Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer fordert generell weniger Autos auf deutschen Straßen. Ansonsten stehen Deutschlands Chancen im Kampf gegen die Klimakrise wohl eher schlecht – selbst mit E-Autos.
Luisa Neubauer engagiert sich im Rahmen von Fridays for Future bereits seit Jahren für eine konsequentere Klimapolitik. Deshalb ist sie auch als die deutsche Greta Thunberg bekannt. Beim Future Mobility Summit des Tagesspiegels, der am 8. Juni stattfand, betonte sie nun, wie wichtig Änderungen im Verkehrsbereich sind, um die globale Erwärmung aufzuhalten.
Luisa Neubauer: Weniger Autos auf Deutschlands Straßen
Mit dem Future Mobility Summit will der Tagesspiegel verschiedene Akteur:innen zusammenbringen und über die Zukunft des Verkehrssektors diskutieren lassen. Neben der Klimaaktivistin war am Dienstag so auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vertreten. Statt grundsätzlich weniger Autos sprach er sich für Modelle mit alternativen (also zum Beispiel elektrischen) Antrieben aus und will sich für eine intensivere Produktion von Batteriezellen für E-Autos einsetzen.
Luisa Neubauer kritisierte Autokonzerne hingegen und betonte, es müsse grundsätzlich weniger Autos auf Deutschlands Straßen geben, wenn wir das 1,5-Grad Ziel erreichen wollen. Sie kritisierte dabei Autokonzerne, die sich nach wie vor wenig Gedanken um Klimaschutz machen und ausschließlich auf Wachstum ausgerichtet sind.
Diese Aussagen dürften besonders mit Blick auf das historische Urteil des Bundesverfassungsgerichts relevant sein: Mehrere Klagen hatten dazu geführt, dass das Gericht das deutsche Klimaschutzgesetz als verfassungswidrig bewertete. Grund dafür war, dass genaue Angaben fehlen, wie der Ausstoß von Treibhausgasen nach 2031 reduziert werden soll. Bis Ende nächsten Jahres muss die Bundesregierung dies konkretisieren. Eine fehlende Bereitschaft den Autosektor grundsätzlich zu überdenken und wirklich klimafreundliche Alternativen anzustreben, lässt die deutsche Klimapolitik nun nicht unbedingt im besten Licht erscheinen. Schließlich können auch E-Autos allein die Klimakrise nicht abwenden.
Warum E-Autos allein nicht reichen
Autokonzerne stellen E-Autos gern als völlig unbedenkliche Alternative zu Verbrennungsmotoren dar. Man bekommt dabei schnell den Eindruck, wenn nur genug Menschen auf E-Autos umsteigen, könnten wir die Treibhausgas-Emissionen im Verkehrssektor im Handumdrehen auf ein Minimum reduzieren.
Ganz so einfach ist das in der Praxis jedoch nicht:
- Ob ein E-Auto tatsächlich weniger Emissionen verursacht, hängt vor allem davon ab, wie der Strom erzeugt wurde. Wenn der Strom nach wie vor größtenteils aus fossiler anstatt aus erneuerbarer Energie stammt, fällt die Klimabilanz dementsprechend schlecht aus. Die gute Nachricht: In punkto erneuerbarer Energie macht Deutschland Fortschritte. 2019 betrug ihr Anteil am gesamt produzierten Strom bereits 42 Prozent. Beachtet man diese Zahlen, verursachen E-Autos tatsächlich weniger Emissionen als die meisten Verbrennungsmotoren.
- Auch für die Herstellung des Elektromotors und Akku des E-Autos muss viel Energie aufgewendet werden. So werden für einige Elektromotoren zum Beispiel Seltene Erden benötigt.
- Wie nachhaltig ein E-Auto ist, hängt auch davon ab, wie lange der Akku hält und ob dieser anschließend recycelt wird. Mehr zu diesem Thema erfährst du hier: Ökobilanz Elektroautos: So nachhaltig sind E-Autos wirklich
Fazit: Echte Verkehrswende
Grundsätzlich gilt also: Mit grünem Strom betrieben sind E-Autos in der Regel klimafreundlicher als Verbrennungsmotoren. Doch auch für ihre Herstellung werden wertvolle Ressourcen benötigt, die nur unter hohem Energieaufwand abgebaut werden können.
Einfach jedes Diesel- und Benzinmobil durch ein E-Auto zu ersetzen, kann also nicht die Lösung sein. Das liegt schon daran, dass es aufgrund der hohen Automobilanzahl in Städten immer wieder zu Platzproblemen kommt. Wenn sich dann alle in der Rush Hour gleichzeitig fortbewegen wollen, kommt es zu Staus, sodass sich Autos nur noch extrem ineffizient fortbewegen können. Auch E-Autos verbrauchen dann deutlich mehr Strom als nötig. Und der muss schließlich irgendwo herkommen.
Ein Ausbau des ÖPNVs sowie verbesserte Bedingungen für Radfahrer:innen in deutschen Städten sind demnach essentielle Schritte im Kampf gegen die Klimakrise und für die Zukunft unseres Planeten.
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