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Millennials wollen keine Führungspositionen – der Grund ist ihr Selbstverständnis

Millennials lehnen traditionelle Karriereleiter ab
Foto: CC0 Public Domain / Pexels - Buro Millennial

Statt Karriere zu machen und durchzustarten, lehnen viele Millennials Führungspositionen und die klassische Karriereleiter ab. Woher kommt der Unterschied zu den Babyboomern?

In den 30ern ist die Zeit, in der Menschen Karriere machen und voll durchstarten – zumindest frühere Generationen. Bei Millennials sieht das anders aus: Immer weniger von ihnen wollen in einem Unternehmen aufsteigen und eine Führungsposition übernehmen.

Millennials, das ist die Generation, die zwischen 1981 und 1995 geboren wurde und heute im Alter von 27 bis 41 Jahren ist. Im Vergleich zu den beiden Vorgängergenerationen den Babyboomern und der Generation X erkennen Expert:innen grundlegende Unterschiede in der Beziehung zur Arbeit, die durch unterschiedliche Lebenswirklichkeiten erklärt werden können.

So arbeiten die Generationen

Der Trend, dass sich Menschen immer weniger für Führungspositionen interessieren, gäbe es bereits seit einigen Jahren, erklärt Stefan Mauersberger, Partner bei der Personalberatung Kincentric der Süddeutschen Zeitung (SZ). Zum einen, weil momentan die Generation der Boomer in Rente geht, gehen wird oder kürzertritt. Aber auch die Corona-Pandemie trägt dazu bei, dass Menschen grundsätzlich ihr Leben und ihre Arbeitssituation überdenken. Daher wäre ihnen Persönlichkeit entfalten und kreativ sein wichtiger als Karriere zu machen.

Ganz im Gegensatz dazu war bei den Vorgängergenerationen Arbeit der zentrale Lebensinhalt. Die Karrieren wurden zielgerichtet, strebsam und mit vollem Einsatz (bis hin zur Selbstaufgabe) gestaltet. „Die Boomer haben gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet“, zitiert die SZ Philippe Hoffmann von dem Beratungsunternehmen Spencer Stuart, „und das selten infrage gestellt. Das lag natürlich in ihrer Lebenserfahrung begründet.“

Während laut Mauersberger viele Millennials nur für die kommenden zwei, drei Jahre denken und planen und nicht mehr für ein ganzes Leben, sah das bei früheren Generationen anders aus. „Früher gab es das Selbstverständnis: Ich bleibe, wo ich bin, und arbeite mich da nach oben. Jetzt herrscht eher das Gefühl vor: Ich kann überall arbeiten.“

Unterschiede in den Lebenswirklichkeiten

Boomer, geboren zwischen 1945 und 1968, haben in ihrem Leben bisher fast durchgehend ein starkes wirtschaftliches Wachstum erlebt. Zeitgleich waren das, wie der Name Babyboomer bereits impliziert, geburtenstarke Jahrgänge, weshalb diese Generation ein starkes Konkurrenzverhalten erlernt hat. Wer etwas im Leben erreichen wollte, musste sich durchsetzen. Begünstigt wurde der Ehrgeiz durch klare Hierarchien in Unternehmen und starre Regeln für einen Aufstieg. Hoffmann sagt in der SZ: „Es gab fast nur die tradierte Karriereleiter.“

In ganz anderen Umständen sind dagegen die Millennials aufgewachsen. „Es ist die erste Nachkriegsgeneration, für die es nicht nur automatisch aufwärtsgeht“, so Mauersberger. Das Leben der Generation ist geprägt von den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001, der Finanzkrise und der Euro-Krise.

Millennials sind die „Generation Why?“

Mit Unsicherheiten kann die Generation der Millennials zwar gut umgehen, möchte sich aber nicht mit Unzufriedenheit und einer sinnlosen Arbeit begnügen. Man kann sie also auch die „Generation Why“ nennen, wie es die SZ tut. Es sei eine Generation, die sich nicht mehr des Aufstiegs Willens in der Arbeit engagieren möchte. Und Führung, wie sie momentan in Unternehmen gehandhabt wird, lehnt sie auch ab. „Die Karriere über die tradierte Leiter wird irgendwann zur Ausnahme werden, wir sehen nun eher Mosaikkarrieren, mit vielen Wechseln zwischen Unternehmen und Tätigkeiten“, sagt Hoffmann der SZ.

Millennials möchten also nicht mehr Führen, sondern eher coachen, begleiten oder fördern. Dadurch entsteht jedoch ein Konflikt in Unternehmen mit Menschen momentan in Führungspositionen, die dort sind, weil sie ihr Leben lang zielstrebig dafür gearbeitet haben. Jetzt überlassen sie – teils wenig begeistert – das Feld einer Generation, die es komplett anders machen möchte.

Laut Hoffmann wird es daher für Unternehmen schwierig, neue Führungskräfte zu finden, wenn sich Strukturen nicht ändern. Denn faul seien die Millennials keinesfalls. „Wenn die Umstände stimmen, arbeiten viele von ihnen sehr gerne und viel. Das sieht man zum Beispiel an denen, die gründen. Die arbeiten danach mehr denn je zuvor, weil es sie so erfüllt.“

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