Das Umweltbundesamt fordert ein Verbot für bestimmte Kältemittel. Denn über diese können Stoffe in die Umwelt gelangen, die sich zu Ewigkeitschemikalien (PFAS) zersetzen. Die Behörde betont, wieso man Einträge dieser Stoffe vermeiden muss – und schlägt eine Alternative vor.
Das Umweltbundesamt (UBA) will ein Verbot für fluorhaltige Kältemittel in Auto-Klimaanlagen in der europäischen Union durchsetzen. Daran arbeitet das Amt gemeinsam mit Umweltbehörden anderer EU-Staaten und hat einen Vorschlag bei der Europäischen Chemikalienagentur Echa in Helsinki eingereicht. In einer Stellungnahme gegenüber Klimareporter erklärte die Behörde, ein Verbot sei notwendig. Denn: Aus dem Kältemittel Tetrafluorpropen, das bei Neuwagen seit einigen Jahren eingesetzt wird, bildet sich in der Umwelt nach kurzer Zeit Trifluoressigsäure (TFA).
Bei TFA handelt es sich um eine per- beziehungsweise polyfluorierte Chemikalie (PFAS), auch bekannt als Jahrhundertgift oder „Forever Chemicals“. Der Name rührt daher, dass ihre Zerstörung extrem aufwändig ist. Geschieht das nicht gezielt, reichern sie sich in der Umwelt, aber auch im menschlichen Organismus immer weiter an. PFAS gilt außerdem als wassergefährdend. „Einträge von TFA in die Umwelt müssen […] unbedingt vermieden werden“, schreibt die Behörde auf ihrer Webseite.
PFAS sind in verschiedenen Alltagsprodukten enthalten, zum Beispiel Regenjacken, Lebensmittel oder Kosmetika, sie können diese wasser-, schmutz- oder fettabweisend machen. Verbindungen können sich erwiesenermaßen auf die Gesundheit auswirken – schon in geringen Konzentrationen. Einige EU-Länder haben im Januar bei der EU-Chemikalienagentur ECHA ein Verbot für ewige Chemikalien gefordert. Mit einer Umsetzung wird frühestens 2025 gerechnet.
Kühlmittel aus Auto-Klimaanlagen wird zu PFAS
Tetrafluorpropen wird derzeit als Ersatz für das extrem klimaschädliche Kältemittel Tetrafluorethan verwendet. Doch auch der Ersatzstoff hat negative Auswirkungen. Gelangt er in die Umwelt, verbreitet er sich über die Luft und dringt mit Niederschlägen in Böden und Gewässer ein. „Aus dem Wasser ist TFA durch die üblichen Reinigungsverfahren nicht entfernbar“, schreibt die Behörde.
Tetrafluorpropen sollte also nicht in die Umwelt gelangen – doch offenbar tritt der Stoff häufig aus Klimaanlagen aus. Das UBA schätzt, dass 2020 bereits rund 800 Tonnen des Kältemittels aus Auto-Klimaanlagen freigesetzt wurden. Seitdem wurden zahlreiche Neuwagen neu zugelassen, die das Kältemittel verwenden – die Zahl dürfte also gestiegen sein. „Der Verzicht auf den Einsatz fluorierter Kältemittel ist einer der notwendigen Schritte“, schreibt die Behörde.
CO2 als Alternative für Klimaanlagen
Gleichzeitig betont das UBA, dass es eine Alternative zu Tetrafluorpropen gebe: Zum Beispiel Kohlenstoffdioxid (CO2). „CO2 hat eine hohe Kälteleistung, ist nicht brennbar, bildet keine Zerfallsprodukte und ist weltweit kostengünstig verfügbar„, schreibt das Amt gegenüber Klimareporter. Die Behörde habe selbst bereits ein Dienstfahrzeug mit einer CO2-Klimaanlage im Fuhrpark gehabt. Messungen hätten die „Leistungsfähigkeit des Kältemittels CO2 für die Klimatisierung“ belegt. In Bussen werden CO2-Klimaanlagen bereits eingesetzt.
Autohersteller wie Mercedes-Benz und Audi hatten bereits Klimaanlagen entwickelt, die mit CO2 betrieben werden können und entsprechende Modelle kurzzeitig angeboten. Probleme gab es laut Klimareporter keine, trotzdem nutzen die Autokonzerne inzwischen ausschließlich Tetrafluorpropen als Kältemittel. Mercedes-Benz erklärte auf Anfrage von Klimareporter, „grundsätzlich offen“ für alternative Kältemittel zu sein.
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