Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) will den Autoverkehr in Hannover radikal reduzieren: Bis 2030 soll die Innenstadt dort „nahezu autofrei“ werden. Nun hat er die Pläne dafür vorgelegt.
Mit dem Vorhaben, bis 2030 eine autofreie Innenstadt innerhalb des hannoverschen Cityrings zu ermöglichen, wurde Belit Onay (Grüne) im Herbst 2019 zum Oberbürgermeister der niedersächsischen Landeshauptstadt gewählt.
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge hat Onay nun erstmals Details seines Plans vorgelegt. Demnach plant der Grünen-OB, das Zentrum Hannovers künftig „nahezu autofrei“ zu gestalten, um Passant:innen und Radfahrer:innen mehr Raum zu ermöglichen.
„Autofrei heißt: Es ist kein Auto zu viel in der Stadt“, zitiert der Spiegel Onay. Hierzu möchte er vor allem den Durchgangsverkehr in Hannovers Innenstadt unterbinden – die Innenstadt selbst solle aber weiterhin mit dem Auto erreichbar bleiben.
Innenstadt-Parkplätze sollen reduziert werden
In den kommenden Jahren will die Stadtverwaltung laut Berichten schrittweise die meisten ebenerdigen Parkplätze beseitigen. Stattdessen solle in Parkhäusern geparkt werden – diese seien aktuell ohnehin nur zu 50 Prozent ausgelastet, erklärt Onay laut dem NDR.
Anlieger:innen müssten ihre privaten Stellplätze dem Mobilitätskonzept zufolge auch weiterhin erreichen, ebenso soll die Innenstadt für Taxen und Lieferwagen zugänglich sein. Zudem plant Hannovers Oberbürgermeister, Parkmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung auszuweiten.
„Für diejenigen, die aufs Auto angewiesen sind, wird es zukünftig leichter, in die Stadt zu kommen, weil es weniger konkurrierenden Autoverkehr gibt – aber insgesamt wird die Zahl der Stellplätze nach und nach deutlich reduziert“, zitiert der Spiegel Onay. Hierdurch soll auch dem Nahverkehr mehr Raum gegeben werden.
„Möglichst überall“ Tempo 20 bis 30
Außerdem will die Stadt Hannover im Rahmen des neu vorgestellten Mobilitätskonzepts nach und nach weitere Neustrukturierungen des Innenstadtverkehrs umsetzen.
So sollen die Straßen in der hannoverschen Altstadt für den allgemeinen Autoverkehr nicht mehr passierbar sein. Auch die beiden Tunnel am Hauptbahnhof Hannover sollen für den Autoverkehr geschlossen werden, einer von ihnen auch für den ÖPNV. Dadurch will Onay es ermöglichen, sie für den Rad- und Fußverkehr zu reservieren.
Wo Autos und Kraftfahrzeuge weiterhin fahren dürfen, etwa bei Zufahrten zu Parkhäusern, soll künftig „möglichst überall Tempo 20 oder maximal Tempo 30″ gelten, erklärt Hannovers Oberbürgermeister.
Vielzahl weiterer Neuerungen geplant
Hannovers Innenstadt soll den Plänen zufolge zudem „weitgehend ampelfrei“ werden, um Fuß- und Radwege möglichst selten zu unterbrechen. Sämtliche Straßen innerhalb des Cityrings sollen außerdem grundsätzlich nur einen Streifen pro Richtung haben.
Zusätzlich will man die hannoversche Innenstadt und nahe Wohnquartiere besser miteinander verbinden – indem mehr Querungen über den Cityring eingerichtet werden. Auch plant Hannovers Oberbürgermeister, zukünftig mehr Flächen für Radabstellplätze, Sharing-Angebote, On-Demand-Verkehre und den Lieferverkehr auszuweisen.
Bereits in den vergangenen Jahren testete die Stadt verkehrsberuhigte Bereiche. Nun erklärt Onay laut Spiegel: „Die Zeit der Experimente ist vorbei. Jetzt geht es an die Umsetzung.“
Bis 2030 will die Stadtverwaltung die Vorhaben des Mobilitätskonzepts umsetzen. Nach der Beschlussfassung soll Mitte 2024 mit Umbauarbeiten begonnen werden – etwa in der Schillerstraße, der Georgstraße sowie in der Prinzenstraße und der Joachimstraße.
Verwendete Quelle: NDR, Spiegel
Hier weiterlesen auf Utopia.de:
- So sollen die Städte autofreier werden: Multimodale Verkehrskonzepte der Zukunft
- Letzte Generation: OB lenkt ein – keine Klebeproteste mehr in Hannover
- Insel Juist: Tipps für einen Urlaub auf der autofreien Nordseeinsel
War dieser Artikel interessant?