Das Bundeskabinett hat eine Ernährungsstrategie beschlossen. „Gutes Essen für Deutschland“ soll sie umfassen. Ein Überblick zu den Eckpunkten.
Weniger Zucker, Fett und Salz im Essen vor allem für Kinder, mehr Bio und regionale Lebensmittel in Kantinen und Mensen: Darauf zielt eine Ernährungsstrategie der Bundesregierung, die das Kabinett am Mittwoch beschlossen hat.
„Gutes Essen für Deutschland“
„Ich will, dass jeder eine echte Wahl für gutes Essen bekommt“, sagte Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne). Leckeres, gesundes und nachhaltiges Essen dürfe nicht vom Geldbeutel abhängen oder davon, aus welcher Familie man komme. „Entscheiden muss sich dann jeder selbst, da hat niemand jemandem etwas vorzuschreiben“, betonte der Grünen-Politiker.
Die Strategie mit dem Titel „Gutes Essen für Deutschland“ zielt insgesamt auch auf mehr pflanzenbasiertes Essen mit weniger Fleisch. Weniger Lebensmittel sollen im Abfall landen. In der Strategie wird erneut genannt, dass die Regierung plant, an Kinder gerichtete Werbung für ungesündere Lebensmittel für unter 14-Jährige zu unterbinden. Dieses Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag steckt seit Monaten im Ampel-Regierungsbündnis fest.
Insgesamt umfasst die Ernährungsstrategie nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) „rund 90 geplante und bestehende ernährungspolitische Maßnahmen„. Darunter auch ein verstärktes Angebot nachhaltig und ökologisch produzierter Lebensmittel.
Mehr Forschung, Wissen und Gesundheit
„Auch die Forschung soll ausgeweitet werden, etwa durch ein nationales Ernährungsmonitoring und den Aufbau eines modernen, permanenten Lebensmittelmonitorings“, heißt es in der Pressemitteilung des BMEL weiter. Zudem will die Bundesregierung der Ernährungsarmut entgegen wirken – indem das Wissen über gesunden Konsum in armutsgefährdeten Haushalten gestreut wird.
Wie das BMEL schreibt, wolle man mit einem verbesserten Ernährungsverhalten auch Krankheiten entgegenwirken. In dem Pressestatement heißt es dazu: „So sind in Deutschland mindestens 8,5 Mio. Menschen an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt. Die gesamtgesellschaftlichen Kosten von Adipositas in Deutschland belaufen sich laut einer Studie aus 2015 auf etwa 63 Milliarden Euro pro Jahr. Die direkten Gesundheitskosten einer zu hohen Aufnahme von Zucker, Salz und gesättigten Fettsäuren wurden für das Jahr 2008 auf 16,8 Milliarden Euro geschätzt. Das entsprach sieben Prozent der gesamten Behandlungskosten in Deutschland.“
Die gesamte Ernährungsstrategie der Bundesregierung findet sich hier.
Kritik an der Ernährungsstrategie von der Deutschen Umwelthilfe
Allerdings gibt es auch Kritik an den verabschiedeten Maßnahmen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) etwa bewertet die Ernährungsstrategie als unzureichend. Zwar seien die Ziele der Strategie, gesunde und nachhaltige Ernährungsumgebungen zu schaffen, pflanzliche Ernährung sowie die Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung zu fördern, begrüßenswert. Allerdings würden „wirksamen Maßnahmen wie die Finanzierung oder konkrete Zielvorgaben“ fehlen, so die DUH in einer Mitteilung.
DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner erklärte: „Mit der heute veröffentlichten Ernährungsstrategie zeigt die Bundesregierung, dass sie die grundlegenden Probleme erkannt hat. Das aktuelle System belastet unsere Gesundheit, das Klima und vernachlässigt das Tierwohl. Aber: Die Bundesregierung kann oder will keine echten Lösungen vorlegen. Erst bis 2050 soll es für alle Menschen in Deutschland möglich sein, sich gut zu ernähren – bis dahin dauert es noch ein Vierteljahrhundert.“
Die DUH plädiert deshalb für steuerliche Ansätze wie die Absenkung der Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse auf 0 Prozent – oder die Erhebung einer Zuckersteuer.
Quellen: Material der dpa, BMEL, DUH
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