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ZDF-Doku deckt Lidls Supermarkttricks auf

Lidl
Foto: Utopia / Vipasana Roy

Supermärkte versuchen ihre Ware an die Kund:innen zu bringen. Oft mit fragwürdigen Tricks. Eine ZDF-Doku hat sich Lidl genauer angeschaut – und vier Strategien des Discounters offengelegt. Von Täuschungsmanövern und „Greenwashing“ ist die Rede.

„Jeden Tag geben Kunden und Kundinnen zu viel Geld aus, weil sie die Tricks bei Lidl nicht kennen“ – mit dieser Behauptung beginnt die ZDF-Doku „Lidl: Die Insider“.

Wie der Name bereits andeutet, erzählen darin vier Insider von den Tricks des Discounters, die Kund:innen zu größeren Einkäufen animieren sollen. „Es sind die Maschen eines verschwiegenen Konzerns“, heißt es. Die sogenannten Insider waren laut ZDF mehrere Jahre bei Lidl beschäftigt. Sie waren im Marketing, Einkauf oder im mittleren Management tätig – und traten anonymisiert vor die Kamera.

Der Einkaufswagen

Zu den Tricks gehören zum einen übermäßig große Einkaufswagen. Einkaufskörbe, wie sie andere Supermärkte anbieten, gibt es bei Lidl nicht. Laut ZDF habe der Discounter jahrelang an Form und Größe des Einkaufswagens getüftelt, sodass die darin platzierte Ware besonders klein wirke – und Kund:innen nicht den Eindruck bekommen, einen bereits prall gefüllten Warenkorb zu haben. Eine Ex-Marktleiterin erklärte, dass Einkaufskörbe in den Lidl-Filialen den Umsatz deutlich sinken ließen. An die großen Einkaufswagen sind dem Bericht zufolge auch die Gänge im Discounter angepasst worden.

Die Preisschilder

Ein anderer Insider erklärt, dass Lidl im Vergleich zu anderen Supermärkten seine Preisschilder bewusst anders anordnet. Befindet sich das Preisschild für ein Produkt in der Regel unter der Ware, hängt es bei dem Discounter über ihr. Kund:innen, so die Behauptung, würden dann dazu verleitet, etwa bei einem teureren Markenprodukt aus Gewohnheit das untere Schild zu lesen – auf dem beispielsweise die günstige Eigenmarke ausgewiesen ist, die darunter liegt. Kund:innen denken so, sie würden ein Schnäppchen machen. Weltweit sind die 11.550 Filialen fast alle gleich aufgebaut, so das ZDF.

Das Bio-Label

Die ZDF-Doku wirft Lidl zudem Täuschungsmanöver vor. So werbe die Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, angeblich damit, teurere Bioland-Produkte zu führen. Bioland ist der größte ökologische Anbauverband in Deutschland und setzt sich für die Förderung und Weiterentwicklung des Bio-Landbaus ein. Tausende Bio-Produkte werden durch den Anbauverband zertifiziert.

Laut ZDF würden bei dem Discounter jedoch nur wenige Bioland-Produkte unter die günstigere Eigenware namens „Bio Organic“ gemischt. Diese Eigenprodukte würden unter weniger strengen Auflagen hergestellt, lautet der Vorwurf. Von „Bio-Mindeststandard der EU“ ist hier die Rede. Dafür seien die Etiketten verglichen mit den Bioland-Produkten täuschend ähnlich, sagt eine Ex-Lidl-Marketingmanagerin. „Die ganzen ‚Bio Organic‘-Produkte sind so gemacht, dass sie nahe an Bioland dran sind.“

Der Recycling-Kreislauf

Bei den Getränken wirbt der Discounter bei seinen Eigenmarken „Freeway“ und „Saskia“ mit der Aussage „100 Prozent recycelt aus alten Flaschen“. Ausgenommen davon seien die Deckel und Etiketten.

Eine Kreislauf-Grafik des Unternehmens lässt dabei den Schluss zu, die Flaschen würden in einem angeblich „geschlossenen Kreislaufsystem“ nur aus dem Granulat alter Lidl-Flaschen produziert. Die ZDF-Doku verdeutlicht jedoch, dass dies kaum möglich ist.

Schließlich gibt es bei der Wiederverwendung von Plastik meist stoffliche Verluste – weshalb oft von Downcycling die Rede ist. Ein vollständig in sich geschlossener Recyclingkreislauf sei gar nicht möglich, sagt auch Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, gegenüber dem ZDF. Fischer nennt das Versprechen „Greenwashing“.

Lies auch: Wie Unternehmen Greenwashing betreiben – und wie du es erkennst

Auf Nachfrage ließ Lidl laut ZDF mitteilen, dass zur Herstellung besagter Flaschen auch zurückgenommene PET-Einwegpfandflaschen von Kaufland verwendet werden. „Auch Flaschen anderer Hersteller finden damit Eingang in den Kreislauf.“ Dieses Material fehle dann bei anderen Produzenten und müsse von diesen neu eingekauft werden, so Fischer, der dieses Vorgehen für „Verbrauchertäuschung“ hält.

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