „gerade auf den hochbelasteten Korridoren“, wie es in dem Bericht heißt.

Vorstandschef fordert „radkialen Kurswechsel“

Die Noten, so der Bericht an den Aufsichtsrat, „offenbaren die vorliegende Unterfinanzierung des Schienennetzes“ in Deutschland. Um das Ruder herumzureißen sei daher eine „schnelle und umfassende Generalsanierung“ nötig. Der Vorstandschef beziffert den Investitionsbedarf auf rund 89 Milliarden Euro. Auch von einem „radikalen Kurswechsel“ soll die Rede sein.

Bereits am Dienstag hatte der Bundesrechnungshof der Deutschen Bahn eine „Dauerkrise“ attestiert. Der Bund sei demnach „weit entfernt davon“, die Probleme in den Griff zu bekommen. Daher rate er der Bahn dazu, ihre „Engagements im Ausland oder in anderen Sparten einzustellen“ und sich auf den Bahnbetrieb in Deutschland zu konzentrieren.

Zu dem internen Bericht soll auch das Verkehrsministerium von Minster Volker Wissing (FDP) durch das Recherche-Team befragt worden sein. Ein Sprecher gab zu verstehen, dass der Bund bereits tätig sei: „Bis zum Jahr 2029 stellt der Bund der Bahn insgesamt 86 Milliarden Euro für Sanierung und Instandhaltung zur Verfügung.“

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