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Nach Rassismusvorwürfen: Österreichische Kaffeemarke ändert ihr Logo

Kaffeemarke Julius Meinl hat das Logo geändert – zumindest für das Julius-Meinl-Stammhaus Am Graben 19 in Wien.
Foto: kyrychukvitaliy / stock.adobe.com

Das Logo der Kaffeemarke Julius Meinl zeigt die Silhouette eines schwarzen Jungen mit traditioneller osmanischer Kopfbedeckung – und erhielt dafür viel Kritik. Nun wurde das Firmenzeichen überarbeitet.

Die Themen „Kaffee“, „Rassismus“ und „Kolonialismus“ sind stark miteinander verwoben. Die gemeinsame Geschichte ist stellenweise auch heute noch sichtbar – beispielsweise im Logo des Kaffeeherstellers Julius Meinl. Dieses zeigte lange Zeit das Profil eines schwarzen Jungen mit traditioneller Fes-Kopfbedeckung. Der Konzern wurde deshalb, und wegen anderer bedenklicher Werbeaktionen, schon mehrmals mit Rassismusvorwürfen konfrontiert. Nun hat er sein Logo geändert – zumindest für das Julius-Meinl-Stammhaus Am Graben 19 in Wien.

Kaffeemarke Julius Meinl hat das Logo geändert – zumindest für das Julius-Meinl-Stammhaus Am Graben 19 in Wien.
Die ursprüngliche Version des Meinl-Logos. (Screenshot: Twitter/ François Murphy)

Dieses ziert nun die neue Version des Logos, welches nur noch aus der Kopfbedeckung auf petrolfarbenem Hintergrund besteht. Der abgebildete Fes-Hut war früher im Orient und auf dem Balkan weit verbreitet.

Julius Meinl ändert Logo: „Nicht mehr zeitgemäß“

Der Geschäftsführer Herbert Vlasaty erklärte bei der Pressekonferenz am Donnerstag, das Motiv sei nicht mehr zeitgemäß gewesen. Das ursprüngliche Logo wurde 1924 entwickelt und 2004 erstmals abstrahiert.

Laut Webseite des Unternehmens sei die ursprüngliche Darstellung des Mannes mit Fes eine „Hommage an die Geschichte, wie der Kaffee nach Wien kam.“ Damit bezieht sich der Hersteller auf eine Legende, der zufolge ein kaiserlicher Bote 1683 einige Säcke Kaffee erhielt, die nach der Türkenbelagerung Wiens zurückgelassen wurden und damit das erste Wiener Kaffeehaus gründete. Das Logo soll einen jungen osmanischen „Kaffee-Experten“ zeigen, der eine Tasse zum Mund führt.

Kritik auch nach Logo-Änderung

Meinl hat die Änderung des Logos auch in den sozialen Medien verkündet – und diverse Reaktionen erhalten. Einige Twitter-User:innen finden die Änderung übertrieben, anderen geht sie nicht weit genug. Denn die Logoänderung hat nur das „Julius Meinl am Graben” vorgenommen. Die “Julius Meinl Coffee Group” ist ein eigenständiges Unternehmen und verwendet weiterhin das Profil auf rotem Grund.

Aus Protest an dem Logo ist sogar eine Kampagne hervorgegangen. „Mein Julius“ übte bereits 2007 Kritik an dem Branding. Die Initiative will unter anderem mit T-Shirts auf verdeckte rassistische Klischees aufmerksam machen. Auf diesen ist das Symbol der Bewegung zu sehen: eine schwarze Faust, die den traditionellen Fes zerquetscht. „Mein Julius hat keine Lust mehr auf ein dienstbotenartig gesenktes Haupt“, heißt es auf der Website der Bewegung.

Und sogar an der neuen Version des Logos gibt es Kritik. Einige User:innen weisen darauf hin, dass der Fes selbst nicht politisch korrekt ist. Die Kopfbedeckung kann auch als Zeichen des osmanischen Imperialismus gewertet werden.

Utopia meint: Das ursprüngliche Meinl-Logo stammt aus einer anderen Zeit, in der rassistische Klischees weniger hinterfragt wurden. Aus einer historischen Perspektive mag es trotzdem interessant sein, aber es steht klar im Konflikt zu unserem heutigen Verständnis von Respekt gegenüber einer Kultur oder Ethnie. Protest seitens Menschen, die sich davon angegriffen fühlen, scheint den Konzern überzeugt zu haben, einen anderen Weg einzuschlagen, auch wenn dessen Ende vielleicht noch nicht erreicht ist. Meinl ist nicht das erste, und bestimmt nicht der letzte Unternehmen, welches sich mit seiner eigenen Geschichte auseinandersetzen beziehungsweise für moderne Sichtweisen sensibilisiert werden muss.

Übrigens: Von Ausbeutung ist Kaffee auch in der Moderne noch oft geprägt. Wir bei Utopia empfehlen deshalb fair gehandelten Bio-Kaffee. Empfehlenswerte Sorten findest du in unserer Bestenliste: Bio-Kaffee & Fair-Trade-Kaffee.

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