In Rheinland-Pfalz soll ein Beschluss den Konflikt zwischen einem Lidl-Wasserlieferanten und dem örtlichen Wasserversorger schlichten. Der Getränkehersteller darf nun 100 Millionen Liter weniger Grundwasser entnehmen. Dem Wasserversorger ist das aber zu wenig.
Zwischen dem Getränkehersteller MEG, der unter anderem Lidl beliefert, und dem örtlichen Trinkwasserversorger der Orte Wörth und Jockgrim in Rheinland-Pfalz kam es zu Auseinandersetzungen über die Entnahme von Grundwasser. Wie der Südwestrundfunk (SWR) berichtet, hat die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd jedoch einen Beschluss erlassen und dem Konflikt zunächst ein Ende gesetzt.
Ab sofort bis Ende 2024 darf der Getränkehersteller noch 1,6 Milliarden Liter Wasser aus dem Grund entnehmen. Das sind 100 Millionen Liter weniger Grundwasser als die Jahre zuvor. Da lag die erlaubte Wassermenge bei 1,7 Milliarden Litern. Der örtliche Wasserversorger hatte sogar auf eine Reduzierung auf 1,5 Milliarden Liter Wasser gepocht. Die SGD Süd suchte mit 1,6 Milliarden Litern einen Kompromiss.
Wasserentnahme: Sorge vor Druckumkehr
Getränkehersteller MEG betreibt seit 2013 ein Werk in Wörth. Das Grundwasser bereitet die Firma auf und verkauft es bei Lidl unter dem Namen „Saskia-Quelle Wörth am Rhein„. Der örtliche Wasserversorger befürchtet eine sogenannte Druckumkehr, sollte zu viel Wasser aus dem Boden entnommen werden.
Laut der Goethe Universität Frankfurt am Main bedeutet eine Druckumkehr eine Veränderung im Landschaftswasserhaushalt. Drückte das Grundwasser in der Vergangenheit an vielen Stellen nach oben und speiste Bäche und Flüsse, führen Klimawandel und Grundwasserentnahme bei einer Druckumkehr zu einem umgekehrten Prozess. Aufgrund des gesunkenen Grundwasserstands drückt das Grundwasser dann nicht mehr nach oben, sondern das Wasser der Fließgewässer versickert in den Untergrund. Dieser Prozess ermöglicht es Schadstoffen, z. B. aus Abwässern, ins Grundwasser einzudringen. Zusätzlich führt die Umkehr der Fließrichtung zwischen Oberflächenwasser und Grundwasser dazu, dass Feuchtgebiete austrocknen.
Wasserversorger fühlt sich benachteiligt
Behördenleiter Hannes Kopf erklärt laut SWR, man habe bei der Entscheidung die kurz- und mittelfristigen Auswirkungen des Klimawandels beachtet. Eine Folge sei, dass sich in der Südpfalz weniger neues Grundwasser bildet.
Kritik wird von Seiten des Wasserversorgers laut. Verbandsdirektor Ralf Friedmann erklärte, er habe den Eindruck, wirtschaftliche Interessen seien bevorzugt worden. „Wenn unsere Versorgung Vorrang hätte, dann gäbe es eine Messstelle, wo man sagen kann, Achtung, da ist die Trinkwasserversorgung der Bürger in Gefahr. Und dann hat man entsprechende Konsequenzen zu ergreifen. Aber diese Messstelle gibt es nicht“, so Friedmann laut SWR.
Der Genehmigungsdirektion SGD zufolge überwache MEG das Grundwasser regelmäßig. Demnach ermitteln Messstellen fortlaufend den Wasserstand. Jährlich gebe es eine Berichterstattung. „Wenn es allerdings bemerkenswerte Ereignisse gibt, die eine Reaktion erfordern, dann bekommen wir es auch mit“, sagte Kopf dem SWR zufolge.
Wie geht es weiter?
Auf Nachfrage des SWR äußerte sich die Schwarz Produktion, zu der MEG gehört. Demnach sei „der Schutz der öffentlichen Trinkwasserversorgung von Seiten der MEG Wörth gegeben.“ Zudem werde das Grundwasserdargebot der Region „heute bei weitem nicht ausgeschöpft“.
Wie SWR die Schwarz Produktion zitiert, habe diese bewusst diesen Standort für die Wasserentnahme gewählt, weil es dort laut des Lebensmittelproduzenten „nur ein geringes Risiko gibt, dass die Grundwasserstände – auch in trockeneren Jahren – sinken“. Daher werde das Unternehmen auch für die Zeit nach 2024 ein Wasserrecht beantragen. SGD bestätigt dem SWR, dass die Schwarz Produktion überlegt, zusätzliche Grundwasserquellen anzuzapfen.
Verwendete Quellen: SWR, Goethe Universität
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