Ein Kiez ganz ohne Autos, die Straßen zuparken? Diese Idee verfolgt der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Vorlage für das Vorhaben ist ein wissenschaftlich belegtes Modellprojekt.
Im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gibt es eine neue Idee für die angestrebte Verkehrswende: Im Graefekiez, in dem rund 20.000 Menschen leben, könnten demnächst alle privaten Parkplätze im öffentlichen Straßenraum wegfallen. Darauf zielt jedenfalls ein Antrag von SPD und Grünen ab, der am Mittwochabend in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zunächst zur weiteren Beratung in die zuständigen Ausschüsse überwiesen wurde. Zunächst hatte die Berliner Zeitung über den Antrag berichtet.
Vorgeschlagen wird ein wissenschaftlich begleitetes Modellprojekt, das zunächst sechs bis zwölf Monate laufen soll. Parkmöglichkeiten sollen dann nur noch für Menschen mit Behinderungen sowie für Sharing-Fahrzeuge wie Autos, Elektroroller, Fahr- oder Lastenräder bestehen. Für Anwohner:innen soll es möglich sein, ihre privaten Fahrzeuge für einen Sonderpreis von 30 Euro im Monat im Parkhaus Hermannplatz zu parken. Weitere Stellflächen sollen nach Bedarf vom Bezirk angeboten werden.
Die Straßen im Kiez würden im Falle einer Umsetzung der Idee als Spielstraßen ausgewiesen, die aber grundsätzlich weiter befahren werden dürften. Zu- und Anlieferungen wären dann weiterhin möglich. Lediglich die Durchfahrt der Schönleinstraße soll dem Vorschlag zufolge zwischen Kottbusser Damm und Urbanstraße eingeschränkt werden. Vor und während des Projekts sollen die Kiezbewohner:innen in unterschiedlicher Form eingebunden werden.
Flächendeckendes Parkverbot?
Sollte der Antrag am Ende in der BVV so beschlossen werden, müsste das Bezirksamt über eine Umsetzung beraten, wie Sprecherin Sara Lühmann erläuterte. Für die Verkehrswende und das Bestreben nach mehr Flächengerechtigkeit sei es wichtig, einmal beispielhaft zu zeigen, wie der Straßenraum ohne parkende Autos genutzt werden könne.
Einen Zeitplan gibt es indes noch nicht, auch Details einer möglichen Umsetzung sind offen. Dazu gehört nicht zuletzt die Frage, wie ein solches flächendeckendes Parkverbot durchgesetzt werden könnte.
Die Idee reiht sich ein in diverse Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, Emissionsreduzierung und Neuaufteilung des Straßenraums in Berlin. Der von den Grünen dominierte Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sieht sich hier als Vorreiter. Er treibt schon länger Projekte wie temporäre Spielstraßen, den Ausbau der Radinfrastruktur oder die Sperrung von Straßen oder Straßenzügen für den Durchgangsverkehr voran.
Utopia meint: Aufgrund der Klimakrise ist eine Mobilitätswende dringend erforderlich – weg von Verbrennungsmotoren, hin zu umweltfreundlicheren Antriebsformen. Vor diesem Hintergrund sind solche Modellprojekte lohnenswert. Gleichzeitig sollte an einem attraktiven Nah- und Fernverkehr gearbeitet werden – für die Menschen, die sich kein Auto leisten können oder wollen. Insbesondere verkehrsbelastete Städte können dadurch entlastet werden.
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